Donnerstag, Mai 2, 2024

WHO-Studie zeigt: Jede vierte Frau erlebt Partnergewalt

WHO-Studie zeigt

Aktuelle Daten der Weltgesundheitsorganisation bestätigen, wie groß das Problem von Gewalt gegen Frauen ist. Jede vierte Frau weltweit ist mindestens einmal im Leben von Gewalt in einer Partnerschaft betroffen. 

Genf, 18. Februar 2022 | Die Weltgesundheitsorganisation schlägt Alarm, denn laut aktuellen Daten wird jede vierte Frau auf der Welt mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt in einer Partnerschaft. Rund 27 Prozent aller Frauen sind betroffen. Die Grundlage dafür sind 300 Studien und Umfragen aus 161 Ländern und Regionen. Es ging um Daten von rund zwei Millionen Frauen ab 15 Jahren aus den Jahren 2000 bis 2018.

Junge Frauen bereits stark betroffen

Am stärksten betroffen sind Frauen im Alter zwischen 30 und 39 (mit 28%). Doch bereits in der jüngsten erhobenen Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren hatten etwa 24 Prozent der Frauen in ihrem Leben bereits solche Gewalterfahrungen gemacht. “Die hohe Zahl junger Frauen, die Gewalt in Paarbeziehungen erleben, ist alarmierend, denn die Jugend und das frühe Erwachsenenalter sind wichtige Lebensabschnitte, in denen die Grundlagen für gesunde Beziehungen gelegt werden”, sagt Wissenschafterin Lynnmarie Sardinha von der WHO dazu.

Am weitesten verbreitet ist Gewalt gegen Frauen in der Partnerschaft der Studie zufolge in Ozeanien (49 Prozent), am geringsten in Zentraleuropa (16 Prozent). In ärmeren Ländern ist sie generell häufiger als in reicheren. Als Schwächen ihrer Studie nennt das Forscherteam die regional unterschiedliche Verfügbarkeit und Qualität der Daten, Gruppen wie Menschen mit Behinderungen und ethnische Minderheiten seien nicht vollständig erfasst. Zudem beruhten viele Daten auf Selbstauskünften, etwa zur Art der Beziehung.

Regierungen müssen mehr tun

Regierungen, Gesellschaften und Gemeinschaften müssen laut WHO “aufhorchen, mehr investieren und dringend handeln, um die Gewalt gegen Frauen zu verringern.” Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Regierungen auf keinem guten Weg sind, das von den Vereinten Nationen formulierte Entwicklungsziel zu erreichen, Gewalt gegen Frauen und Mädchen bis 2030 zu beenden.

Obwohl diese Studie vor der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurde, sind die Zahlen laut Studienleiterin Claudia Garcia-Moreno alarmierend. Die Forschung habe gezeigt, dass die Pandemie Probleme, die zu Gewalt in der Partnerschaft führen, wie Isolation, Depressionen und Angstzustände sowie Alkoholkonsum, verschärft und den Zugang zu Hilfsdiensten erschwert habe.

Situation in Österreich

Auch wenn europäische Länder im Bericht der WHO “am besten” abschneiden und im weltweiten Vergleich die wenigste Gewalt an Frauen stattfindet, ist die Situation hierzulande keineswegs rosig. Laut einer Erhebung der EU-Agentur für Grundrechte aus dem Jahr 2014 ist in Österreich jede fünfte Frau ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt.

Laut Zählung der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser (AÖF) wurden im Jahr 2021 in Österreich 31 Frauen getötet, 30 davon mutmaßlich durch (Ex-)Partner, Bekannte oder ein Familienmitglied. Mit Stand 18. Februar 2022 dokumentieren die AÖF heuer bereits sieben mutmaßliche Mordversuche beziehungsweise schwere Gewalt durch (Ex-)Partner, Familienmitglieder oder durch Personen mit Naheverhältnis zum Opfer.

Hilfenummern

  • Kostenlose Frauenhelpline: 0800 222 555
  • Männertelefon bei Gewalt in der Familie, wenn Sie als Mann zu Gewalt neigen, oder von Gewalt betroffen sind: 0720- 70 44 00 (österreichweit zum Ortstarif);  beratung@maennerinfo.at

(sm/apa)

Titelbild: Geoffroy van der Hasselt/ AFP Picturedesk

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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9 Kommentare

  1. Ein guter und wichtiger Artikel über dieses Thema, endlich einmal. Kritisch anzumerken ist, dass die Gewalt an Frauen und Kindern durch die Corona-Massnahmen weltweit zugenommen haben, “Kollateralschäden”, die von ZZ in der Corona-Hysterie billigend in Kauf genommen wurden, die ZZ nie kritisch angeschaut hat. Martin Haditsch hat in seiner Dokumentationsreihe “Corona – Auf der Suche nach der Wahrheit” ein eindrucksvolles Gespräch mit einer Frau in Afrika zu diesem Thema geführt, die Frau hat erzählt, wie sich Lockdowns auf die Zunahme der Gewalt, auch der sexuellen Gewalt ausgewirkt haben und z. T. noch immer auswirken. ZZ hat meines Wissens nie ein Wort zu dieser bemerkenswerten Doku verloren, weil’s hat nicht dem offiziellen Regierungsnarrativ entsprochen hat. Da hat man schon auch weggeschaut, sich indirekt mitschuldig gemacht.

