Samstag, Juli 27, 2024

Österreich mit europaweit schlimmstem Wirtschaftseinbruch – Wirtschaft zerlegt sich

Wirtschaft zerlegt sich

„Österreich ist Europas neues Schlusslicht“, berichtete heute die Tageszeitung „Welt“. Und tatsächlich: Nirgendwo sonst in Europa brach die Wirtschaft im vierten Quartal 2020 so dramatisch ein wie in Österreich.

 

Wien, 03. Februar 2021 | Die Wirtschaft in der Eurozone ist 2020 eingebrochen. Laut Schätzungen des europäischen Statistikamtes “Eurostat” vom Dienstag um 6,8 Prozent und damit so stark wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1996. Im vierten Quartal 2020 verzeichnete Österreich den stärksten Einbruch im gesamten Euroraum.

Herbst-Einbruch in Österreich

Im vierten Quartal 2020 sank das BIP in der EU im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Prozent. Im Euroraum viel der Rückgang um 5,1 Prozent noch stärker aus. Aber in Österreich betrug das Minus gegenüber dem vierten Quartal 2019 sogar überdurchschnittlich hohe 7,8 Prozent. Das war der zweitschlechteste Wert in der gesamten Eurozone, hinter Spanien mit einem Wirtschaftsrückgang von 9,1 Prozent. Italien schnitt mit einem BIP-Einbruch um 6,6 Prozent noch besser ab als Österreich. Wesentlich besser kamen etwa Schweden mit einem Minus von 2,6 Prozent und Deutschland mit minus 3,9 Prozent davon. Quelle: Eurostat Grafik: ZackZack Im Vergleich zum dritten Quartal des Jahres 2020 ist Österreich das Schlusslicht. Nirgendwo in der EU lief die Wirtschaft nach September 2020 schlechter als hier. Während das Wachstum in der EU mit minus 0,4 Prozent fast stagnierte, brach Österreichs Wirtschaft um 4,3 Prozent ein. Das ist mit Abstand der schlechteste Wert der gesamten Eurozone. In Italien, das ebenfalls neue Sperrmaßnahmen im vierten Quartal verhängte, fiel der Einbruch mit 2 Prozent nicht einmal halb so schlimm aus. Dramatisch ist Österreichs Einbruch seit September und beispiellos in ganz Europa. Quelle: Eurostat Grafik: ZackZack

Vorhersage eingetroffen

Das Österreichs Wirtschaft seit Herbst massiv unter Druck ist, berichtete ZackZack bereits Anfang Dezember. Damals prognostizierte die OECD, dass Österreich aktuell den Anschluss an den EU-Durchschnitt verliert. Genau das ist nun eingetroffen. Aber warum stürzt Österreichs Wirtschaft so dramatisch ein? Auch andere Staaten verordneten im Herbst Sperrmaßnahmen, dennoch kam es zum heftigsten Einbruch. Die OECD gab die nun eingetroffene Prognose für Österreich deshalb aus, weil die eingebrochenen privaten Investitionen nicht durch öffentliche Ausgaben aufgefangen wurden, klärte Oxford-Ökonom Lukas Lehner damals gegenüber ZackZack auf. Das Finanzministerium argumentiert dagegen mit dem fehlenden Tourismus, der Österreich zusetzen würde. Das lässt Lehner im Gespräch mit ZackZack aber nicht gelten:

Die OECD hatte Österreichs vergleichsweise schwereren Wirtschaftseinbruch bereits im vergangenen Dezember prognostiziert. Dabei sind die Daten für Jänner noch gar nicht berücksichtigt, wo die Wirtschaft in Österreich besonders hart getroffen wurde. Die Größe von Österreichs Tourismussektor ist für den vergleichsweise schweren Wirtschaftseinbruch nur einer von mehreren Faktoren und als Erklärung ungenügend. Auch das Design der Hilfsmaßnahmen scheint nicht optimal zu wirken.”

Neues Schlusslicht

Pikant: Im Frühling lobte sich Kanzler Sebastian Kurz selbst. Im Mai twitterte er, dass Österreich weit besser dastehen würde als die meisten Euroländer. Dieser Trend ist mittlerweile gänzlich umgedreht. Das Land mit Kanzler Kurz erlebt den schlimmsten Einbruch in ganz Europa. https://twitter.com/sebastiankurz/status/1258091549226930177 Vergleiche mit anderen Ländern macht Kurz mittlerweile nicht mehr. Aber die dramatischen Zahlen schlagen jedenfalls im Ausland Wellen. Das konservative deutsche Nachrichtenmagazin „Welt“ titelte am Mittwoch: „Österreich ist Europas neues Schlusslicht.“ Was die Arbeitslosigkeit betrifft, hält sich Österreich noch im Mittelfeld. Die Arbeitslosenstatistik von Europa: Tschechien liegt auf Platz 1, Spanien sieht sich mit einer dramatischen Arbeitslosigkeit konfrontiert. Österreich liegt hier (noch) passabel. Quelle: Eurostat Grafik: ZackZack

Laut Statistik ist man noch besser als der EU-Durchschnitt. Doch der aktuelle Einbruch könnte sich erst in der Zukunft niederschlagen, vor allem weil Tausende aktuell in Kurzarbeit sind.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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