Historischer Stimmungswechsel
In Irland zeichnet sich ein historischer Stimmungswechsel in der Bevölkerung ab: Kurz vor der Parlamentswahl am Wochenende hat sich die linke Partei “Sinn Féin” laut einer Umfrage innerhalb weniger Tage an die Spitze geschoben. Die Partei strebt ein vereintes Irland mit dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland an.
Wien, 4. Februar 2020 / Am 8. Februar werden die Iren zur Wahlurne gebeten. Die bevorstehenden Parlamentswahlen könnten für eine große Überraschung sorgen: Laut der jüngsten Meinungsumfrage der “Irish Times” vom Montagabend könnte sich ein Viertel der Wähler für die linksnationalistische Sinn Féin-Partei entscheiden. Die christdemokratische Partei von Ministerpräsident Leo Varadkar, Fine Gael, liegt mit 20 Prozent nur an dritter Stelle, während die wichtigste Oppositionspartei, die gemäßigt konservative Fianna Fáil, in der Umfrage auf 23 Prozent kommt. Beide Parteien schließen eine Koalition mit Sinn Féin aus.
Sinn Féin steht für ein vereintes Irland
Die Ergebnisse deuten auf einen historischen Stimmungswechsel in der Bevölkerung hin. Sinn Féin, einst als politischer Flügel der Untergrundorganisation IRA geltend, strebt ein vereintes Irland mit dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland an. Den Mitgliedern von Sinn Féin war bis Mitte der 1990er Jahre aufgrund des drei Jahrzehnte dauernden Konflikts mit Nordirland das Vorkommen in irischen Medien untersagt. Der nordirische Teil der Partei regiert in Nordirland mit – und strebt die Wiedervereinigung mit der irischen Republik an. Sinn Féin hat angekündigt, im Falle einer Regierungsbeteiligung sofort mit Verhandlungen zu einem Referendum über die Vereinigung Irlands zu beginnen.
Schlüsselrolle für Koalitionsregierung
Sinn Féin stehen nur 42 Kandidaten zur Verfügung – etwa die Hälfte der Kandidaten, die die beiden anderen Parteien jeweils stellen. Im Falle eines Wahlsiegs wäre die Partei nicht in der Lage, eine Mehrheitsregierung zu bilden, davon sind Experten überzeugt. David Cullinane, hochrangiges Mitglied der Sinn Féin-Partei, ist allerdings anderer Meinung:
Amazing the amount of journalists who up until a few weeks ago were predicting @sinnfeinireland seat losses now experts in how many candidates we should have stood. We are standing enough candidates to be serious contenders for Government. The demand for change is heart lifting.
— David Cullinane TD (@davidcullinane) February 3, 2020