Welches Spiel spielt der „Sprecher der Bewegung“?
Peter L. Eppinger ist „Sprecher der türkisen Bewegung“. Im Wiener Wahlkampf kommt er mehr zu Wort als Spitzenkandidat Gernot Blümel. Mit seinem Müll-Video vor der Wiener Karlskirche sorgte der Listenfünfte für einen skurrilen Auftritt. ZackZack hat sich das einmal genauer angeschaut.
Wien, 14. September 2020 | Der ehemalige Ö3-Moderator Peter L. Eppinger, der vor allem durch die Astrologie-Show „Ö3-Sternstunden“ mit Gerda Rogers einem breiteren Publikum bekannt wurde, wechselte im Sommer 2017 zur türkisen ÖVP. Dort ist er „Sprecher der türkisen Bewegung“. Nach drei Jahren als Megafon von Sebastian Kurz betritt er nun offiziell selbst das politische Parkett. Bei der Wien-Wahl ist er an fünfter Stelle für die Volkspartei gereiht, seine Themen: Familie und Verkehr.
Was genau ist seine Expertise?
Was genau Eppinger qualifiziere, sich für diese Themen einzusetzen, wollte auch Armin Wolf von Spitzenkandidat Gernot Blümel im “ZIB 2”-Interview wissen: “Was genau ist seine Expertise in der Wiener Kommunalpolitik?” Blümels Antwort: Eppinger habe Sebastian Kurz bei seinen Wahlkämpfen begleitet. Eppinger reagierte selbst auf Facebook auf die an Blümel gestellte Frage:
„Was macht das mit einer Gesellschaft – wenn man Menschen, die sich weiterentwickeln, einfach die Kompetenz abspricht? Stellt euch vor, man hätte in den 80er Jahren einem Mitarbeiter bei einer Zahnpasta-Firma gesagt: „Hey, warst Du je bei Coca-Cola? Was verstehst denn Du von Energy-Drinks in Dosen? Lass‘ es!“
Wasser predigen, Wein trinken
Inhaltliche Themensetzung zu Eppingers Bereichen Verkehr und Familie sucht man in Interviews und seinen Social Media-Accounts größtenteils vergeblich. Der Großteil der Eppinger-Beiträge handelt nämlich vom Thema “Fairness”. Immer wieder mahnt Eppinger einen fairen Umgang im Wahlkampf ein. Genau dieser faire Umgang kam jedoch für viele Beobachter beim Online-Wahlkampfauftakt zu kurz, als Eppinger gegen die Wiener Grünen und deren Gürtelpool polemisierte. Auch die Wahlkarten-Aktion für die, die ÖVP eine Rüge durch die Wahlbehörde kassierte, wurde mit einem Eppinger-Tonband bei der Hotline untermalt.
Müllabfuhr Eppinger
Für einen besonders skurrilen Auftritt sorgte Eppinger Ende August, als er auf seinen Social-Media-Kanälen ein Video postete, bei dem er samt türkisen Mithelfern die Stiegen vor der Karlskirche von Müll befreite. Auch wenn die Aktion durchaus löblich ist, wurde die Aufräumaktion von Eppinger von einem genervten Unterton und mehrmaligem Seufzen begleitet. So betonte Eppinger: „Ich sag euch was, das ist nicht mein Mist, aber meine Stadt.“
Peter L. Eppinger schaut sich nach einer Partynacht den vermüllten Karlsplatz an und ist ganz schockiert.
Gott sei Dank will er aber Vernatwortung übernehmen und redet mit dem Kanzler über Coronataugliche Nachtgastromaßnahmen…äääääh und hebt den Müll auf, mein ich. pic.twitter.com/r44DEma9lz— Y v i C a t h é (@YviCathe) August 29, 2020
ZackZack fragte bei der MA 48 nach und erfuhr: Für den Müll auf den Stiegen der Karlskirche ist gar nicht die Stadt Wien, sondern die Kirche zuständig. Das erwähnte Eppinger in seinem Video nicht. Die MA 42, die für die Reinigung des umliegenden Parks zuständig ist, teilte ZackZack mit: “Die Stadtgärtner haben die Reinigungsintervalle enorm verstärkt, da aktuell coronabedingt viele junge Menschen generell die öffentlichen Plätze verstärkt nutzen.”
Es ist doch dein Müll
Nach dem Wahlkampfauftakt der ÖVP in der Lichtenfelsgasse kursierten auf dem Kurznachrichtendienst Twitter Fotos der vermüllten ÖVP-Zentrale. Auf Facebook bezog Eppinger dazu Stellung: „Längst weggeräumt. Schönen Gruß auch drüben auf Twitter.“
„Das ist nicht mein Mist, aber meine Stadt.“
Ich fürchte, das ist doch dein Mist, Eppi.Hat wer die Nummer vom „Sprecher der Bewegung“? Wegam Wegräumen warats. pic.twitter.com/esxE3VX6Ph
— Michael Kolesnik-Gerges (@_MKolesnik) September 11, 2020
Die ÖVP-Zentrale nach dem Wahlkampfauftakt
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk