ÖVP-Hausdurchsuchung:
104 Seiten, die seit Mittwoch die österreichische Innenpolitik bannen. Tirols Landeshauptmann Günther Platter gab am Freitag bei einer Pressekonferenz nun zu, er habe diese gar nicht gelesen. Kurz gibt er trotzdem Rückendeckung.
Wien, 08. Oktober 2021 | Die Anordnung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zur Hausdurchsuchung in der ÖVP-Zentrale, dem Bundeskanzleramt und dem Finanzministerium, die ZackZack am Mittwoch als Erstes veröffentlichte, schlägt seit Mittwoch hohe Wellen. Unter Journalisten und Politikern ist es wohl das meistgelesene Dokument der letzten Woche. Die Chatauswertungen der WKStA und Begründung für die Hausdurchsuchungen belasten den ÖVP-Machtzirkel schwer.
Platter: “Ich habe diese 104 Seiten nicht gelesen”
An einem hochrangigen Politiker ging die Anordnung, die die ÖVP in eine schwere Krise stieß, allerdings vorbei: Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag gab Platter zu: „Ganz ehrlich gesagt, ich habe diese 104 Seiten nicht gelesen, da bin ich nicht dazu gekommen. Und zweitens es gilt für jeden die Unschuldsvermutung”. Obwohl er das 104 Seiten starke Papier, dass Sebastian Kurz und seine Entourage schwer belastet, nicht gelesen habe stehe er voll hinter dem ÖVP-Chef.
Platter: "Ich habe diese 104 Seiten nicht gelesen, da bin ich nicht dazu gekommen" https://t.co/4pMlwiFATd pic.twitter.com/mnJnb5ILPh
— Mathias Morscher (@mathiasmoe) October 8, 2021
Landeshauptleute machen die Mauer
Am Donnerstag trafen sich die ÖVP-Landeshauptleute in der politischen Akademie der ÖVP in Wien Meidling, dort signalisierte man Geschlossenheit. Zwei Landeshauptleute äußerten jedoch auch kritische Worte aufgrund der Vorwürfe. Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hatte bereits am Donnerstag die Vorwürfe als “schwerwiegend” bezeichnet, sein steirischer Amtskollege Hermann Schützenhöfer befand: “Die Härte der Vorwürfe ist unfassbar. Sie hat eine Dimension erreicht, die an die Grenzen des Möglichen heranreicht.” Beide betonten jedoch ebenfalls, hinter Kurz zu stehen.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk