Donnerstag, Mai 16, 2024

Söldnertruppe »Wagner« macht Jagd auf Selenskyj

Das ist ein Unterüberschrift

Laut der “Times” befinden sich seit Ende Jänner 400 Mitglieder der Einheit “Wagner” in Kiew. Deren Auftrag sei es, hochrangige Politiker wie Präsident Selenskyj und den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko zu jagen und zu töten. Die private Söldnertruppe ist auch als Russlands “Schattenarmee” bekannt.

Kiew, 28. Februar 2022 | Nach der Ausschaltung einer tschetschenischen Spezialeinheit, den Kadyrowzy – ZackZack berichtete am Freitag im Liveticker –, droht dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj weiter Ungemach durch russische Killer-Truppen. Wie die britische Tageszeitung “Times” berichtet, sollen sich bereits seit Ende Jänner 400 Mitglieder der berüchtigten Söldnereinheit “Wagner” in Kiew aufhalten, deren Auftrag es sei, zwei Dutzend hochrangige ukrainische Politiker aufzuspüren und zu töten.

Auf der Liste stünden demnach neben Selenskyj, Premier Denys Schmychal und den restlichen Ministern auch der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko und sein Bruder Wladimir. Die Söldner sollen bereits im Jänner aus Afrika nach Belarus geflogen und von dort in die Ukraine eingesickert sein, also deutlich vor Beginn des russischen Angriffskrieges.

Die ukrainische Führung soll am Samstag in der Früh von der Anwesenheit der Söldnertruppe erfahren haben, berichtet die “Times”. Kurze Zeit später wurde dann eine Ausgangssperre in der Hauptstadt verhängt, um den Kampf gegen Saboteure zu erleichtern.

Die tschetschenische Sondereinheit Kadyrowzy wurde am Samstag im Zuge heftiger Kämpfe um den Flughafen Hostomel nördlich von Kiew zerschlagen. Wie ein Gefangener laut ukrainischen Medienberichten später verriet, kam dabei auch ihr Kommandant, General Magomed Tuschajew, ums Leben.

Putins “Schattenarmee”

Fast überall wo es Konflikte gibt, ist von den “Wagner”-Söldnern die Rede. Auch wenn Moskau jegliche Verbindung zur Sondereinheit bestreitet, gilt sie als Russlands “Schattenarmee”. Ihnen werden schwere Verstöße gegen Menschenrechte vorgeworfen, darunter Folter und gezielte Tötungen. Im Dezember verhängte die EU Sanktionen gegen die Gruppe. Ihre in der EU vorhandenen Vermögenswerte wurden im Zuge dessen eingefroren, auch die Einreise in die EU ist ihnen damit nicht mehr erlaubt. Auch dürfen Unternehmen und Bürger aus der EU keine Geschäfte mehr mit der Gruppe machen.

Berichte über die Existenz der Söldnereinheit kamen erstmals zu Beginn des Krieges in der Ostukraine 2014 nach der Annexion der Krim durch Russland auf. Später tauchte die Gruppe in Syrien wieder auf, wo sie Machthaber Bashar al-Assad unterstützte. Seitdem sollen “Wagner”-Kämpfer auch in politisch instabilen afrikanischen Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik aktiv gewesen sein.

Wie die “New York Times” berichtete, sollen sie während dortiger Kämpfe Anfang 2021 Zivilisten getötet und Häuser geplündert haben. Die russische Regierung bestritt die Vorwürfe damals. In der an Bodenschätzen reichen Zentralafrikanischen Republik kommt es seit 2013 zu tödlichen interreligiösen und interkommunalen Kämpfen.

Neben der Unterstützung offizieller russischer Militäreinsätze wie in Syrien soll “Wagner” andernorts auch die traditionelle Rolle eines privaten Sicherheitsunternehmens übernommen haben. Finanziert wird die Gruppe mutmaßlich von dem 60-jährigen Geschäftsmann und Putin-Vertrauten Jewgeni Prigoschin aus St. Petersburg. Prigoschin, auch “Putins Koch” genannt, machte nach einem neunjährigen Gefängnisaufenthalt wegen Betrugs und Diebstahls nach dem Ende der Sowjetzeit Karriere als Unternehmer im Gaststättengewerbe. Er hat laut Medienberichten mit zahlreichen Aufträgen aus dem russischen Verteidigungsministerium ein Vermögen gemacht. Wegen mutmaßlicher Einmischungen in Libyen und in US-Wahlen wurde Prigoschin mit EU- und US-Sanktionen belegt.

Kommandant trägt Kampfnamen “Wagner”

Kommandant der Söldnertruppe soll der 51-jährige Dmitri Utkin sein, der den Kampfnamen “Wagner” trägt. Utkin war früher Oberstleutnant des russischen Militärgeheimdienstes und erhielt von Staatschef Wladimir Putin einen Orden.

