Samstag, Dezember 7, 2024

Neuigkeiten zur Kleinwalsertal-Affäre – Kurz-Erzählung bröckelt

Kurz-Erzählung bröckelt

Die Verteidigungslinie des Kanzlers, sein Menschenbad wäre vor allem Medien und Bürgern zuzuschreiben, bröckelt immer mehr. Neue Infos legen nahe, dass Kurz darauf bestanden haben soll, Fotos zu knipsen. Auch der Zettel mit den Warnhinweisen ist nur wenigen Augenzeugen bekannt, ausreichend verteilt wurde er nicht. Bewohner sind sauer.

Wien, 15. Mai | Mittlerweile ist der Besuch des Kanzlers im Vorarlberger Kleinwalsertal zu einer politischen Affäre geworden. Internationale Medien berichten über die harsche Kritik an der Missachtung der Corona-Regeln von Kurz, während sich dieser und sein Team in immer tiefer in Widersprüche verstricken. Was geschah wirklich in Mittelberg?

Augenzeuge: „Kurz hat auf Fotos bestanden“

Wie ZackZack gestern in der Aufmacher-Story berichtete, genoss Kurz sichtlich das Bad in der Menge, machte munter Selfies und erntete infolge seines eher spöttischen Aufrufs zum „Abstand halten“ Gelächter von den Anwesenden. War das Zusammentreffen unter Missachtung der verordneten Corona-Regeln wirklich zufällig? Das behaupten der Kanzler und sein Team. Doch Augenzeugenberichten zufolge stimmt das so nicht.

Kurz-Sprecher Johannes Frischmann beteuerte gegenüber dem „Standard“, dass der Ablauf angeblich anders geplant gewesen sei. So wollte man ursprünglich am Grenzübergang einen kurzen Pressetermin abhalten, ehe es zum Arbeitsgespräch ins „Walserhaus“ gehen sollte. Bis dahin verlief offenbar alles weitgehend ordnungsgemäß. Dann der Bruch: der Konvoi, der eigentlich zum Hintereingang fahren sollte, fuhr zum Vordereingang, wo ca. 150 Menschen auf Sebastian Kurz warteten. Der stieg aus, laut Zeugen auf eigenes Verlangen hin, und ließ sich feiern. Vonseiten der ÖVP sollte es später heißen, das Auto sei „steckengeblieben“, die Schaulustigen hätten dem Kanzler keine andere Wahl gelassen. Im Gespräch mit ZackZack sagt ein Insider, der anonym bleiben will:

„Das stimmt nicht. Kurz hat auf Fotos bestanden.“

Auch NEOS-Landtagsmandatar Johannes Gasser hat ähnliche Infos und zweifelt den Spin des Kanzlerteams an. Auf Twitter sagt dieser:

„Die Infos, die ich aus dem Kleinwalsertal inzwischen bekommen habe, zeigen auch weniger ein Versagen der Gemeinde oder der Bürger_innen, sondern dass sich Kurz selber nicht an diese Vorgaben gehalten habe und den Kontakt direkt gesucht und damit provoziert hat.“

Mysterium Warnzettel

Als die Debatte dann gestern für den Kanzler zusehends aus dem Ruder zu laufen begann, preschte einer seiner Sprecher, Etienne Berchtold, mit einem scheinbar von der Gemeinde verteilten Zettel mit folgendem Inhalt vor: Es gebe „KEINE öffentliche Veranstaltung“, man solle Abstand einhalten und Annäherung an die Kanzler-Delegation seien zu unterlassen.

Doch Augenzeugen berichten: der Zettel wurde bei weitem nicht an alle verteilt. Demnach hätten einige den Zettel nie gesehen. ZackZack weiß von mindestens drei Personen, dass sie ein etwaiges Verteilen, geschweige denn den Zettel selbst, zu keiner Zeit gesehen hätten.

Eine andere Person bestätigt zwar, dass sie den Zettel gesehen habe – allerdings erst rund 20 Minuten vor der Kanzler-Rede. Den Zeugen sei weiters nicht bekannt, dass es in irgendeiner Form eine Ankündigung per Postwurfsendung gegeben hätte, wie auch behauptet wurde. Im Gegenteil: die Gemeinde Mittelberg postete auf Facebook stolz den Kurz-Besuch. Dort warnte man:

„Wegen der Covid-19-Maßnahmen ist eine öffentliche Veranstaltung leider nicht möglich und es gibt leider keine Gelegenheit für einen persönlichen Kontakt.“

Die Ankündigung wurde jedoch als Aufruf verstanden, was wohl der Grund war, warum der Beitrag im Laufe des Tages wieder gelöscht wurde.

Bewohner sauer

Laut Informationen von Ortskundigen soll die Stimmung im Kleinwalsertal mittlerweile im Keller sein. Viele Mittelberger sind demnach sauer auf den Bürgermeister – und auf Kanzler Kurz. Der betonte gestern in einem defensiven Auftritt in der ZIB 2, verantwortlich für das Menschenbad seien vor allem die anwesenden Medienvertreter und seine Fans gewesen. Unter diesen befanden sich übrigens einige Gemeindevertreter, die ohnehin zum Arbeitsgespräch gekommen wären.

(wb)

Titelbild: APA Picturedesk

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