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Wiener-Linien-Securities: Knochenjob durch Corona

Wiener-Linien-Securities

Seit 2017 beschäftigen die Wiener Linien Sicherheitspersonal, das in den Stationen und Fahrzeugen unterwegs ist und kontrolliert, ob die Hausordnung eingehalten wird. Mit der Corona-Pandemie ist der Beruf deutlich schwieriger geworden.

Wien, 12. Februar 2022 | „Es ist ein herausfordernder Job“, sagt Katharina Steinwendtner, Pressesprecherin für Sicherheitsthemen bei den Wiener Linien, über die Arbeit der Wiener-Linien-Security. 120 Mitarbeiter sind im Schichtbetrieb in mobilen Zweier-Teams unterwegs, durch Züge und Stationen.

Unterstützt werden sie dabei von Kollegen, die das Geschehen in den ihnen zugewiesenen Stationen über Monitore verfolgen. Als „Eisenbahnaufsichtsorgane“ sollen sie gemeinsam die Hausordnung überwachen und durchsetzen. Seit dem Beginn der Pandemie zählt dazu auch die Maskenpflicht.

Rote Weste, rotes Tuch

„Das große Thema, das unsere Kollegen und Kolleginnen im Sicherheitsteam seit mittlerweile fast zwei Jahren beschäftigt, ist der Mund-Nasen-Schutz“, sagt Steinwendtner zu ZackZack. Bei den meisten Fahrgästen reiche ein kurzer Hinweis, dass die Maske entsprechend zu tragen sei, und das Thema wäre erledigt.

Aber: „Die Wiener-Linien-Security merkt direkt, wenn die gesellschaftliche Stimmung zu kippen droht.“ Die rote Stichschutz-Weste werde bisweilen zum roten Tuch, erzählt Steinwendtner. Das mache den Job knochenhart. 2020 haben die Wiener Linien 172 Übergriffe auf ihre Beschäftigten registriert – von Beschimpfungen über Anspucken bis hin zu körperlichen Angriffen. In etwa einem Viertel der Fälle ging es um die Maskenpflicht.

Werden Mitarbeiter der Wiener Linien dabei verletzt, haben Behandlungskosten oder müssen in den Krankenstand gehen, stellen die Wiener Linien die Kosten dem Täter in Rechnung. Wenn es sein muss, wird der Kostenersatz auch eingeklagt.

Abstimmung und Zusammenarbeit mit Polizei entscheidend

Das Sicherheitspersonal der Wiener Linien darf bei Verstößen gegen die Hausordnung Strafen einheben, Fahrgäste wegweisen und bei Widerstand Personen festhalten, bis die Polizei kommt. Zwischen April 2020 und Ende Jänner 2022 gab es bei Mund-Nasen-Schutz-Kontrollen rund 222.000 Ansprachen und über 17.600 Verweise. Erfreulicherweise halten sich die meisten Menschen an die Maskenpflicht, resümieren sowohl Wiener Linien als auch die Wiener Polizei nach fast zwei Jahren Pandemie.

Gewaltbereitschaft bei Demos gestiegen

Die enge Zusammenarbeit mit der Polizei ist besonders an Samstagen entscheidend, wenn wieder Demonstrierende unterwegs sind, um ihren Unmut über die Corona-Maßnahmen kundzutun. Wer an diesen Tagen schon mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, wird festgestellt haben: An diesen Tagen verändert sich das Verhältnis zwischen Menschen mit Maske und jenen ohne merklich – besonders auf der Strecke der U4, die dann zum Hotspot wird.

2021 gab es laut Wiener Polizei 20 Großdemonstrationen, mit mehreren Tausend Teilnehmenden. „Wir mussten im Laufe der Zeit bei den Maßnahmen-Demos schon eine zunehmende Gewaltbereitschaft feststellen“, sagt Polizeisprecher Christopher Verhnjak gegenüber ZackZack. Wobei sich die Lage in den vergangenen Wochen etwas beruhigt habe.

Herausforderung Samstags-Demo

Man müsse darüber reden, dass die Samstags-Demos eine enorme Herausforderung sind, findet Katharina Steinwendtner. Um an diesen Tagen den Überblick und die Kontrolle zu behalten, verstärkt die Einsatzleitung der Wiener Linien den polizeilichen Einsatzstab. So kann man sich eng und schnell abstimmen. An den Demo-Samstagen mehr Security in die öffentlichen Verkehrsmittel zu schicken ist nicht möglich, allein schon, weil dafür das Personal fehlt.

Einige der durchschnittlich 1.000 Polizisten, die während der Demonstrationen in der ganzen Stadt im Einsatz sind, führen zusammen mit Wiener-Linien-Sicherheitsleuten Schwerpunktkontrollen in größeren Stationen durch. Aber es sei natürlich schwer zu kontrollieren, ob die Fahrgäste die Masken nur vor dem Sicherheitspersonal aufsetzen und dann im Zug absetzen. „Das ist auch für uns sehr mühsam und unzufriedenstellend,“ sagt Steinwendtner.

(pma)

Titelbild: Alexandra Gritsevskaja

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