Mittwoch, Oktober 9, 2024

ÖVP-Rache an Kaffeehaus-Betreiber – Spielte Köstinger sensible Daten an Rechtsboulevard?

Spielte Köstinger sensible Daten an Rechtsboulevard?

Landtmann-Gastronom Bernd Querfeld kritisierte in einem “Standard”-Interview die ausbleibenden Regierungshilfen. Es folgte ein Racheakt der ÖVP via Rechtsboulevard. Die Kritik ist groß: Das Köstinger-Ministerium könnte sensible Daten über das Unternehmen an Medien gespielt haben.

Wien, 02. Juni 2020 | Am Samstag gab der Cafetier Bernd Querfeld dem “Standard” ein Interview, indem er gegen die ausbleibenden Hilfen der Regierung wetterte. Für Querfeld sind die Hilfspakete „zerplatzte Luftballons“. Im Interview sagte er auch, dass er noch keinen Euro erhalten habe und Kredite aufnehmen musste.

Köstinger rückt aus

Das ließ die ÖVP nicht auf sich sitzen. Am Pfingstmontag rückte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) aus und äußerte sich zum ÖVP-Parteifreund und Gastronom in in der Gratiszeitung „Heute“. Der Artikel mit dem Titel „Promi-Wirt klagt über Corona-Geld, bekam aber 1 Million“ wurde unter anderem auch vom Kurz-Medienbeauftragten Gerald Fleischmann auf Twitter geteilt.

Im “Heute”-Artikel wurden dann Details über Querfeld veröffentlicht. „Soweit dem Ressort bekannt sei, habe die Familie Querfeld für ihre zehn Cafés und Restaurants mehrere Instrumente für Unterstützungsleistungen in Anspruch genommen und Mittel in entsprechender Höhe bewilligt bekommen“, hieß es von Köstinger-Seite.

Das Ministerium forderte die Familie Querfeld sogar auf, die in Anspruch genommenen Summen offenzulegen oder die zuständigen Behörden von ihrer Amtsverschwiegenheit zu entbinden.

Heftige Kritik an Köstinger

Köstinger kassierte dafür heftige Kritik in den sozialen Netzwerken. Nutzer vermuteten eine Datenweitergabe der Tourismusministerin an die Gratiszeitung, um Querfelds Kritik im Standard-Interview zu entkräften.

Querfeld blieb bei seinen Aussagen gegenüber dem „Standard“:

“Ich habe bisher keinen Euro an Förderungen erhalten, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Es gab für uns keine Zuschüsse, die im Unternehmen geblieben sind.”

Querfeld meldete seine Mitarbeiter zur Kurzarbeit an. Das Geld dafür wird vom AMS erst zwei bis drei Monate später ausbezahlt. Für die Vorfinanzierung musste Querfeld einen Kredit in Höhe von 1,8 Millionen Euro aufnehmen.

Das Geld des AMS sei nun bei Querfeld angekommen, jedoch sei dieses “ein Arbeitnehmer-Sozialprojekt”.

Heftige Kritik gab es auch vom SPÖ-Abgeordneten Thomas Drozda. Dieser warf der ÖVP sogar Denunziation vor.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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