Freitag, März 29, 2024

Erste Warnstreiks bei Metallern – Auch vierte Verhandlungsrunde ergebnislos

Auch vierte Verhandlungsrunde ergebnislos

Nach 14 Stunden brachte auch die vierte Lohnverhandlungsrunde der Metaller kein Ergebnis. Die Gewerkschaften brachen die Verhandlungen ab und kündigten erste Warnstreiks an.

 

Wien, 3. November 2021 | „Das Angebot ist weiterhin deutlich zu wenig“. Mit diesen Worten erklärte der Chefverhandler der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Rainer Wimmer, den Abbruch der vierten Lohnverhandlungsrunde der Metaller. Gemeinsam mit der Gewerkschaft für Privatangestellte (GPA) wurden für heute erste Arbeitsniederlegungen angekündigt. In einigen Betrieben soll die Produktion für mehrere Stunden still stehen. In den darauffolgenden Tagen sollen die Streiks intensiviert werden, sollten die Arbeitgeber nicht einlenken.

Mehr als 4 Prozent Lohnerhöhung

Als Basis für eine Einigung werden immer wieder mindestens 4 Prozent zusätzliches Gehalt kolportiert. Die PRO-GE hat 4,5 Prozent im Visier und verweist auf die vollen Auftragsbücher der Industrie. „Die wirtschaftlichen Kennzahlen zeigen seit Monaten steil nach oben. Wir fordern von den Arbeitgebern Angebote, die dieser Hochkonjunktur auch Rechnung tragen“, so Wimmer.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, betrachtet die Forderungen der Gewerkschaften als „deplatziert, verantwortungslos“, die Streikwarnung als „reine Inszenierung, Aufruhr und Unmut“. Die Fronten sind vor der nächsten Verhandlungsrunde damit verhärtet. Der Fachverband der Arbeitgeber betonte, mit 2,75 Prozent eine Lösung geboten zu haben, die klar über der Inflationsrate der letzten zwölf Monate liege. Man habe sich mit den Gewerkschaften auf eine durchschnittliche Inflation der letzten zwölf Monate von 1,9 Prozent als Ausgangsbasis verständigt. Die Nationalbank rechnet mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,2 Prozent für das kommende Jahr.

Setzt sich der Trend fort, wird das jedoch nicht zutreffen, denn zuletzt ist die Inflation stark angestiegen. Allein im September betrug sie 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, Im Oktober zog sie mit 3,6 Prozent weiter an. Seit Mai 2021 kann man von einer durchschnittlichen Teuerung von über 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sprechen.

PRO-GE gibt nicht nach

Für die Produktionsgewerkschaft PRO-GE steht im Gespräch mit ZackZack fest: „Nach dem krisenbedingten niedrigen Abschluss im vergangenen Jahr müssen heuer die ArbeitnehmerInnen einen ordentlichen Anteil am Wirtschaftswachstum erhalten.“ Dafür werde man auch in über 300 namhaften Betrieben streiken. Im Gegensatz zu Knill sieht die PRO-GE im Angebot des Fachverbands Metalltechnische Industrie Anlass zu „Aufruhr und Unmut“. Das Streikrecht sieht man rechtlich abgesichert, die Streikkassen seien „so gut gefüllt, dass sich kein Arbeitnehmer Sorgen machen muss“. Abschließend verweist die PRO-GE noch auf die hohe Inflation und die üppigen Dividenden des Vorjahres. „Die rasch steigende Inflation bringt die Menschen in Bedrängnis. Hier müssen auch die Arbeitgeber reagieren, denn ArbeitnehmerInnen sind auch KonsumentInnen.“ Den Unternehmen scheint es laut PRO-GE ohnehin gut zu gehen: Sechs börsennotierte Branchenriesen hätten die Dividende gegenüber dem Vorjahr erhöht.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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25 Kommentare

  1. Daumen x Pii = REALLOHNVERLUSTE über 20 Jahre!

    ÖGB ahbungslos – oder zu dumm?
    Die Inflation ist kein Massstab, weil diese zu 100% sowieso an alle AN gehen muss – tut man das nicht, so will man vorsätzlich die Arbeitnehmer benachteiligen!
    Das entscheidende aber ist die PRODUKTIVITÄT – also das reale BIP_Wachstum . . . und das spielt in den Verhandlungen schon seit 2 Jahrzehnten k e i n e Rolle mehr???
    Ernsthaft?
    K e i n einziges Medium, keine Zeitung thematisiert überhaupt die Produktivität – wieso denn?
    Wenn also der Wohlstandszuwachs = Produktivität nicht mal verhandelt wird und zu 100% an die AG geht … dann beschert der ÖGB allen 4,5 Mio AN jedes Jahr saftige

    • …saftige REALLOHNVERLUSTE – die AN erwirtschaften, erarbeiten den Wohlstand über 20 Jahre … und erhalten NULL vom Kuchen !!!

