“Ich war im Warteraum”
Einen skurrilen Auftritt legte der Feldkircher ÖVP-Bürgermeister Wolfgang Matt bei Armin Wolf hin. Er dürfte seiner Wahrnehmung nach alles richtig gemacht haben und sieht kaum einen Grund, sich zu entschuldigen. An Rücktritt denke er nicht.
Wien, 20. Jänner 2021 | Der Vorarlberger ÖVP-Bürgermeister Wolfgang Matt von Feldkirch durfte sich am Mittwoch im Zib2-Studio bei Armin Wolf erklären. Er holte sich entgegen des geltenden Impfplanes eine Dosis Corona-Impfstoff. „Ich werfe auch kein hartes Brot weg, sondern mache Toast daraus“, erklärte sich der Eigentümervertreter des Seniorenheimes Feldkirch. Er sei eben „im Warteraum“ gewesen – und sonst keine andere Risikoperson mehr, die eigentlich Vorzug gehabt hätte. Die schweren Vorwürfe der Heimärztin, die von „Korruption“ sprach, ließ er an sich abprallen, jedoch mit fragwürdigen Begründungen.
„Das hätte ich machen können“
Es sei dort geimpft worden und dann einfach noch eine Dosis übrig geblieben, so seine Erzählung. Obwohl er sich schon vor Wochen auf die Impfliste des Seniorenheimes schreiben hat lassen, erklärte sich Matt ganz anders: Man hätte nicht mehr so schnell Personen aus der Risikogruppe mobilisieren können. „Was hätten sie gemacht, wenn drei Impfdosen übrig geblieben wären?“ Dann hätte er versucht, noch irgendwie Leute zu mobilisieren. Wolf stellte dann fest: „Das hätten Sie mit einer Dosis auch machen können.“ „Ja, das ist richtig, das hätte ich mit einem Impfstoff auch machen können.“
Sonderbar klingt auch eine weitere Begründung des in Bedrängnis Gebrachten. Er sei eben als Eigentümervertreter auch in Kontakt mit Seniorenvertretern. Auf die Feststellung von Wolf, dass dort laut Verordnung kaum Besuche zugelassen seien, argumentierte Matt, dass Senioren-Angehörige eben auch zu ihm ins Rathaus zu Besuch kämen.
Rücktritt?
An Rücktritt denke Matt nicht, jedoch nicht „weil er kein Gefühl habe“. Sondern wenn „Leute hier gewesen wären, die noch eine Dosis abnehmen hätten können“, dann wäre er „ohne weiteres“ zurückgetreten. Er habe sich jedoch besonders „defensiv“ verhalten, deshalb sehe er auch keinen Grund für eine Entschuldigung. „Soll ich mich jetzt entschuldigen, dass ich diese letzte Dosis genommen haben?“ Wenn aber Wert darauf gelegt werde, dann könne er sich entschuldigen. Im Zib2-Studio ist das jedenfalls nicht passiert.
Der zuletzt sehr stille Vizekanzler und Justizminister Werner Kogler (Grüne) forderte überraschend seinen Rücktritt. Auch die „Vorarlberger Nachrichten“ forderten in ihrem Leitartikel den Rücktritt von Matt. Ebenso gingen auf Twitter die Wogen hoch:
westösterreich in der #zib2
how it started how it‘s going pic.twitter.com/9WoWNmzB7U
— Maximilian Werner (@MaxlWerner) January 19, 2021
„Alles richtig gemacht“, von Tilg bis Matt, von Tirol bis Vorarlberg, von ÖVP bis ÖVP.
puh da war Wikipedia aber schnell
🥸#zib2 pic.twitter.com/kzvXgnwk7Z— Michael, der (@Drowhunter) January 19, 2021
Wikipedia schätzt das Interview ein.
https://twitter.com/gerold_rie/status/1351641686519250951
Der Chefredakteur der „Vorarlberger Nachrichten“ ist fassungslos.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk