Freitag, April 19, 2024

Heimische Reiche besitzen noch mehr als angenommen

ÖNB-Studie

Österreichische Reiche besitzen noch mehr als angenommen, das zeigt eine neue Studie der Nationalbank. Demnach könnte dem reichsten Prozent bis zu 50 Prozent des gesamten Vermögens gehören.

Wien, 31. Jänner 2022 | Das Vermögen von Milliardären und Millionären in Österreich könnte bisher deutlich unterschätzt worden sein. Eine aktuelle Studie der Nationalbank (OeNB) kommt zu dem Ergebnis, dass das reichste Prozent der Österreicher nicht wie bisher angenommen rund 25 Prozent des Gesamtvermögens besitzen. Es könnten sogar bis zu 50 Prozent des Gesamtvermögens sein.

Zum reichsten Prozent zählen Österreicherinnen und Österreicher mit einem Vermögen von mehr als zwei Millionen Euro und zu den reichsten zehn Prozent gehören Haushalte mit einem Nettovermögen von 500.000 Euro.

Reichste zehn Prozent könnten bis zu 75 Prozent besitzen

Bei den reichsten zehn Prozent der Österreicher gehen die Berechnungen weniger stark auseinander, aber auch hier könnte die  Household Finance and Consumption Survey (HFCS), so der Name der Studie, die EU-weit durchgeführt wird, die Vermögensungleichheit bisher unterschätzt haben. Die HFCS geht davon aus, dass in Österreich zwischen 58 und 75 Prozent des Gesamtvermögens von den reichsten zehn Prozent gehalten wird.

Erhebung mit Vorsicht zu genießen

Das Forscherteam bestand aus zwei OeNB-Ökonomen und einem US-Statistiker. Sie basierten ihre Berechnungen auf der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, den Reichenlisten der Magazine “Trend” und “Forbes” sowie auf OeNB-internen Daten.

Die Studienautoren mahnen aber zur Vorsicht im Umgang mit der neuen Erhebung. Denn für eine präzisiere Berechnung der Vermögensverteilung bräuchte es bessere Daten bezüglich der Superreichen, argumentieren die beteiligten Wissenschaftler. Deshalb sei es auch schwierig, Modelle für Vermögens- und Erbschaftssteuern zu berechnen. Auch Indikatoren für die Vermögensungleichheit und internationale Vergleiche könnten deshalb fehlerhaft sein.

Kritik an fehlender Transparenz, SPÖ für Reichenabgaben

An der bisherigen Vermögenserhebung gab es schon früher Kritik. Die Arbeiterkammer (AK) hatte 2020 gemeinsam mit dem Ökonomen Jakob Kapeller dargelegt, dass die OeNB-Erhebung die Vermögen der besonders Reichen aus mehreren Gründen nicht erfassen könne. Etwa könnten bei kleinen Stichproben die wenigen Superreichen nicht erfasst werden, außerdem verweigerten Reichere eher die Antwort bei einer Befragung, und sie gäben ihre Vermögenswerte tendenziell zu gering an.

WU-Professor Emanuel List, der sich ebenfalls mit der Vermögensverteilung befasst, sagte am Montag im ORF-Radio, dass ein Vermögensregister für mehr Transparenz und eine solidere Datengrundlage sorgen könnte.

Von der Gewerkschaft und der SPÖ kamen am Montag Rufe nach mehr Steuergerechtigkeit. SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer machte die Volkspartei für die Schieflage im Steuersystem verantwortlich. “Die ÖVP macht Politik für die Millionäre und Milliardäre, nicht für die Millionen arbeitenden Menschen.” Die SPÖ fordert eine Abgabe auf große Vermögen und Erbschaften, der Gewerkschaftsbund ÖGB eine Millionärssteuer. Ein klares Nein zu Reichensteuern kam vom ÖVP-Wirtschaftsbund.

(apa/mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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24 Kommentare

  1. Neue Abgaben, die Lösung des Sozialisten für jedes Problem. Mehr Wohlstand in den unteren Schichten wird damit jedenfalls wieder nicht geschaffen. Aber mit Schadenfreude kann man bekanntlich auch Wähler gewinnen.

  2. Mit jedem zusätzlichen mittellosen Migranten wird die Ungleichheit noch grösser – no na.

    Österreich hat in den letzten Dekaden gut 2 Millionen Migranten, meist aus den untersten sozialen Schichten, aufgenommen. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Vermögen, meistens Grundbesitz, der in der letzten Zeit eben aufgrund der wegen der Überbevölkerung grossen Nachfrage massiv im Wert gestiegen ist, sich in den Händen der Altösterreicher bedindet. Mögen die Neuankömmlinge hart arbeiten und sich über Generationen hinweg auch ein Vernögen schaffen – aber bitte nicht nur aufgrund der Tatsache dass sie jetzt da sind, Ansprüche stellen.

  3. Das kumulierte Vermögen aller Milliardär*innen ist seit Beginn der Pandemie nach Berechnungen von Forbes um beispiellose fünf Billionen US-Dollar gestiegen. Das ist ein größerer Zuwachs als in den 14 Jahren vor der Pandemie zusammen.
    Das Vermögen der zehn reichsten Österreicher*innen wuchs von 2020 auf 2021 um 14,6 Milliarden Euro.
    Superreiche wurden mitten in der Krise also noch reicher und der Rest ärmer.

