Impfkampagne in NRW
Corona-Impfungen sind für Wohnungs- und Obdachlose schwer zu erreichen. Jetzt sollen rund 60.000 von ihnen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen geimpft werden. Das Land setzt dabei auf die Einmal-Impfung mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson.
Münster, 28. April 2021 | Nach einem Corona-Ausbruch im „Haus der Wohnungslosen“ sollen in Münster Menschen ohne feste Bleibe zügig geimpft werden. Das berichtete die deutsche ARD-“Tagesschau” am Dienstag. In der Stadt sind nun mobile Impfteams unterwegs, die versuchen, an die Wohnungslosen heranzukommen. Ein Team wartet momentan jeden Morgen vor dem Amt im „Stadthaus 2“. Dort erscheinen regelmäßig Menschen ohne Bleibe, um sich ihr Geld zu holen.
„Dort werden sie von Mitarbeitern des Stadthauses angesprochen und ihnen wird das Angebot gemacht, dass sie heute hier geimpft werden können.“
beschreibt es eine Impfärztin gegenüber der „Tagesschau“. Eine Mehrheit nehme das Angebot an.
Impfkampagne für zehntausende Obdachlose
Rund 60.000 Wohnungs- bzw. Obdachlose sollen im Bundesland Nordrhein-Westfalen nach Berechnungen der „Freien Wohlfahrtspflege NRW“ gegen Corona geimpft werden. In einigen Unterbringungen seien Betroffene bereits geimpft worden, sagte der Sprecher des Fachausschusses Gefährdetenhilfe Andreas Sellner gegenüber der Deutschen Presseagentur.
Nach Schätzungen der Caritas wurden ungefähr zehn Prozent bereits gepiekst. Das Land NRW will bei wohnungs- und obdachlosen Menschen vor allem den Impfstoff von Johnson & Johnson einsetzen, weil das Präparat nur einmal verabreicht werden muss.
„Alles genau geplant und abgestimmt”
Die dauerhaft erreichbaren Wohnungs- und Obdachlosen könnten auch mit anderen Präparaten geimpft werden, die zweimal verabreicht werden müssten:
„Hier wird nicht wild rumgeimpft – alles ist sehr genau geplant und eng abgestimmt“,
so Sellner gegenüber lokalen Medienberichten.
Geplant sei, bis spätestens Anfang Mai die Impfaktion „komplett erledigt zu haben“. Allein in NRW haben insgesamt 47.000 Menschen keinen festen Wohnsitz. Sie leben in Unterkünften oder bei Bekannten. Zusätzlich leben dort laut Schätzungen der Caritas etwa 12.0000 Menschen auf der Straße. Es ist nicht erfasst, wie viele von ihnen bereits geimpft wurden. Auch Städte wie Wuppertal und Duisburg, Dortmund und Bonn haben solche Impf-Kampagnen gestartet.
Unterkünfte bleiben geöffnet
Parallel werde in den Unterkünften regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Wer Symptome zeige, werde separiert, erklärte Sellner gegenüber der Deutschen Presseagentur. Bisher mussten nach Angaben des Ministeriums noch keine Obdachlosenunterkünfte wegen Corona-Fällen geschlossen werden. Als Schutzmaßnahme sei die Belegungsdichte halbiert worden.
Für die Menschen seien zudem alternative Unterbringungsmöglichkeiten geöffnet worden. Die Öffnungszeiten der Notunterkünfte wurden laut Ministerium zum Teil auf 24 Stunden ausgeweitet, so dass sich die Menschen auch tagsüber dort aufhalten könnten.
Einige Einrichtungen hätten Quarantäne-Bereiche und „Krankenwohnungen“ vorgesehen. Wie bereits vor der Corona-Krise würden Bedürftige auch in Hotels und Pensionen untergebracht. Außerdem würden den Kommunen Angebote nicht belegter Jugendherbergen gemacht.
(jz/Agenturen)
Titelbild: APA Picturedesk