Freitag, Mai 3, 2024

ÖVP-Emittlungen – Karmasin verrechnete Sportministerium 140.000 Euro für zwei Studien

ÖVP-Emittlungen

140.000 Euro soll, laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Vizekanzler Werner Kogler, Sophie Karmasin für zwei Studien für das Sportministerium verrechnet haben. Bei den beiden Studien soll es zu rechtswidrigen Absprachen gekommen sein, laut WKStA.

Wien, 08. März 2022 | Die ehemalige ÖVP-Familienministerin und Meinungsforscherin Sophie Karmasin, die maßgeblich in die ÖVP-Inseratenaffäre um mit Steuergeld erkaufte Umfragen verwickelt sein soll, sitzt vor allem deshalb in U-Haft, weil sie sich nach ihrer politischen Karriere mit illegalen Preisabsprachen Aufträge vom Sportministerium verschafft haben soll. Für zwei Studien hatte Karmasin dem Ministerium insgesamt 140.268 Euro in Rechnung gestellt.

Interne Revision im Gange

Wie aus einer vor kurzem erfolgten Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ durch Sportminister Werner Kogler (Grüne) hervorgeht, werden die beiden Karmasin-Studien – neben etlichen weiteren – nun von der internen Revision geprüft. Sie finden sich laut Kogler “am Revisionsplan 2022”.

Karmasins zeitlich erste Studie für das Sportministerium zum Thema “Motivanalyse Bewegung und Sport”, die sie im April 2020 abrechnete, hatte ein Auftragsvolumen von 63.600 Euro. “Auftrag war, mittels Befragung einer breiten Zielgruppe die Gründe zu erheben, warum in Österreich bestimmte Personengruppen Sport bzw. keinen Sport betreiben. Dazu wurden insbesondere Fragen zur subjektiven Wahrnehmung von Vorteilen und Nutzen, Barrieren, Angeboten, Kampagnen u.ä. gestellt und ausgewertet”, beschreibt Kogler in seiner Anfragebeantwortung den Inhalt der Studie, die “der internen Abstimmung” gedient habe. Eine Veröffentlichung sei nicht vorgesehen gewesen.

Vorwurf der Absprache bei Angeboten

Den Zuschlag dafür soll Karmasin bekommen haben, indem sie laut WKStA zwei andere Meinungsforscherinnen – darunter ihre ehemalige Mitarbeiterin, die ebenfalls in der ÖVP-Affäre als Beschuldigte geführte Sabine Beinschab – dazu brachte, Mitte 2019 mit ihr abgesprochene, preislich höher veranschlagte Anbote zu legen, sodass am Ende sie als Bestbieterin den Zuschlag bekam. Für die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) handelte es sich dabei um rechtswidrige, gegen das Kartellgesetz sowie das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB) verstoßende Absprachen.

Ähnliches soll sich im Zusammenhang mit der Studie “Frauen im Vereinssport” wiederholt haben, die Karmasin im Juli 2021 abrechnete. Wiederum soll sie im Vorfeld Beinschab und die andere Berufskollegin zu mit ihr akkordierten überhöhten Anboten bewogen und als vermeintliche Bestbieterin den Auftrag mit einem Volumen in Höhe von 76.688 Euro erhalten haben. Die später auf der Website des Sportministeriums veröffentlichte Studie untersuchte laut Kogler “anhand von Befragungen, Gruppendiskussionen und ExpertInneninterviews die Motive und Barrieren weiblicher Mitglieder in Sportvereinen”.

Zur Frage, aus welchen Gründen externe Studien grundsätzlich in Auftrag gegeben werden und welchem öffentlichen oder gesetzlichen Interesse diese dienen, bemerkt der Grüne Vizekanzler und Sportminister in der Anfragebeantwortung: “Aus Gründen der Kosteneffizienz bei gleichzeitig hoher Qualität der Arbeit ist es mitunter notwendig, punktuell externe Expertise für spezifische Themengebiete einzuholen, soweit sie im BMKÖS selbst nicht vorhanden ist.” In bestimmten Bereichen sei es “außerdem sinnvoll, neben der Ressortsicht auf ein Thema auch einen anderen Blickwinkel durch die Expertise einer:eines Außenstehenden oder auch Betroffenen zu erhalten”.

Für Sophie Karmasin gilt die Unschuldsvermutung.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

38 Kommentare

  1. Jetzt verstehe ich warum so ein riesen Land wie Österreich zwei Fernsehkanäle mit Sport besetzen muss orf Sport und orf 1.

  2. Bin gespalten. Überwiegt mein Ekel und der Abscheu vor den Bobopolitikern und ich wende mich ab mit Grauen, oder soll ich mich freuen uns super finden dass diese Tussi medial gar so ein bezeichnendes Beispiel für unmässige Geldgier abgibt. Sozusagen als role model für die Abgründe der türkisen Abzockerpolitik.