    Die große Umverteilung nach oben. Vor unser aller Augen. Aber irgendwie interessiert es kaum. Es lässt jetzt schon voraussagen: In Zukunft werden wir in vielen Bereichen einem grossen „Einsparungsdruck“ ausgesetzt sein. Weil eben Pandemie und so.
    Ebenso lässt sich voraussagen, wer die Zeche bezahlen wird:
    Die Vielen und nicht die Wenigen.

    https://www.hagerhard.at/blog/2022/01/its-not-a-class-war-until-we-fight-back/

  4. Die heutigen Parteien, ihre Akteure und ihr Wirken erfüllen einen Zweck, nämlich den Interessen des Kapitals zu dienen. Warum wohl hat der Kapitalismus den Kommunismus “geschlagen”.? Wer Gegenteiliges behauptet ist naiv oder lässt sich von Partei- oder Medienstrategien hinters Licht führen. Auch wichtig ist, dass sich die Plebejer untereinander immer schön die Schädel einhauen, denn Einigkeit würde Stärke bedeuten. Der Pöbel wird immer das sein, was er ist-der Staub am Boden, in den der Wind seine Spuren zeichnet…
    Es muss heller werden Österreich!

    • “Warum wohl hat der Kapitalismus den Kommunismus “geschlagen”.?”
      Weil das Kapital auf seiten des Kapitalismus steht und Kapital bedeutet Macht.
      (Wem gehören z.B. Zeitungen, Fernsehsender, etc?)

      • Lieber Schmeckenwasser, ich würde es noch etwas konkretisieren. Das Kapital agiert wie die Mafia (beide unterscheiden sich ja nicht wirklich…). Das Kapital unterscheidet nicht zwischen Parteien, Institutionen oder handelnden Akteuren. Unterstützt und investiert wird überall dort, wo ein Geschäft, eine Gewinnmaximierung oder einfach ein Vorteil zu erwarten ist.
        Frei nach der Maxime-“es ist nichts persönliches, es geht rein ums Geschäft”…
        Und diese Philosophie oder Strategie, rechtfertigt alles, was vorstellbar ist.
        Es muss heller werden Österreich!

  5. Reichensteuer, Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer – meiner Meinung nach reine Augenauswischerei. Was wir wirklich brauchen sind Maßnahmen, die in Ihrer Radikalität, die radikal krassen & perversen Zustände der Vermögensverteilung und Akkumulation widerspiegeln wie zum Beispiel eine absolute Deckelung von Erbschaften & ein (unter anderem) dadurch finanziertes bedingungsloses Grundeinkommen.

  6. Der Schwager vom lieben Werner ist einer der reichsten Menschen in Österreich. Er achtet sehr darauf, in der Öffentlichkeit nicht in Erscheinung zu treten.

    In früheren Zeiten kannte man den Begriff „Spekulanten“. Heutzutage spricht man von Investoren. Darf man fragen?

  7. Der Aufstieg zur Macht beruht(e) auf Wählertäuschung, finanziert vom „Grosskapital“. Wer glaubt, er/sie wähle „demokratisch“, ist naiv.

  8. Wundert das jetzt wirklich jemand?
    Wie lange schon ist die Övp in der Regierung?

  9. Milliardäre agieren schon lange wie ein eigener Staat und sind oft noch viel mächtiger aber nicht demokratisch gewählt. Hieraus muss es eine unfassbare Zahl an Gefahren schon lange geben.
    Deshalb bin auch für eine solche Steuer, aber erst ab EURO 100 Mio, würde ich mal sagen. Bis dorthin würde ich mir die Motivation dafür als Treibstoff weiter erhalten. Aber bei Vermögen über einer Milliarde würde ich dann glauben, ob das nicht schon grundsätzlich zu viel ist?

  10. Reichensteuer wovon? Wenn man nicht einmal weiß wie reich sie sind?
    Wieviel Geld liegt von denen auf den Bahamas, z.B.?
    Besser wäre es diese steuerschonenden Konstruktion, mit denen man von einer Firma in einem Land die “Gewinne” umdeklarieren und in andere Länder verschieben kann zu verhindern. Gleiche Steuern für Arbeitnehmer, Unternehmer, Spekulanten und Drogenhändler.

  11. Schon lustig, wenn die Partei, welche die Vermögenssteuer abgeschafft hat, jetzt nach mehr Steuergerechtigkeit ruft.

    • das ist eine urban legend.
      nicht die spö hat die vermögenssteuer abgeschafft, sondern der ogh.
      und die övp hat dann die verfassungsgemässe neuregelung der vermögenssteuer verhindert.
      dabei ging es um die ungleichbehandlung von grundvermögen und geldvermögen, da immobilien mit dem niedrigen einheitswert besteuert wurden.
      die spö unter lacina hätte das damals sehr gerne anderes geregelt.

      der kreisky tät jetzt sagen:
      lernens a bissl geschichte.

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