Ursprung der Söldnertruppe ist nach Angaben der russischen Website “Fontanka”, welche die Rolle privater Sicherheitsfirmen im Syrien-Konflikt dokumentierte, das sogenannte Slawische Korps. Nach der Verurteilung seiner Befehlshaber wurde es das Kernstück einer neuen Söldnertruppe unter der Leitung Utkins. Offiziell sind private militärische Organisationen in Russland verboten.

Laut “Fontanka” befand sich das Ausbildungslager der Gruppe “Wagner” bis Sommer 2016 in Molkino nahe Krasnodar im Süden Russlands – am selben Ort wie ein Stützpunkt einer Spezialeinheit des russischen Militärgeheimdienstes GRU.

(apa/mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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27 Kommentare

  1. Will ja nichts sagen aber wenn die Briten berichten….das sind die reinsten Kriegstreiber…gehen mit jedem ins Bett wenn es ihnen was bringt….

  2. Da lob ich mir das US-amerikanische System.
    “Academi” bis 2007 “Blackwater USA”, bis 2009 “Blackwater Worldwide”, bis 2011 “Xe Services LLC” ist nicht nur um vieles größer und einige Jahre älter als “Wagner” firmiert dort nicht als Schmuddeltruppe sondern als Kapitalgesellschaft mit hochoffiziellen Verträgen der US-Regierung.
    @häufiger Namenswechsel: Jedes mal wenn der Öffentlichkeit ein Massaker von Academi bekannt wurde, wurde die Firma umgetauft.

    Es hilft zwar nix, aber ich schreibe es trotzdem:
    “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache,
    auch nicht mit einer guten Sache.”
    (Hanns-Joachim-Friedrichs)

  3. Bitte auch einen Artikel/eine Recherche zur bewaffneten Neonazitruppe der Asowbrigaden. Danke.

    Diese wurden im ZDF mit SS Symbolen und Hakenkreuzen auf den Helmen gezeigt und kämpfen an forderster Front: https://www.nbcnews.com/storyline/ukraine-crisis/german-tv-shows-nazi-symbols-helmets-ukraine-soldiers-n198961

    Ja, Russland ist zu verurteilen.
    Nein, eine blinde proukrainische Perspektive ist nicht moralisch überlegen.

    Vor allem nicht wenn man auf jeder Coronademo Nazis sehen will, allerdings nicht in der Lage ist Neonazis in der Ukraine zu identifizieren und darüber zu berichten.

    Bei den Coronademos regt man sich zu Recht über Neonazisymbole auf. Warum ist es ok wenn in der Ukraine SS und Hakenkreuze getragen werden?

    Statt Gegenargumenten kommt vermutlich das neueste Modewort wHaTabOUtISM.

    • …sollen sich bereits seit Ende Jänner 400 Mitglieder
      …Die Söldner sollen bereits im Jänner aus Afrika nach Belarus geflogen
      …Die ukrainische Führung soll am Samstag in der Früh von der Anwesenheit der Söldnertruppe erfahren haben,
      …Seitdem sollen “Wagner”-Kämpfer auch in politisch instabilen afrikanischen Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik aktiv gewesen sein.
      …sollen sie während dortiger Kämpfe Anfang 2021 Zivilisten getötet
      …soll “Wagner” andernorts auch die traditionelle Rolle eines privaten Sicherheitsunternehmens
      …Kommandant der Söldnertruppe soll der 51-jährige Dmitri Utkin sein, (In der Überschrift ist von “soll” allerdings nicht die Rede:Kommandant trägt Kampfnamen “Wagner”)

      Ein bisschen viel “SOLL”
      Mit einem Wort: Nichts genaues weiß man nicht.

      Bei unseren Politikern würde man hinzufügen: Es gilt die Unschuldsvermutung.

    • Selensky hat eine ausgezeichnete PR-Organisation. Er macht neben Schauspielerei auch Regie und schreibt Drehbücher. Schaut aus als habe er sein Filmteam mit genommen. Fleischmann kann sich da noch was abschauen.

      • Sind die Kommunikationsbrigaden Putins jetzt neidisch? Fleischmann muss jetzt von den Gegnern lernen? Ich versteh die Sache jetzt nicht. Also, was Sie meinen könnten, da hab ich jetzt gar keine Idee. Oder meinen Sie, dass Fleischmann immer schon Kommunikationsbrigade Putins war? Das würfe dann natürlich ein neues Licht auf Kurz auch.

    • Veranstalter war die rechtsradikale Organisation „Golosiivska Kryivka“ (Der Bunker von Golosiivsk). Daneben waren der „Rechte Sektor“, die Partei „Swoboda“, die „Union der Veteranen des Krieges im Donbas“ und die „Initiative Ukrainian Military Honor“ vertreten.

      und dein Link ist aus 2014.
      und das sind eh genau jene die für Putin sind.

    • Auch in Österreich laufen die rechtsextremen Corona-Leugner mit österreichischen Fahnen. In fünf Jahren könnte auch jemand behaupten in Österreich sind nur Rechtsextreme.

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