  2. OK, in der Partnerschaft. Dann ist die Gewalt ohne Partnerschaft noch nicht mal mitgerechnet.

    Kein gutes Zeichen!

  3. Ich muß gestehen,daß ich doch ziemlich erschüttert war,über die Abstimmung letztens hier bei ZZ,wo es um Gewalt an Frauen ging,da haben wie ich zum letzten Mal geschaut habe,20 Frauen angeklickt,daß sie von häuslicher Gewalt betroffen sind.

    Da ich nicht annehmen,daß es welche waren,die sich einen Spaß draus gemacht haben,das anzuklicken,hätte ich mir ehrlich gesagt von ZZ erwartet,daß sie,hätte man unter der Umfrage einfügen können,sind sie betroffen,bitte wenden sie sich …. hin.

    Also nichts gegen Umfragen/Abstimmungen,aber ich war irgendwie enttäuscht,daß da nichts kam an Hilfe,weil ich persönlich denke,diejenige,die angeklickt haben,ja ich bin selber betroffen,haben einen Hilferuf abgesetzt,weil sie wissen,die Umfrage ist anonym,also da hätte ich mir von ZZ ein wenig mehr erwartet,von wegen hier finden sie Hilfe.

    Ob es angenommen wird,man weiß es nicht,aber es wäre eine Chance gewesen,unter die Umfrage,die Hilfe anzuzeigen.
    Und wenn man nur 1 helfen kann,ist es schon gut!

    • Da bin ich ganz bei Ihnen. Deshalb hier ein Vorschlag an ZZ: Veröffentlichen Sie unter Ihrem Bekenntnis „Die Tageszeitung mit Haltung Den Tatsachen verpflichtet“

      PERMANENT PROMINENT die

      TELEFONNUMMERN für die

      FRAUENHELPLINE und das

      MÄNNERTELEFON.

      Das wäre mMn einmal wirklich innovativ!

      Wut und Zorn sind „normale“ Gefühle, deretwegen sich niemand zu schämen braucht. Was man(n) und frau daraus machen ist entscheidend. Hier können Profis konstruktive Wege aufzeigen.

      Also ZZ + PP machen Sie den Anfang, es kann sich lohnen

      • Danke,ja,natürlich auch für die Männer,ist auch ganz wichtig,gibt mehr,als wir uns alle vorstellen können,die unter häuslicher Gewalt leiden,wollte es noch dazu schreiben,aber es war der erste Beitrag und da bringe ich leider nicht alles unter,wie ich gerne möchte,weil die Buchstaben ausgehen :).

        Aber super,danke,daß Sie da so toll drauf geantwortet haben,möge es vielen Menschen eine Hilfe sein,wenn sie schnell wissen,wo sie Hilfe bekommen können,wenn sie es denn annehmen wollen,aber das muß jeder selber entscheiden,nur die Möglichkeiten schnell aufgezeigt bekommen,macht es hoffentlich manchem leichter.

        • Stichwort „Hilfe annehmen wollen“ muss leider oft mit „müssen“ ergänzt werden, z.B.wenn ein KH aufmerksam wird. Mir persönlich bekannt ist folgender Fall: Eine Ehefrau verprügelte ihren Ehemann, den sie für einen Looser hielt. Sein mangelndes Selbstbewusstsein liess es über lange Zeit geschehen. Er wehrte sich nicht adäquat. Die Wut der Frau führte dazu, dass sie wiederholt ihrem dreijährigen Sohn begann Knochen zu brechen. Lange fiel das niemandem auf. Das KH und der Bruder der Frau wurden misstrauisch, der Bruder der Frau zeigte seine Schwester schliesslich an. Die Konsequenz: das Kind kam in ein Kinderheim, die Ehe wurde geschieden. Die Frau lebt seither unter Auflagen der Behörden. Die Geschichte dahinter: (Verbale) Gewalt war in der Herkunfts-Familie der Frau durch die nicht diagnostizierte psychische Krankheit ihrer Mutter (ADHS) an der Tagesordnung. Ein „Muster“ war von Generation zu Generation weitergegeben worden. Vordergründig galt die Herkunfts-Familie der Frau als ordentlich, fleissig, höflich und arbeitsam. Eine unauffällige Familie so zu sagen.

    • Vielen Dank für diesen Hinweis! Wir vom ZackZack-Team denken, Sie haben absolut Recht. Wir haben bisher noch nie zusätzliche Informationen in Umfragen angegeben, der Übersicht halber. Aber gerade beim Thema Gewalt gegen Frauen ist es höchste Zeit, das zu ändern. Daher werden wir in Zukunft nicht nur bei Artikeln zu dem Thema Hilfenummern angeben, sondern auch bei Umfragen.

      • Danke,für diese tolle Nachricht,ich denke,alle Frauen,aber auch Männer die es betrifft,haben so eine Hilfe mehr.

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