Freitag, April 19, 2024

Internetexperte Uwe Sailer im Fake-News-Interview

Fake News sind in unserer vernetzten und digitalisierten Gesellschaft längst ein Alltagsphänomen geworden. Internetnutzer sind gefordert, Falschnachrichten zu hinterfragen, so Internetexperte Uwe Sailer im Interview. Einfach sei das freilich nicht und es würde immer schwerer. Ein paar Tipps hat er dennoch parat.

Wien, 02. März 2022 | Für Fake News gibt es im Deutschen keinen vergleichbaren Ausdruck, am ehesten Falschnachrichten. Der Fake News-Begriff ist längst in der Realität von Internetnutzern in Österreich angekommen. Eine Online-Umfrage des Bildungsvereins Offene Gesellschaft (BVOG) hat gezeigt, wie stark sich die Menschen über Online-Quellen informieren: rund 89 Prozent der Teilnehmer informieren sich über Quellen im Internet, etwa etablierte Online-Medien und Online-Aufritte von Tageszeitungen, aber auch über Blogs und Soziale Netzwerken.

Fake News haben immer bestimmten Zweck

Internetexperte und Datenforensiker Uwe Sailer bestätigt diese Interpretation. Sailer unterstützte zuletzt bis zu seiner Pensionierung 2018 Polizei und Gerichte als Internetspezialist. Solche Falschnachrichten sollen laut Sailer immer einen Zweck erfüllen, so Sailer im Interview mit BVOG, „entweder auf politischer, wirtschaftlicher, persönlicher, ideologischer Ebene“. Sailer fasst den Zweck von Fake News mit einem Zitat frei nach Pippi Langstrumpf zusammen: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“

Empörung sells

Fake News funktionieren deshalb so gut, weil sie „Empörungsinformationen“ seien, wie Sailer es ausdrückt. Im Zusammenhang mit Corona sei das derzeit sehr stark zu sehen. Seien vor der Corona-Pandemie Falschinformationen ganz stark zu den Themen Klimawandel und Asylpolitik kursiert, sei im Frühjahr 2020 Corona ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung gerückt. Weltweit ist laut Uwe Sailer eine kleine Gruppe von Impfgegnern für 70 Prozent der Inhalte, die sich gegen Impfungen richten und im Netz kursieren, verantwortlich.

Auch für den Großteil der Kommentare in den Kommentarspalten der sozialen Medien sei eine Minderzahl der Nutzer verantwortlich. „Die bestimmen die Echokammer, die bestimmen den Raum, in dem wir uns bewegen.“ Im Vorfeld zur Russland-Invasion seien etwa ganze Troll-Fabriken am Werk, um die öffentliche Meinung mit Falschinformationen zu manipulieren und zugunsten von Russland „richtiggehend hinzubiegen“. Diese Kommentare und Falschnachrichten als Nutzer einzuordnen und zu enttarnen, sei eine große Herausforderung.

Soziale Medien als Katalysatoren für Fake News

Besonders Facebook ist in der Vergangenheit immer wieder unter Druck geraten, weil das soziale Medium in den vergangenen Jahren eine starke Plattform für Fake News geworden ist – sowohl im englischen als auch im deutschsprachigen Raum. Uwe Sailer sieht allerdings eine massive Verschiebung hin zum Messenger-Dienst Telegram, der in der Corona-Pandemie zu einer Echo-Kammer für Maßnahmen-Gegner geworden ist, so Sailer im BVOG-Interview. Da dieser nicht moderiert werde, könne man da alles verbreiten, was man wolle.

Auch YouTube werde durch seine Algorithmen leicht zu einem sogenannten „rabbit hole“, das Leute immer weiter in einen Strudel aus Falschinformationen und Verschwörungstheorien ziehe, wie eine New-York-Times-Recherche 2020 eindrucksvoll dargelegt hat. Eine BVOG-Umfrage hat ergeben, dass YouTube als Nachrichtenquelle nach wie vor eine wichtige Rolle für Internetnutzerinnen spielt: Rund 30 Prozent informieren sich über das Videoportal, dahinter folgen mit rund 23 Prozent Telegram und mit rund 16 Prozent WhatsApp.

Enttarnen nicht immer leicht

Die größte Herausforderung in Verbindung mit Fake News (derzeit und in Zukunft) ist laut Uwe Sailer, dass Internetnutzer erkennen müssten, was von den vielen Informationen, die im Netz kursieren, echt ist – und was nicht. Nur etwa 45 Prozent der Internetnutzer fühlen sich laut BVOG-Umfrage in der Lage, Fake News als solche zu enttarnen. „Fake News erschüttern das Vertrauen in die Gesellschaft, in die Wissenschaft und in die Politik und sind demokratiezerstörend“, so der Experte. Sie zu enttarnen sei nicht immer leicht, weil sie immer professioneller würden. Besonders schwierig sind Fake News laut Sailer dann zu enttarnen, wenn eine wahre Information, etwa wissenschaftliche Daten, aus dem Kontext gerissen werden. Die Einordnung für Laien ist in solchen Fällen besonders schwer.

Wichtig zur Einordnung von Nachrichten ist laut Experte Uwe Sailer, sich zu fragen, wer hinter einer Information steht. „Wenn die Namen bereits als unseriös gelten, kann man davon ausgehen, dass der Inhalt auch unseriös ist.“ Wichtig sei auch, sich immer zu fragen, ob es Belege für die Nachricht gebe, und sich anzusehen, was andere Quellen zu dem Thema veröffentlicht hätten. Uwe Saile empfiehlt die goldene Regel der 7 Ws, um Nachrichten einzuordnen: „Das ist wer, was, wann, wo, wie und warum.“

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Titelbild: ZackZack

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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9 Kommentare

  1. Ok, also vor ein paar Wochen habe ich gesagt, dass die C-“Impfstoffe” nicht qualitätsgeprüft werden, was natürlich Fake-News war. Mittlerweile hat das BASG zugegeben, es gibt diese Qualitätskontrollen nicht und man verlasse sich auf solche im Ausland (obwohl die Lieferungen ja direkt nach Österreich gehen). Wir sollten einfach viel mehr auf die Faktenchecker hören, die direkt von Pharma- und Internetkonzernen, oder noch besser von der Regierung über Inserate bezahlt werden. Da kommt die Wahrheit und nichts als die Wahrheit raus.

  2. Bitte, für ethisch halte ich, wenn ein Medium bezahlte Anzeigen gleich am Anfang klarstellt…nicht erst am Ende des Artikels…danke im voraus fürs nächste Mal…

  3. @Haltungsmedienschreck, Pflichtfeld
    Ist das eines der üblichen Ablenkungsversuche, oder habt ihr den Artikel wirklich nicht verstanden? Ihr gehört doch zu denen, die hier ständig irgendwelchen Dreck aus der Trollgülle wiederkäuen.

  4. Was die regierungstreue Mainstream-Journaille als Fake News von Verschwörungsschurbelnazis tituliert hat, hat sich anscheinend meist bewahrheitet. Beispiele?
    Das Virus kommt auch zu uns.
    Es wird nicht nur bei einem Lockdown bleiben.
    Es wird nicht bei zwei Spritzen bleiben.
    Es wird einen Impfzwang per Gesetz geben.

  5. Was tun wenn sich “Fake-News” mit einigen Jahren Verzögerung immer und immer wieder als Wahrheit herausstellen?

    @”Für Fake News gibt es im Deutschen keinen vergleichbaren Ausdruck”
    Für gewerbliche Fake-News würde mir das Wort “Lügenpresse” einfallen.

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