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3,17 Millionen für das Baby-Rüsseltier – Kanzlergeheimnis um Agenturhonorar

Kanzlergeheimnis um Agenturhonorar

3,17 Millionen Euro wurden vom Bundeskanzleramt für die Babyelefanten-Kampagne an Zeitungen, TV-Sender und Online-Medien ausgeschüttet. Dazu kommen noch Agenturhonorare. Aus ihnen macht das Kanzleramt allerdings ein Geheimnis.

 

Wien, 23. Februar 2021 | Er gilt zwar nicht mehr, teuer war er trotzdem: Der Babyelefant. Nachdem im Jänner der Ein-Meter-Abstand auf zwei Meter erweitert wurde, ist der Babyelefant Geschichte. Die Bundesregierung bewarb die Babyelefanten-Kampagne im letzten Jahr allerdings enorm. Im Rahmen der „Schau auf dich, schau auf mich“-Einschaltungen wurden allein für den Babyelfanten-Anteil 3,17 Millionen Euro ausgegeben.

3,17 Millionen für das Rüsseltier

Wie das Bundeskanzleramt von Sebastian Kurz in einer Anfragebeantwortung an die NEOS-Abgeordnete Henrike Brandstötter verlautbarte, schlüsselt sich der Millionen-Auftrag wie folgt auf: 1,3 Millionen Euro gingen an Print-Medien, 728.000 Euro für TV-Spots, 700.000 Euro an Online-Medien, 201.000 für „Out-of-Home“-Werbung, wie etwa Plakaten. Für Hörfunk-Werbung ergaben sich Ausgaben von 194.000 Euro und in den sozialen Netzwerken bewarb man das Babyrüsseltier mit 21. 000 Euro.

Krone, oe24 und Kurier profitieren

Die Nutznießer der Bundesregierungskampagne sind dabei nicht überraschend. Bei den Online-Medien ging der größte Anteil an die „Kronen Zeitung“ mit 88.000 Euro für die Babyelefanten-Einschaltungen. Auf Platz zwei folgt „oe24“ mit 59.000 Euro gefolgt vom „Kurier“ mit 57.000 Euro. Auffallend daran ist, dass es sich laut „ÖWA“-Mediaanalyse (Stand: 3. Quartal 2019) es sich bei der Auszahlung nicht um die Reihenfolge der reichweitenstärksten Medien handelt, wie es bei der Verteilung der Corona-Sondermedienförderung für Printmedien der Fall war. Nach Besucherzahlen wäre die Reihenfolge: Krone, Standard, Kurier.

Vertragsdetails=Geschäftsgeheimnis

Keinerlei Auskunft gab der Bundeskanzler hingegen, wie viel Geld an die Agentur „Wavemaker“, die für die Kampagne zuständig war, geflossen ist. Kurz bittet um Verständnis, „dass diese Vertragsdetails Geschäftsgeheimnisse darstellen, die nicht bekannt gegeben werden können.“ Die Agentur sei im Rahmen des Covid-19-Fonds finanziert worden.

Was macht Abteilung IV im Kanzleramt

Doch die Anfragebeantwortung wirft für Brandstötter noch weitere Fragen auf, wie sie gegenüber ZackZack sagt. Thema ist die Stabstelle „Informationsinitiativen, Mediaplanung und-Budget“ (Abteilung IV) im Bundeskanzleramt, welche für die Erstellung und Berechnung eines Mediaplanes zuständig ist. Die Informationen über die im Bundeskanzleramt angesiedelte Stelle sind bisher rar, konkrete Aufgaben dieser Abteilung möchte Brandstötter über eine weitere parlamentarische Anfrage an den Kanzler herausfinden.

Generell hält Brandstötter eine Mediaplanungsstelle im Bundeskanzleramt für ungewöhnlich. Schließlich seien Medienplanung und Informationsinitiativen eigentlich die Aufgabe der beschäftigten Agentur. Für Brandstötter sei undurchsichtig und mangele es an Transparenz, “wer die Kreativleistung erbringt und noch weniger, wer wann wen dafür bezahlt”.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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