Freitag, April 19, 2024

Rabensteiner: SOKO ÖVP

Das ist ein Unterüberschrift

„Gegen all euer Leiden verschreibe ich euch Lachen“, sagte der französische Arzt und Humanist François Rabelais. Die wöchentliche Dosis Medizin verabreicht Fritz Rabensteiner.

Wien, 12. Februar 2022 | Sonderkommissionen sind bei Krimifreunden sehr beliebt. Nach der SOKO Linz kommen jetzt noch die SOKO Ibiza und im Frühjahr 2023 als Spin-off die SOKO-Trilogie Kematen an der Ybbs an der Ybbs, Kematen an der Krems und Kematen in Tirol. Ich wurde von einem Sender, dessen Namen ich nicht nennen darf, damit beauftragt, die Drehbücher zu schreiben. Das werden Knaller, Quotenhits, Straßenfeger. Die beiden Hauptfiguren stehen fest, aber ich darf noch nichts verraten. Nennen wir sie der Einfachheit halber Gust und Hanni. Das stärkt das Vorstellungsvermögen und dann haben sie gleich schöne Bilder dazu.

Die Drehbücher hatte ich längst übermittelt, aber wie das manchmal so ist, dann kam der Zensurbeauftragte des Senders daher und sagte: „So können wir das nicht senden. Das ist den Menschen nicht zumutbar und außerdem völlig unrealistisch. Müssen sie immer so vulgär schreiben? Ändern sie die Texte, oder wir suchen uns einen anderen Autor.“ Also musste ich die Dialoge umschreiben. Ein Witz, wenn sie mich fragen. Hier ein paar Beispiele, damit sie sehen, wie gut meine Texte waren. Zunächst lesen sie die Endfassung, anschließend in kursiv meinen ursprünglichen Vorschlag.

Gust:

Selbstverständlich werde ich vollumfänglich mit der WKStA kooperieren. Ich habe nichts zu verbergen. = Mei Burgamasta wor da beste Kandidat. Und wos a Lohnsteuerausgleich is, muass a Finanzer net wissen. Kümmerts eich besser um den Schmid, wäu waun i eahm vor eich dawisch, häng i eahm bei die Eier auf.

Sigi, ich muss schon sagen, du hast eine super Frisur. = 100 Euro, und des kummt dabei aussa.

Ich bin froh, die Sigi Maurer als Visavis zu haben. = I hob Zauberkräfte. I kaun sie anschauen, ohne zu kotzen. 

Hanni:

Teambuilding auf der schönen blauen Donau. Eine grandiose Idee. = Wem is des eing’foin? Dem Sobotka, eh kloar. Und daun versenkens a no eahnare Handys. Guat, da Soberl hot in Niederösterreich scho die Wohnbauförderung versenkt. Oba i soi mi jetzt entschuidign. Rotes G’sindel. Na und. Stimmts leicht net?

Unglaublich, wie fest das verschlossen war. Endlich ist das Gurkenglas offen. = I muass ma nur vurstoin, i würg die Rendi-Wagner und scho mochts plopp.

Lieber Werner, beim Naturschutz stehe ich mit den Grünen Seite an Seite. Der Gänsegeier darf nicht aussterben. = Des Viech soi leben, sonst bist du nämlich der hässlichste Vogel.

Ich finde meine ersten Versionen besser, aber bitte. Frauen können sehr grausam sein. Denken sie nur an die berüchtigte Serienmörderin Elfriede Blauensteiner. Oder an Beate Hartinger-Klein. Ganz zu schweigen von Johanna Mikl-Leitner. Ein Krimi lebt von solchen Figuren. Und es sind nicht immer nur Messer, stumpfe Gegenstände oder Gifte, die die Opfer ins Jenseits befördern.

Frauen morden subtil mit Worten und treiben damit ihre Opfer in den Selbstmord. Ich will nicht zu viel verraten, aber das musste ich ins Drehbuch schreiben. Da habe ich mich gegen den Zensurbeauftragten knallhart durchgesetzt. Man sieht eine Scheune. Hanni ist mit Heuarbeiten beschäftigt. Sie hört ein Geräusch, dreht sich um, und Gust steht völlig nackt vor ihr. Sie mustert ihn und sagt (hier hat der Sender freie Auswahl):

Ich habe schon dickere Joints geraucht.