  2. Rechnungshofbericht – Einkommen 1998-2020,
    Abb. 2 – Seite 23 ff.
    “Die inflationsbereinigte Entwicklung der Bruttojahreseinkommen aller unselbständig Erwerbstätigen ergab jedoch eine Einkommensstagnation (siehe Kapitel 1, Tabelle 10, Seite 47). Die Zunahme des Verbraucherpreisindex (VPI 1996) im selben
    Zeitraum betrug 47 % (siehe Abbildung 2).
    https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home_1/home_1/Allgemeiner_Einkommensbericht_2020.pdf
    – – –
    Fazit: seit 20 Jahren bewegt sich n i c h t s, dh, alle Wohlstandszuwächse gingen z u l a s t e n der 4,5 Mio unselbständig Eerwerbstätigen – und der ÖGb hat immer nur REALLOHNVERLUSTE ausgehandelt !
    Dies vor allem deshalb, weil die PRODUKTIVITÄT eben zur Gänze an die Arbeitgber ging ! ! !

  3. Irgendwie ist das ein völlig unnötiges Ritual – aber zuerst zur Wahrheit: Rechnungshofbericht – Einkommen 1998-2020,
    Seite 51, Tabelle 13:
    inflatonsbereinigtes mittleres Einkommen (Median) – Brutto (Netto wird durch Transfers vererrt)
    – Arbeiter Index = 93 (!)
    – Angestellte = 105
    – Beamte = 130! https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home_1/home_1/Allgemeiner_Einkommensbericht_2020.pdf
    Das ist aber nur die habe Miete, weil ja n u r die Inflation berücksichtig wurde – und nicht die PRODUKTIVITÄT, und nur diese ist der Massstab für eine Verteilung des erwirtschafteten Wohlstandes…

  4. In Österreich sind Reallohnverluste keine Ausnahme.
    Diese Entwicklung ist besonders bedenklich und verschärft sich, wenn nicht die offizielle Inflation, sondern die reale „Inflation“ zu Grunde gelegt wird. So zeigt z.B. der Mikrowarenkorb der Statistik Austria eine deutlich höhere Inflation – zum Vergleich 2,9 % statt der offiziellen 1,4 % für das Jahr 2020.
    Langfristig gesehen gibt es seit Jahrzehnten einen Reallohnverlust für Arbeitnehmer*innen, Produktivitätssteigerungen werden von Unternehmen als Gewinnsteigerungen verbucht, die dann in Boni für Manager und Dividenden für Shareholder fliessen.

    Which Side Are You On?

    https://www.hagerhard.at/echt-rot/2021/11/which-side-are-you-on-2/

  5. Das Ziel ist ,die Wirtschaft in eine Krise zu führen und gleichzeitig die Virusvariante aufrecht zu erhalten !!
    Siehe Attalie 1981 im Gespräch mit Mitterand !!!! Das dürfte zig Millionen die Lebensgrundlage entziehen.

  6. So ein Streik wäre auch beim Pflegepersonal angebracht! Zwei Tage reichen……

  7. Wo war die Gewerkschaft eigentlich bei der Einführung von 3G bzw. 2,5G für ihre Beitragszahler ohne Evidenz? Wo ist die Gewerkschaft bei der fortlaufenden Aushebelung der Grundrechte? Lobbyisten der Pharma?

    • Katzian hat die schikanöse 3G-Regelung einfach abgenickt. Und er hat damit gezeigt, dass er zu jenen gehört, welche die Arbeitnehmer in die Gen-Nadel treiben wollen. Ich selbst bin Betriebsrat(FSG) und habe mich über diesen Dolchstoß beschwert. Einmal wurde ich abgekanzelt, ein andermal aber gab man mir vollinhaltlich recht . Wie ich erfahren habe, gibt es bereits zahlreiche Austritte. Es brodelt.

