Mario Pulker bei der ZiB 2 am 22. Mai. Damals betonte er, die Gastro müsse sich bei der Regierung für die Covid-Krisenmaßnahmen bedanken. Screenshot: ORF TV-Thek.
Hotels: Siegel da, Tests nicht mehr
Zackzack hat bei anderen Hotels in der Region nachgefragt. Diese bestätigen, ein Siegel bekommen zu haben. Während einer der Betreiber nicht weiß, woher das Siegel bzw. die Plakette stammen soll, ist sich die andere sicher: von der WKO. Auf der Projektseite „Safe A“ steht allerdings, dass das ominöse Labor-Kartell „Arge Safe A“ dafür zuständig ist. WKO oder Labore? Interessant ist das vor allem deshalb, weil WKO und Köstinger-Ministerium stets die private Natur des angeblichen Konsortiums, von dem zackzack-Recherchen zufolge zumindest neu teilnehmende Labore gar nichts wussten, betont wurde.
Das Gütesiegel ist jedenfalls nutzlos, denn seit Wochen wird offenbar nicht mehr getestet, zumindest nicht bei Hotelbetreiber A.:
„Vor vier bis fünf Wochen wurde das letzte Mal getestet. Die Plakette haben wir zwar, aber mittlerweile ist die zur Seite gelegt worden. Ich habe ehrlich gesagt auch andere Sorgen, wir kommen mit dem Betrieb nicht mehr hinterher.“
„Mussten uns auf einmal neu anmelden“
Derzeit, so A., werde bei ihm jedenfalls nicht getestet. Macht das Virus Pause? Auch Hotel B. bestätigt gegenüber zackzack: anfangs sei via Rotes Kreuz einmal in der Woche getestet worden, doch dann habe man sich auf einmal neu anmelden müssen. Warum?
„Keine Ahnung, das war alles etwas chaotisch. Es hat ja geheißen, das geht alles sehr einfach.“
Dann habe man sich über die Projektseite „Sichere Gastfreundschaft“, wie vonseiten der WKO gewünscht, wieder angemeldet. „Ab jetzt sollen wieder einmal die Woche Tests stattfinden“, so B.
NEOS-Schellhorn kritisiert Test-Flop abermals
NEOS-Wirtschaftssprecher und Hotelier Sepp Schellhorn beklagt sich indes abermals über das Coronatest-Chaos im Tourismusbereich. Insbesondere ärgert er sich, dass die Ministerin den Betrieben selbst die Verantwortung zuschiebt:
„Während Tourismusministerin Köstinger über die mangelnde Testbereitschaft der Betriebe klagt, verabschiedet sich der WK-Spartenobmann für Gastronomie und Obmann des Tourismusverbandes Wachau, Mario Pulker, sang- und klanglos mit seinem Betrieb aus dem Projekt Safe A. Warum wohl? Weil für die Tourismus-Betriebe kein Mehrwert mit diesem steuerfinanzierten Test-Flop verbunden ist.“
Pikant ist, dass Mario Pulker erst seit Kurzem Sparten-Vize für Tourismus bei der WKO ist. Zackzack berichtete über die Absetzung der ehemaligen Sparten-Chefin Nocker-Schwarzenbacher. Er ist außerdem Obmann der Gastro-Sparte und hat einige weitere Funktionen in der Branche inne. Dass ein neu aufgestiegener Funktionär gegen ein ursprüngliches Prestigeprojekt ledert, wundert auch Schellhorn:
„Selbst bei treuen Wirtschaftskammer-Multifunktionären endet hier die Loyalität zu den Verantwortlichen dieses Projekts: Harald Mahrer und Elisabeth Köstinger. Übrig bleibt, dass die Wirtschaftskammer ein Testprojekt konzipiert und beworben hat, von dem sich der Spartenobmann Tourismus bereits vor Wochen verabschiedet hat.“
Während die Hotels jetzt das Ruder selbst in die Hand nehmen oder von vorne mit dem Testungsprogramm beginnen sollen, wird die Rolle der Berater im Hintergrund immer eindeutiger. SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher pocht auf einen Ausschuss: „Wir brauchen dringend einen Corona-Unterausschuss, um genau solche Machenschaften kontrollieren zu können.“
Mehr dazu am Wochenende auf zackzack.
(wb)