Türkis gibt auf
Dass Gernot Blümel die Wien-Wahl nicht ganz ernst nimmt, dürfte seit seinem ZIB 2-Interview einem breiteren Publikum klar geworden sein. Der Finanzminister kandidiert zwar als Spitzenkandidat, nach Wien wird er aber wohl nicht wechseln. Bei der Plakatpräsentation der ÖVP Wien am Donnerstag war Blümel nicht einmal anwesend.
Wien, 04. September 2020 | Am 25. August war Finanzminister Gernot Blümel, in seiner Position als ÖVP-Spitzenkandidat für die Wien-Wahl, in der “Zeit im Bild 2” eingeladen. Dort gab Blümel bekannt, er werde nicht in den Gemeinderat wechseln, sollte keine Regierungsbeteiligung in der Hauptstadt für den Türkisen möglich sein. Und genau danach sieht es momentan aus. In den Umfragen befindet sich die ÖVP Wien im Sturzflug.
Höhenflug für Blümel vorbei
Nach Höhenflügen während der Corona-Krise, wo die türkise Stadtpartei auf bis zu 27 Prozent geschätzt wurde, liegt sie mittlerweile bei rund 20 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass Blümel zunehmend unbeliebt wird. Bei der Frage „haben Sie einen günstigen oder ungünstigen Eindruck?“ erreichte der Finanzminister zuletzt einen Saldo von -17 Prozent, nachdem er im März noch bei +29 Prozent lag. Selbst Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz stapelt aufgrund Blümels Umfragewerten tief, das Wahlziel wurde auf 15 Prozent heruntergestutzt.
Blümel fehlt bei Präsentation
Ein weiteres Indiz dafür, dass Blümel selbst den Kampf um Wien aufgegeben hat, war ein Moment am Donnerstag. Bei der Präsentation der ÖVP-Plakate war der Spitzenkandidat nicht einmal anwesend. Die Präsentation wurde der türkisen Nummer 2, Bernadette Arnolder, und dem Listenfünften, Peter L. Eppinger, überlassen. Das Kuriose: Einziger auf den Plakaten abgedruckter Kandidat ist der nicht anwesende Gernot Blümel.
Gegenüber “Puls 24” gab Arnolder den Grund dafür an: Blümel habe Termine als Finanzminister wahrgenommen. Im Wahlkampf-Finish wird die ÖVP Wien ihre letzten Geschütze auffahren. Statt den in den Umfragen unbeliebten Blümel allein zu plakatieren, sehen sich die Türkisen gezwungen, bei der nächsten Plakatreihe in zwei Wochen Sebastian Kurz mit dem Finanzminister zusammen abzubilden.
Inhaltlich begrenzt
Inhaltlich halten sich die ÖVP-Plakate sehr zurück. Die Wiener Volkspartei versucht mit vier Schlagwörtern – Integration, Sicherheit, Leistung, Wirtschaft – vor allem Rechtaußenwähler von der strauchelnden FPÖ abzugrasen. Für den übertrieben gefotoshoppten Spitzenkandidaten Blümel erhielt die Volkspartei Spott in den sozialen Netzwerken.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk