Samstag, Juli 27, 2024

Erste Warnstreiks bei Metallern – Auch vierte Verhandlungsrunde ergebnislos

Auch vierte Verhandlungsrunde ergebnislos

Nach 14 Stunden brachte auch die vierte Lohnverhandlungsrunde der Metaller kein Ergebnis. Die Gewerkschaften brachen die Verhandlungen ab und kündigten erste Warnstreiks an.

 

Wien, 3. November 2021 | „Das Angebot ist weiterhin deutlich zu wenig“. Mit diesen Worten erklärte der Chefverhandler der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Rainer Wimmer, den Abbruch der vierten Lohnverhandlungsrunde der Metaller. Gemeinsam mit der Gewerkschaft für Privatangestellte (GPA) wurden für heute erste Arbeitsniederlegungen angekündigt. In einigen Betrieben soll die Produktion für mehrere Stunden still stehen. In den darauffolgenden Tagen sollen die Streiks intensiviert werden, sollten die Arbeitgeber nicht einlenken.

Mehr als 4 Prozent Lohnerhöhung

Als Basis für eine Einigung werden immer wieder mindestens 4 Prozent zusätzliches Gehalt kolportiert. Die PRO-GE hat 4,5 Prozent im Visier und verweist auf die vollen Auftragsbücher der Industrie. „Die wirtschaftlichen Kennzahlen zeigen seit Monaten steil nach oben. Wir fordern von den Arbeitgebern Angebote, die dieser Hochkonjunktur auch Rechnung tragen“, so Wimmer.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, betrachtet die Forderungen der Gewerkschaften als „deplatziert, verantwortungslos“, die Streikwarnung als „reine Inszenierung, Aufruhr und Unmut“. Die Fronten sind vor der nächsten Verhandlungsrunde damit verhärtet. Der Fachverband der Arbeitgeber betonte, mit 2,75 Prozent eine Lösung geboten zu haben, die klar über der Inflationsrate der letzten zwölf Monate liege. Man habe sich mit den Gewerkschaften auf eine durchschnittliche Inflation der letzten zwölf Monate von 1,9 Prozent als Ausgangsbasis verständigt. Die Nationalbank rechnet mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,2 Prozent für das kommende Jahr.

Setzt sich der Trend fort, wird das jedoch nicht zutreffen, denn zuletzt ist die Inflation stark angestiegen. Allein im September betrug sie 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, Im Oktober zog sie mit 3,6 Prozent weiter an. Seit Mai 2021 kann man von einer durchschnittlichen Teuerung von über 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sprechen.

PRO-GE gibt nicht nach

Für die Produktionsgewerkschaft PRO-GE steht im Gespräch mit ZackZack fest: „Nach dem krisenbedingten niedrigen Abschluss im vergangenen Jahr müssen heuer die ArbeitnehmerInnen einen ordentlichen Anteil am Wirtschaftswachstum erhalten.“ Dafür werde man auch in über 300 namhaften Betrieben streiken. Im Gegensatz zu Knill sieht die PRO-GE im Angebot des Fachverbands Metalltechnische Industrie Anlass zu „Aufruhr und Unmut“. Das Streikrecht sieht man rechtlich abgesichert, die Streikkassen seien „so gut gefüllt, dass sich kein Arbeitnehmer Sorgen machen muss“. Abschließend verweist die PRO-GE noch auf die hohe Inflation und die üppigen Dividenden des Vorjahres. „Die rasch steigende Inflation bringt die Menschen in Bedrängnis. Hier müssen auch die Arbeitgeber reagieren, denn ArbeitnehmerInnen sind auch KonsumentInnen.“ Den Unternehmen scheint es laut PRO-GE ohnehin gut zu gehen: Sechs börsennotierte Branchenriesen hätten die Dividende gegenüber dem Vorjahr erhöht.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • DanielPilz

    Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.

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