Darf ich ihm ein Smiley aufmalen?

Wow, dabei sind deine Füße so groß.

Quietscht er, wenn ich ihn drücke?

Aber er funktioniert doch noch, oder?

Vielleicht sieht er in künstlichem Licht besser aus.

Wird der mit einer Luftpumpe geliefert?

Wenn Hollywood jetzt nicht auf mich aufmerksam wird, dann weiß ich es auch nicht.

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Titelbild: APA Picturedesk

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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14 Kommentare

  1. I hob Zauberkräfte. I kaun die Maurer anschauen, ohne zu kotzen. Danke – you made our day. Meine Frau hat geglaubt, dass sei von mir! :-)) Meine Frau hat keine Zauberkräfte, sie kann die Maurer nicht anschauen.

  2. Lol.
    Straßenfeger, erinnert mich an die krimis in den 60ern das halstuch, edgar wallace, eddie arendt, klaus kinsky usw.

    • Beim Halstuch,da waren die Straßen wirklich wie leer gefegt,wer selber noch keinen Fernseher hatte ging zum Nachbarn oder ins Gasthaus.Das waren noch Zeiten.

      • Ohja. Meine Großeltern hatten ein Gasthaus (wo ich gezeugt, geboren und z. T. aufgewachsen bin).
        Sie waren einer von 2 Haushalten, die den ersten Fernseher hatten. Der halbe Ort kam zum Fernsehen, wenn etwas besonderes lief.

        • Das war so üblich,können sich die Jungen von heute gar nicht mehr vorstellen,oder z.b. das Donau-Kaufhaus hatte in der Auslage Fernseher stehen,wenn etwas besonderes war,wie z.b. Skifahren,oder eine königliche Hochzeit standen die Leute in x-Reihen vor dem Kaufhausfenster und drückten sich die Nase platt,gehört hat man ja nichts,aber gesehen,muß aber sagen,es gab viele tolle Erwachsene die die Kinder immer vorne stehen haben lassen,damit sie was sehen,aber klar,das war nur während der Geschäftszeiten,aber ich kann mich noch erinnern an einen Abfahrtslauf,da konnte kein Auto mehr auf der Straße fahren,weil die Leute standen vorm Kaufhaus bis auf die Straße und die Zwischenzeiten und alles wurde gebrüllt,daß der letzte ganz hinten zumindest wusste wie der Stand ist,aber ich kann mich an kein einziges Mal erinnern,daß da Streitereien waren,von wegen,ich will nach vorne usw.
          War nicht alles schlecht früher.

  3. Danke, Herr Rabensteiner, sie haben den Unterschied zwischen Wahrheit und offizieller Sprachregelung perfekt und humoristisch dargestellt.

    Genau nach ihrem Motto :
    „Gegen all euer Leiden verschreibe ich euch Lachen“

    • „Gegen all euer Leiden verschreibe ich euch Lachen“, sagte der französische Arzt und Humanist François Rabelais. Autor von: Gargantua und Pantagruel – Dazu gibt es ein wunderschönes Hörbuch, gesprochen von Helmut Krauss. Empfehlenswert! Dauert über 8h.

  4. Bei den “netten Damen” fehlen ein paar Namen aus der Regierung und den Roten.

  5. Danke,danke,danke,ich hab so gelacht und wir Frauen wissen,lachen verbrennt Kalorien,da kann ich mir dank Ihnen heute den Faschingskrapfen ganz ohne Reue schmecken lassen,weil die Kalorien hab ich locker weg gelacht :).

    Die Blauensteiner mit den “netten” Damen in einem Absatz unterbringen,einfach göttlich.

    Und wir Frauen wissen nun endlich,was wir sagen können,wenn wir auf einen Exhibitionisten treffen 🙂

    Danke,nochmals und bitte weiter so,damit wir alle noch lange gesund bleiben!

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