  8. Der ÖGB ist schwach. Es fehlt ihm an Verstand, sowohl auf der oberen als auch auf der unteren Ebene, und es fehlt ihm an Geld. Ich sage das nicht mit Häme; sondern mit Bedauern, denn nichts wäre unter den gegenwärtigen Lebensumständen der österreichischen Arbeiterklasse wichtiger als eine starke Gewerkschaft. Besagte Lebensumstände im Detail: weit mehr als eine Viertelmillion Arbeitslose, eine ausufernde Zahl an Leiharbeitskräften, sich permanent verschlechternde Arbeitsbedingungen, soll heißen: steigender Leistungsdruck und steigende Überwachung. Der österreichische Arbeiter ist nicht auf dem Weg zum spätkapitalistischen Pauper; sondern er ist bereits ein spätkapitalistischer Pauper. Über die Fabriksschwelle treten heißt Leibeigener werden.
    Und der Kulminationspunkt dabei ist nun die Forderung des Kapitals, sich mit einem unausgegorenen Impfstoff impfen zu lassen. Es ist (mit Verlaub) zum Scheißen.

  9. Da die Metallerverhandlungen traditionell die ersten sind, geben sie auch Signalwirkung an alle weiteren Tarifverhandlungen. Darum ist es gut, dass jetzt Kante gezeigt wird.

    Es tut mir leid, dass die Politik nicht mit entsprechender Steuergesetzgebung (Umsteuern war das koglersche Wahlkampfwort) nicht die Akzente setzte, die eine gerechtere Verteilung ermöglicht. Dieses Umsteuern findet nicht statt. Dieses Umsteuern ist mit der ÖVP nicht zu machen.

    Jetzt brauchts wieder einen Arbeitskampf. In die Steinzeit will die ÖVP nicht zurück. No na net. In der Steinzeit gabs noch keine ungerecht verteilten Besitztümer und auch keine Gutsherren, die es sich richten konnten. Im 19. Jahrhundert aber schon. Dazu passen auch die moralischen Anwandlungen (Wurstsemmel essen der anderen ist böse, die eigenen Chats sind gut), die Doppelmoral soll wieder Gesetz werden.

    Alles Gute.

    Und hoffen wir, dass die Metallindustrie nicht zusperren muss, weil sie sich weigert erneuerbare Energie einzusetzen.

  10. Ich rate mal, dass die Gewerkschaft wieder einknickt und irgendwo über 3 % abschliessen wird und sich dann feiert. De facto kommt ein Reallohnverlust heraus. Jetzt halt ein wenig Schaumschlägerei. In Wahrheit sind die Gewerkschafter die Genossen der Bosse.

    • Sehe ich auch so, feige Wadelbeisser die auf die eigenen Leute losgehen wenn sie nur selbst auf ihrem bequemen Positionen verbleiben können.

  11. 2,75 % sind super – wenn man unter der Werkbank schläft und sich von Flachbildfernsehern ernährt.
    Wenn man jedoch Miete zahlt und richtige Nahrung benötigt – sind sie ein Hohn.

    Die Börsenkurse eilen in “der größten Krise der Nachkriegszeit” von Rekordhoch zu Rekordhoch.
    Wenn die Gewerkschaften hier keine 4,x % rausholen,
    sollte man sie auflösen und die Gewerkschaftsbeiträge bei der Weihnachtsfeier versaufen.

  12. 2,75? Steckt es euch in den A… Kill, ein schwarzer Vollversager vor dem Herrn.

  13. Des gheat den Börsianern vom Kreiz oweghaut.
    Kanns ja ned sei, die scheffln den Netsch aus den diversen Steuervergaben und verteilen sich dann den Zaster in Form von fetten Ausschüttungen. Und dann is ka Marie mehr für den Sozialstaat über. Und dem ned genug woins die ‘Eh-scho-Sklaven’ ah no wochenlang 60 Std. pro Wochn schinden, dass den Leit Buttermilch aus allen Öffnungen rausrinnt.

  14. Das ist mehr als gerechtfertigt. Die Arbeitgeber haben sich in den letzten Monaten mehr als genug an den Steuertöpfen bedient. Oder besser gesagt wurden bedient.

  15. So vieles in der jüngeren Vergangenheit erinnert mich daran, was wir einst auf unserem Bildungsweg über die Erste Republik gelernt hatten. Gruselig.

  16. Die Arbeitgeber wollen nicht abgeben. War es je anders?
    Gut das es die Gewerkschaften gibt.
    Glück auf !

    • Ja! Gut, dass es Gewerkschaften gibt. Aber schade, dass es keine stärkeren gibt…

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