Die Ungleichheit wird weltweit immer größer, auch in Österreich. Die Macht einiger Superreicher droht, weiter zu wachsen. Was kann man dagegen noch tun?
Laut einer Studie von Oxfam stehen wir vor der Wahl: Zwischen einem neuen Zeitalter der Vorherrschaft von Superreichen oder der öffentlichen Macht, die sich auf Gleichheit und Würde gründet. Denn die Ungleichheit nimmt in rasendem Tempo zu. Während die reichsten Menschen der Welt ihre Vermögen in den letzten Jahren drastisch ausbauen konnten, sind beinahe fünf Milliarden Menschen seit 2019 ärmer geworden.
Keine Krise für Superreiche
Milliardäre und Großaktionäre von internationalen Konzernen durften sich auch in den Krisenjahren seit 2019 über saftige Gewinne freuen. Ihr Reichtum hat sich laut der Oxfam-Studie um 34 Prozent erhöht. Die größten Unternehmen der Welt verzeichneten im Durchschnitt ein Gewinnplus von 89 Prozent in den letzten beiden Jahren, die vor allem von Kriegen und Preisexplosionen gekennzeichnet waren.
Von den Gewinnen großer Konzerne profitieren weniger die Angestellten, sondern die Aktionäre und Manager. So sollen 82 Prozent der Konzernrendite direkt in die Taschen dieser Gruppen fließen. Nur ein Bruchteil wird wieder investiert oder an die Belegschaft ausgezahlt.
Oxfam warnt nicht nur vor der wachsenden Ungleichheit, sondern auch vor der Machtkonzentration von privaten Konzernen. Diese würden die Bedingungen auf den Märkten zunehmend diktieren und so das Lohnniveau und die Kaufkraft der Bevölkerung festlegen. Politische Verantwortliche hätten diese Machtkonzentration erst ermöglicht, indem sie dem Machtzuwachs von internationalen Konzernen kaum etwas entgegensetzten. Im Gegenteil. In immer mehr öffentlichen Bereichen, wie zum Beispiel Bildung, Wasser und Gesundheit setzen sich die Interessen des internationalen Großkapitals durch.
Ungleichheit in Österreich enorm
Die grassierende Ungleichheit ist auch hierzulande stark ausgeprägt. Laut Berechnungen des „Momentum Instituts“ besitzen die fünf reichsten Menschen in Österreich alleine jeweils mehr Vermögen, als die ärmsten 600.000 Haushalte gemeinsam.
Steuervermeidung
Um den Gewinn für die Aktionäre weiter zu erhöhen, versuchen globale Player vor allem, Löhne so niedrig wie möglich zu halten und Steuern zu umgehen. Dabei spielen nicht nur Steuerparadiese eine Rolle, sondern auch Regierungen, die die Körperschaftssteuer auf Druck der Konzerne senken und keine wirkungsvollen Vermögenssteuern einführen. Trump senkte die „federal corporate tax“ in den USA während seiner Präsidentschaft von 35 auf 21 Prozent. Auch in Österreich wurde die Körperschaftssteuer im Zuge der Ökosozialen Steuerreform von 25 Prozent auf schrittweise 23 Prozent gesenkt. Im Jahr 2024 beträgt die Steuer hierzulande 24 Prozent. Das ist etwas weniger als der Durchschnitt der hochentwickelten EU-Staaten.
In Europa besitzt das reichste Prozent 47 Prozent des Gesamtvermögens.
Starker Staat gefragt
Um der alles umwälzenden Vorherrschaft der Milliardäre effektiv zu begegnen und die ökonomische Gleichheit schrittweise zu verbessern, braucht es laut Oxfam einen starken Staat. Regierungen sollen eine aktive Rolle dabei spielen, das Gemeinwohl zu erhöhen. Sie sollen in Märkte eingreifen und öffentliche Güter zugänglich machen und halten. Dazu gehört auch, mit eigenen Unternehmen am Markt aktiv zu sein und Patente öffentlich nutzbar zu machen. Nur ein entschlossenes Vorgehen gegen die zunehmende Macht der Reichsten Menschen auf diesem Planeten kann laut Oxfam eine gute Zukunft für die Vielen sicherstellen.
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