Die ÖVP-Verbindungen zum PR-Desaster
Arbeits- und Familienministerin Christine Aschbacher (ÖVP) war in der Corona-Krise nahezu abgetaucht. Doch dann tauchte ein inszeniertes Foto auf, dass sie bei der Verteilung des Corona-Familienfonds an ein Kleinkind zeigt. Jetzt kommen neue Details über die “Familie” ans Tageslicht: das Baby hat beste ÖVP-Connections.
Wien, 15. Juni 2020 | Die Arbeits- und Familienministerin Christine Aschbacher fiel in den vergangenen Monaten besonders durch Abwesenheit auf. Unzählige Familien warten immer noch auf Unterstützung aus dem Corona-Familienfonds. Umso größer war das Erstaunen, als in der “Kronen Zeitung” ein Foto veröffentlicht wurde, dass die ÖVP-Ministerin bei der persönlichen Übergabe mehrerer 100-Euroscheine an ein Kleinkind zeigt. Laut Aschbacher handelte es sich um eine direkte Auszahlung aus dem Familienfonds. Die Ministerin fügte hinzu, dass das Kind „spontan“ nach dem Geld griff.
“Frappierende ÖVP-Nähe”
Doch jetzt eine erstaunliche Wende: “Der Standard” veröffentlichte am Freitag neue Details über die Hintergründe des Fotos. Es handle sich demnach um eine Familie mit „frappierender Nähe zur ÖVP“. Die Verbindungen zur Volkspartei sind in der Tat erstaunlich eng. Laut “Standard” war etwa der ÖVP-Landeshauptmann der Steiermark, Hermann Schützenhöfer, auf der Hochzeit der abgebildeten “Eltern”. Fotos der Hochzeit belegen dies. Die Mutter der Familie war parlamentarische Mitarbeiterin für die ÖVP-Abgeordnete Maria Rauch-Kallat. Der Vater organisierte vor kurzem als Eventmanager eine ÖVP-Wirtschaftsbund-Veranstaltung. Zumindest die beiden fotografierten Kinder dürften keine ÖVP-nahen Jobs ausgeübt haben – bis jetzt.
Eine Parteispende wird an die ÖVP übergeben (ca. 2020, koloriert) pic.twitter.com/FUJLARKGmW
— Stefan Hechl (@StefanHechl) May 30, 2020
Eigentlich nur durch Überweisung legitim
Die ungewohnte Auszahlung per Hand – oder wie bei genauerer Betrachtung des Fotos erkenntlich, per Feuerzange – ist per Gesetz verboten. Die Mittel aus dem Familienhärtefond dürfen „ausschließlich durch eine einmalige Überweisung“ verteilt werden.
Gegenüber dem “Standard” ruderte ein Ministeriumssprecher sichtlich zurück:
“Das Foto war symbolisch gemeint.”
Zudem handle es sich laut Ministerium um Spekulationen, was die ÖVP-Nähe der Familie betreffe. Es handle sich lediglich um eine Familie, die Geld aus Härtefonds bezogen haben soll.
Thema noch nicht vom Tisch
Das peinliche PR-Desaster wird Aschbacher aber wohl noch länger begleiten. Erst letzte Woche stellten die NEOS eine parlamentarische Anfrage an die ÖVP-Ministerin zu den Hintergründen der Familie. Aschbacher muss nun innerhalb von zwei Monaten darauf antworten. Das Foto-Fiasko ist also noch lange nicht vom Tisch.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk