Die Münchner Ermittler bereiten für den ehemaligen Wirecard-CEO Markus Braun eine Anklage vor. Die Vorwürfe lauten auf gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Marktmanipulation und Untreue.
Wien, 11. Juni 2021 | Ein Jahr nach seinem Rückzug als Wirecard-Boss, soll Kurz-Großspender Markus Braun nun vor Gericht. Derzeit befindet er sich in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft München bereitet derzeit eine Anklage gegen den Unternehmer vor, wie das „Handelsblatt“ berichtet.
Schwere Vorwürfe
Dem Österreicher werden schwere Delikte vorgeworfen. So wird er des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, der Marktmanipulation und der Untreue beschuldigt, sollte sich im Verlauf des Verfahrens nichts Gegenteiliges erweisen. Für Markus Braun gilt die Unschuldsvermutung.
Anfragen lässt Braun aktuell unbeantwortet, sein Berater richtete ZackZack zuletzt lediglich aus: „Mit Blick auf das laufende Verfahren bitten wir um Verständnis, dass wir zu Ihren Fragen bzw. den insinuierten Annahmen leider nicht Stellung nehmen können. Zudem möchten wir Sie bitten, daraus keine falschen Schlüsse zu ziehen.“
Zehn Jahre Haft möglich
Im schlimmsten Fall drohen dem 51-Jährigen zehn Jahre Haft, sollte die Anklage zugelassen werden. Laut „Handelsblatt“ äußere sich die Münchner Staatsanwaltschaft jedoch nicht dazu. Eine Sprecherin ließ aber wissen, dass man seit Juni 2020 fast 400 Beschuldigten- und Zeugenvernehmungen durchgeführt habe. Bei Beschuldigten in U-Haft werde jedoch aufgrund des Beschleunigungsgrundsatzes schneller ermittelt.
Der Zahlungsabwickler Wirecard war aufgrund kritischer Berichte der „Financial Times“ in Bedrängnis geraten. Im Juni 2020 war der ehemalige DAX-Konzern wegen erfundener Milliarden endgültig baden gegangen. Die Wirecard-Affäre strahlt bis nach Wien aus. Braun, im österreichischen Polit-Komplex kein Unbekannter, hatte für den Kurz-Wahlkampf 2017 70.000 Euro gespendet. Über den ÖVP-nahen Berater Wolfgang Rosam pflegte er in erlesenen Runden Kontakt zu Kanzler Sebastian Kurz, wie ein ehemals enger Braun-Mitarbeiter gegenüber ZackZack berichtet. Er war zudem Mitglied im Think-Tank des Kanzleramtes.
Brauns Ex-Vorstandskollege Jan Marsalek ist weiterhin flüchtig. Auch er pflegte enge Verbindungen in die österreichische Politik, wie ein ZackZack-Foto zeigt, auf dem Marsalek mit Wolfgang Sobotka (ÖVP, damals Innenminister) in Moskau zu sehen ist. Bei Marsaleks Flucht vom Flughafen Bad Vöslau sollen der Ex-FPÖ-Abgeordnete Thomas Schellenbacher und ein BVT-Beamter behilflich gewesen sein.
(wb)
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