Samstag, Juli 27, 2024

Ostukraine: Separatistenführer ruft zu »Generalmobilmachung« auf

Ostukraine

Im Konfliktgebiet in der Ostukraine sind die Angriffe in der Nacht auf Samstag nach Darstellung der Separatisten und der Regierungsarmee fortgesetzt worden. Die Separatisten riefen zu einer “Generalmobilmachung” auf. Es soll zudem zum ersten Todesopfer gekommen sein.

Kiew, 19. Februar 2022 | Der Führer der Separatisten in Donezk, Denis Puschilin beteuerte in seiner Videobotschaft, dass seine Soldaten von der Ukraine geplante Angriffe vereitelt hätten. Die Separatisten riefen zu einer “Generalmobilmachung” auf. Puschilin schrieb im Nachrichtenkanal Telegram, er habe ein entsprechendes Dekret unterzeichnet. Auch im Gebiet Luhansk gab es einen derartigen Appell. Die Ukraine wies Vorwürfe, sie wolle von prorussischen Rebellen kontrollierte Gebiete mit Gewalt zurückerobern, wiederholt zurück und vermutet hinter den Vorwürfen „russische Desinformationsberichte“.

Ukrainischer Soldat getötet

Das ukrainische Militär meldete, ein Soldat sei beim Beschuss durch prorussische Separatisten am Samstagvormittag getötet worden. Insgesamt seien seit Tagesbeginn inzwischen 19 Waffenruhe-Verstöße durch die Rebellen verzeichnet worden, teilt das Militär auf Facebook weiter mit. In den 24 Stunden davor seien es 66 gewesen.

Im Norden der Rebellenhochburg Donezk war Samstagvormittag zudem mehrere Explosionen zu hören. Das berichtet eine Reuters-Mitarbeiterin. Worauf die Detonationen in der von prorussischen Separatisten kontrollierten ostukrainischen Stadt zurückzuführen sind, war zunächst nicht klar. Stellungnahmen der Separatisten oder der Behörden in Kiew lagen zunächst nicht vor.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatte zuvor von einer deutlichen Zunahme von Verstößen gegen den Waffenstillstand gesprochen. Nach Angaben der Donezker Separatisten wurde bei einem Beschuss eine Wasserleitung beschädigt. Beide Seiten gaben sich in Mitteilungen gegenseitig die Schuld für Verstöße.

Evakuierungen laufen

Unterdessen liefen die Evakuierungen der Städte und Dörfer in den Regionen Luhansk und Donezk weiter. Nach Angaben der Donezker Separatisten von Samstag früh wurden bereits mehr als 6.000 Menschen in Sicherheit gebracht, darunter 2.400 Kinder. In der südrussischen Region Rostow stehen für diese Menschen Unterkünfte bereit.

Die Separatistenführungen hatten am Freitag zur Flucht aufgerufen und den Appell mit einem drohenden Angriff durch ukrainische Regierungstruppen begründet. Das ukrainische Militär hatte betont, keine Offensive gegen die Region zu planen.

Der blutige Konflikt in dem Gebiet im Osten der Ukraine in Nachbarschaft zu Russland dauert seit dem Frühjahr 2014 an. Nach UNO-Schätzungen starben bisher mehr als 14.000 Menschen, die meisten davon auf dem von Separatisten kontrollierten Gebiet. Ein Friedensplan von 2015 unter deutsch-französischer Vermittlung wird nicht umgesetzt.

Selenskyj bei Münchner Sicherheitskonferenz

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte unterdessen nach Angaben seines Büros seine Teilnahme an der Münchner Sicherheitskonferenz an diesem Samstag. Dort ist ein Treffen mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris vorgesehen. Harris wolle nach Angaben eines US-Regierungsvertreters in einer Rede auf der Konferenz auch klar machen, dass die USA weiter offen für Gespräche mit Russland seien, “selbst zu dieser späten Stunde” in dem Konflikt. Für Selenskyj wird es nur ein kurzer Ausflug sein, er will noch am selben Tag wieder in seine Heimat zurückreisen.

Für Sonntag ist nach Angaben des Kreml ein Telefonat der Präsidenten Russlands und Frankreichs, Wladimir Putin und Emmanuel Macron, angesetzt worden.

Biden überzeugt von Einmarsch

US-Präsident Joe Biden zeigt sich währenddessen “überzeugt” von einem Angriff. Russland plane, die Ukraine nächste Woche anzugreifen, inklusive der bevölkerungsreichen Hauptstadt Kiew. Er ist sicher, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Entschluss für einen Einmarsch in die Ukraine getroffen habe, sagte Biden am Freitag im Weißen Haus. Biden betonte erneut, es sei nicht zu spät, eine diplomatische Lösung in dem eskalierenden Konflikt zu finden. Er rechne aber mit einer baldigen Invasion.

(apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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