Das ist ein Unterüberschrift
Die bayrische „Weimer Medien Group“ verleiht Sebastian Kurz den „Freiheitspreis der Medien.“ Dessen Stifter steht der ÖVP nahe.
München, 15. April 2021 | Beim diesjährigen Ludwig Erhard-Gipfel (LEG), einem Vernetzungstreffen für Politik und Wirtschaft, erhält Sebastian Kurz den „Freiheitspreis der Medien“. Veranstalter des Gipfels und Stifter des Preises ist die wirtschaftsnahe „Weimer Medien Group“, ein bayrisches Verlagshaus.
Ihr Chef Wolfram Weimer war im April 2019 Stargast beim Mandatare-Treffen von ÖVP-Klub und politischer Akademie gewesen. In seiner Keynote hatte Weimer vom „Comeback der Bürgerlichen“ gesprochen. Man müsse „das Wertegerüst unserer christlichen und sozialen Tugenden neu definieren“, sagte der Verleger. Zahlreiche österreichische Medien berichteten am Donnerstag über die Preisverleihung. Das Naheverhältnis zwischen Weimer und der ÖVP wurde dabei nicht thematisiert.
Verliehen wird der Preis am 11. Mai. Die Veranstaltung findet virtuell statt, Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis wird die Laudatio halten. Hauptsponsoren des LEG 2021 sind neben T-Mobile, Hypo-Bank und Siemens auch der französische Pharmakonzern Sanofi und Audi. Sanofi hatte mit der EU einen Liefervertrag über 300 Millionen Dosen seines Corona-Impfstoffs abgeschlossen, die Lieferung verzögert sich jedoch. LEG-Veranstalter Wolfram Weimer hatte sich in der Vergangenheit gegen den verpflichtenden Ausstieg aus Verbrennungsmotoren stark gemacht.
Der Preisträger des Vorjahres, Fürst Albert von Monaco mit Wofram Weimer. Bild: APA Picturedesk
„Skandale, Amigos und Wiener Filz“
Die Jury des heuer zum siebenten Mal vergebenen „Freiheitspreises“ begründete die Verleihung an Kurz damit, dass der österreichische Kanzler sich „in seiner politischen Laufbahn immer wieder als Brückenbauer“ erwiesen habe. Diese Ansicht dürfte innerhalb der deutschen Medien nicht mehrheitsfähig sein. SZ-Redakteur Oliver das Gupta ließ wissen, dass hinter dem „Friedenspreis“ nicht „die Medien“, sondern lediglich die “Weimer Gruppe” stünde. Das ZDF-Auslandsjournal widmete Sebastian Kurz am Mittwoch einen kritischen Beitrag unter dem Titel „Skandale, Amigos und Wiener Filz“. Kurz habe sich „über Jahre ein Netz aus Seilschaften gestrickt“. Es war der jüngste einer Reihe kritischer Beiträge über Kurz, die in den letzten Wochen in den deutschen Medien erschienen waren.
Der LEG versteht sich als „Jahresauftakt der Entscheider“, bei dem sich die „Elite aus Wirtschaft du Politik“ treffe. Man erhoffe sich von der Veranstaltung „kleinere Gesprächsrunden, bei denen man vertraulich über bestimmte Sachverhalte diskutieren kann“, sagte der Vorstandssprecher der Hypo-Bank, Michael Didierich. Neben einer großen Mehrheit konservativer Politiker, darunter Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Friedrich Merz oder der deutschen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer treten auch vereinzelt sozialdemokratische Politiker wie SPD-Generalsekretär Lars Klingenbeil und der Abgeordnete Karl Lauterbach, und die Grünen-Abgeordnete Katrin Göring-Eckardt auf.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch nannte die Auszeichnung „schlichtweg absurd“. Sebastian Kurz betreibe “Orbanisierung.” Der Kanzler untergrabe “fortlaufend die Säulen unserer Demokratie” und attackiere Rechtsstaat und Pressefreiheit.“ FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz bezeichnete die Verleihung des Preises an Kurz als “Peinlichkeit”. Gerade Kurz, der “sich mit 210 Millionen Euro Sonderförderung die österreichische Medienlandschaft” gekauft habe und “mit täglichen Anrufen Österreichs Journalisten unter Druck setzt”, habe mit Freiheit nichts am Hut.
(tw)
Update: Die Stellungnahmen der Opposition wurden um 13:55 ergänzt.
Titelbild: APA Picturedesk