Zahlen und Fakten für Österreich
Zum Weltkrebstag wirft ZackZack einen Blick auf die Situation in Österreich: Was sind die häufigsten Formen von Krebserkrankungen und wie steht es um Zahlen rund um Neuerkrankungen und Sterblichkeit?
Wien, 4. Februar 2020 / Krebs wird zu einem immer größeren Problem der Gesellschaft. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Todesfälle in Europa sind bereits darauf zurückzuführen. Die Häufigkeit der Erkrankung steigt, die Sterblichkeitsraten sinken im Vergleich dazu durch bessere Diagnose und Therapie. Im Jahr 2018 haben laut Statistik Austria 357.781 Personen mit einer Krebsdiagnose in Österreich gelebt. Zugleich wurden 41.389 Neuerkrankungen für das Jahr 2017 verzeichnet. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung machten an Krebs erkrankte Personen vier Prozent aus. Bei etwa der Hälfte aller neuen Fälle waren Brust, Prostata, Darm oder Lunge betroffen.
Mehr Männer als Frauen sterben an Krebs
Insgesamt führte bei 10.933 Männern und 9.215 Frauen im Jahr 2017 eine Krebserkrankung zum Tod. Damit waren Krebserkrankungen für etwa ein Viertel der jährlichen Todesfälle verantwortlich und: mehr Männer als Frauen sterben an Krebs! 2017 erhielten in Österreich 22.442 Männer und 18.947 Frauen eine Krebsdiagnose. Die häufigsten Diagnosen waren 5.355 bösartige Tumore der Brust bei Frauen und 5.697 bösartige Tumore der Prostata bei Männern, gefolgt von 4.676 bösartigen Tumoren der Lunge und 4.284 bösartigen Tumoren des Dickdarms bzw. Enddarms.
Neuerkrankungen in Österreich 2017
Häufigste Todesursachen: Brustkrebs und Prostatakrebs
Für krebsbedingte Todesursachen bei Frauen ist am häufigsten der Brustkrebs mit rund 28 Prozent Neuerkrankungen 2017 und 17 Prozent aller Krebssterbefälle verantwortlich. Bei Männern steht Lungenkrebs mit etwa 22 Prozent als häufigste krebsbedingte Todesursache an erster Stelle, während Prostatakrebs an erster Stelle unter diagnostizierten Neuerkrankungen steht: Ein Viertel aller diagnostizierten bösartigen Neubildungen bei Männern war im Jahr 2017 Prostatakrebs. Dickdarmkrebs rangiert auf Platz drei und ist für rund elf Prozent aller Krebssterbefälle verantwortlich.
Zunahme der jährlichen Neuerkrankungen
In den vergangenen 20 Jahren nahm die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen von rund 36.500 auf über 41.000 zu. Dementsprechend steigt die sogenannte Krebsprävalenz (die Anzahl der mit Krebs lebenden Personen an einem bestimmten Stichtag, Red.) seit Jahren kontinuierlich an. 2007 lebten rund 270.000 Personen mit einer Krebsdiagnose in Österreich, das waren um knapp 90.000 weniger als 2017. Daraus ergab sich ein Anstieg der Prävalenz von 2007 bis 2017 um 32 Prozent.
ZackZack sprach mit Chefin der Krebshilfe
Dieser Anstieg ist vor allem dadurch bedingt, dass es absolut gesehen in Folge der demografischen Alterung sowie steigender Lebenserwartung der Bevölkerung immer mehr Personen in höherem Lebensalter. Die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken, nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Auch verstärktes Screening sowie verbesserte Diagnosemethoden tragen dazu bei, Krebserkrankungen häufiger und frühzeitiger zu erkennen – ist auch Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Krebshilfe Österreich, überzeugt.
Wir haben rund 40.000 Neuerkrankungen im Jahr, bei Frauen an erster Stelle Brustkrebs, bei Männern Prostatakrebs, beide gefolgt von Lungen- und Darmkrebs. Wir fordern unter anderem ein organisiertes Darmkrebs-Screening nach dem Vorbild von Brustkrebs-Screenings. Jeder Österreicher soll ab dem 50. Lebensjahr zu einem Screening eingeladen werden.
Österreich: Stärken und Schwächen
Wie ist die Situation in Österreich im Vergleich mit anderen EU-Ländern zu beurteilen? Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Krebshilfe Österreich, sagt dazu im Interview mit ZackZack:
Wir sind in Österreich Spitzenreiter, wenn es darum geht, Patienten bestmögliche Therapie anzubieten. Wo wir allerdings nicht so gut sind: Wir haben zwar eine hohe Lebenserwartung (eine der höchsten in EU), aber wir verbringen rund 20 Jahre davon krank. In Schweden sind es zum Beispiel nur rund 10 Jahre. Wir müssen insgesamt einen gesünderen Lebensstil pflegen. Dazu gehört: Nicht rauchen, regelmäßige Bewegung, Übergewicht vermeiden und die Anspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen sowie die HPV-Impfung. Andere Länder mit hohen Durchimpfungsraten haben quasi keine HPV-Erkrankungen.
WHO warnt vor Verdoppelung bis 2040
Die Zahl der Krebsfälle weltweit dürfte sich nach einer Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 2040 fast verdoppeln. Das geht aus dem alle fünf Jahre erstellten Weltkrebsreport der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) hervor. 2018 erkrankten demnach weltweit 18,1 Millionen Menschen neu an Krebs, mehr als die Hälfte davon, 9,6 Millionen Menschen, starben daran.
Krebs zu überleben sei auch eine Frage des Wohlstands, so die IARC, die zur WHO gehört. Sowohl Betroffene in ärmeren Ländern als auch ärmere Bevölkerungsschichten in reichen Ländern hätten geringere Überlebenschancen.
Gesundheitspolitische Maßnahmen gefordert
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat anlässlich des Weltkrebstages am Dienstag anstehende Maßnahmen für eine verbesserte Krebsvorsorge und -behandlung präsentiert. So soll jedes in Österreich an Krebs erkrankte Kind einen “Survivorship Passport”, der wichtige Informationen bündelt, erhalten. Auch ein nationales Komitee für das Screening von Krebserkrankungen ist geplant.
Doris Kiefhaber sieht im Kampf gegen Krebs Handlungsbedarf von Seiten der Politik:
Es braucht einen nationalen Schulterschluss: Bund und Länder, alle Player im Gesundheitsbereich müssen zusammenwirken und der Bevölkerung Informationen über die jeweiligen Maßnahmen anbieten. Minister Anschober hat es heute den Startschuss gegeben zur Etablierung einer eigenen Screening-Gruppe, also Experten, die auf Basis wissenschaftlicher Evidenz Screening-Programme entwickeln. Das begrüßen wir sehr.
(apa/lb)