Sonntag, September 8, 2024

Streit um Krone: Aktivisten schleusten Audiobotschaft in Wiener Museum ein

Streit um Krone

Mexikanische Aktivisten schleusten Audioguides mit alternativem Text ins Weltmuseum Wien ein. Es geht um die “Federkrone Moctezumas”. Seit Jahren gibt es einen Streit um deren Rückgabe.

Wien, 23. Februar 2022 | “Hallo, mein Name ist Xokonoschtletl Gómora. Ich bin ein Nachfahre der Azteken und habe mein Leben dem Kampf gewidmet, damit die heilige Krone von Moctezuma in unser Land zurückkehrt.” So beginnt eine achtminütige Audiobotschaft auf zwei Audioguides, die bis vor kurzem im Weltmuseum Wien in Umlauf waren. Auf Spanisch, Englisch und Deutsch wird darauf eine andere Version der Geschichte über jenes Ausstellungsstück erzählt, das seit Jahren für Gesprächsstoff sorgt: Die “Federkrone Moctezumas”.

Sie besteht aus grünen Quetzal-Federn und Goldplättchen und soll das einzig erhaltene Objekt seiner Art sein. Laut dem Museum gehörte es jedoch nicht dem Aztekenherrscher Moctezuma II., sondern einem Priester. Vor einigen Jahren wollte Mexiko die Federkrone ausstellen. Mit Verweis auf ein Expertengutachten, dass dem Federkopfschmuck attestierte, bei einem Transport beschädigt zu werden, verlieh das Weltmuseum das Objekt aber nicht.

Aktivisten fordern seit Jahren Rückgabe

Ein offizieller Antrag Mexikos auf Rückführung liege nicht vor, so die Weltmuseum-Sprecherin gegenüber der APA. Damit, dass sich der Kopfschmuck nach wie vor in Wien befindet und nicht in Mexiko, sind so einige aus dem Herkunftsland der Federkrone nicht einverstanden. Seit Jahren fordern mexikanische Aktivisten wie Gómora die Rückgabe des Stücks. Besonders kreativ war die neueste Aktion: Der Publizist Yosu Arangüena und der Dokumentarfilmemacher Sebastian Arrechedera waren im Jänner nach Wien gereist, betraten das Weltmuseum als Besucher und schleusten die Audioguides ein, die genauso aussehen wie jene, die im Museum verwendet werden.

Vor wenigen Tagen erzählten sie dem spanischen Onlinemedium “El Confidencial” von der Aktion und, dass sie mithilfe Freiwilliger rund fünfzig Audioguides ins Weltmuseum Wien eingeschleust hätten. Tatsächlich sollen es laut Weltmuseum aber nur zwei Geräte gewesen sein. Die Botschaft des Aktivisten Xokonoschtletl Gómora erzählt „einen kurzen Abriss der Wahrheit“ über die Federkrone „Kopilli Ketzali“. Die Krone bedeute „mehr als eine Geschichte, die von einem Sieger erzählt wird“, sie bedeute „die Rückkehr unserer Vorfahren.“ Die Krone würde dem Ort gehören, von dem sie geraubt wurde und soll daher zurückgegeben werden, so die Forderung Gómoras.

Weltmuseum kommentiert die Aktion positiv

Das offizielle Statement des Weltmuseums ist, dass man in der Aktion einen “spannenden Beitrag zur aktuellen Diskussion im Umgang mit dem postkolonialen Erbe in ethnografischen Museen” sehe. Allzu viele Menschen dürften die Botschaft nicht gehört haben, vermutet das Museum. Man habe keine Rückmeldungen von Besucherinnen bekommen. Die Frage, ob dieser “spannende Beitrag zur aktuellen Diskussion” in irgendeiner Form im Museum bleibt, was also mit den Audioguides und der Botschaft darauf passiert, ließ das Museum ZackZack gegenüber unbeantwortet.

Hier gibt es die Botschaft der Aktivisten zum Anhören.

(sm)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Stefanie Marek

    Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.

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