  3. Ich bin sicher, dass es zu solchen Themen weltweit, aber zumindest im Westen, mehr als genug Studien gibt.

    Ein anderes Thema ist, dass man in Österreich zu allem Studien macht und es ausreichend Erkenntnisse zu allen Themen gibt, die man sich vorstellen kann, aber umgesetzt wird halt selten etwas.

  4. Gut, dass diese miesen Machenschaften endlich öffentlich werden.

    Das ist das einzig Positive an der Aufdeckung der mafiösen Strukturen (nämlich überall prozentuell kräftig mitverdienen) IN DIESER SCHÄNDLICHEN ÖVP.

  5. So ein Umfrageauftrag muss doch aus irgendeinem Grund von einem Verantwortlichen genehmigt und vorher mit Begründung beauftragt werden?
    Dabei muss es doch auch eine Kostenschätzung geben und wenn der Auftrag abgeschlossen ist auch eine Rechnungsprüfung mit entsprechenden Vorgaben dafür?
    Dann muss so etwas budgetiert und evaluiert werden und wohl auch ab und zu einer internen Revision unterzogen werden?
    Hier kann deshalb Frau Karmasin und ihre Kolleginnen nie die einzigen Täter hierfür sein.
    Da muss es doch schon lange zu gründlichen Massenkontrollen kommen und hier aber auch bei zahlreichen anderen externen Aufträgen und über Jahre zurück?

    • Frau Karmasin wurde vlt Ministerin, um das schmutzige Geschäft zu lernen und für die ÖVP und sich selbst zu nutzen. Genau so wie Kurz als Staatssekretär begann, die Strukturen der ÖVP auszuloten und dann für eigene Zwecke auszureizen, wobei ihm jedes Mittel recht war.

      • Auch Frau Karmasin scheint jedes Mittel recht sein
        Diese Dreistigkeit, dass einem absolut nichts passieren kann und man überall zulangt wo es nur möglich ist, läßt mich erschaudern.
        Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie dabei eine Ausnahme war und ist?
        Aber auch zahlreiche Beamten müssen hier mit an Bord sein, sonst geht das ja nicht und auch noch über so lange Zeit hinweg…

  6. Liebe SportministerInnen (auch pro futura). Wir haben auf der Schmelz in Wien (wie auch in anderen Bundesländern) eine Sportuniversität. Die haben kompetente Lehrende, Kontakte zu allen Verbänden da auch die TrainerInnenausbildung dort abgewickelt wird. Da gibts einen Haufen Diplomanden/Master-StudentInnen die verzweifelt interessante Themen suchen. Warum lässt man dort externe Studien machen. Weils /fast) nichts kostet oder noch keine ÖVPler dort mitschneiden?
    Der Tip ist gratis – dafür bitte den Pflegekräften mehr zahlen. Danke

  7. Ein Wahnsinn, der Kogler verteidigt den Schwachsinn auch noch!!
    Eine Studio wie Alkohol auf das Gehirn mancher Grünen sich auswirkt wäre sinnvoller.
    140.000,-‘ für gefälschte Umfragen, die ein Arbeitsaufwand für ein bis zwei Wochen waren…irre!!!

    • Warum waren diese Umfragen denn gefälscht, Antomius? Welche streng geheimen Quellen haben dir das geflüstert?

  8. 140.000 Euro für “zwei Stunden” las ich im Eifer; wie viele ihrer Regierungskolleg(-inn)en aus der ÖVP (oder überhaupt) mach(t)en noch so lukrative Geschäfte: Nicht nur “die Gier ist ein Schwein”!

    • Das las ich auch beim ersten Blick. Warum auch immer. Seltsam, nicht wahr? Muss mit Erwartungshaltung zu tun haben. Man erwartet von dieser Bagage genau das.

    • Witzig … ich hab auch immer Stunden gelesen … hab jetzt noch einmal “kontrolliert” … da steht nicht “Stunden”.
      Unglaublich, das Unterbewusstsein is a Hund 😉

      • Ist vielleicht irgendein fieser Propagandatrick dieser linksextremen Redaktion. 🙁

  9. Als Kogler Sportminister wurde, waren die Karmasin-Geschäfte schon längst am Laufen – und am Auslaufen. Ein neuer Minister kann nicht von heute auf morgen alles umkrempeln, da haben noch ganz andere was zu sagen (siehe z.B. wie lange es dauerte, bis Pilnacek endlich aus der Justiz raus war: es war ein zäher und langer Kampf).

    • Pilnacek ist mit seinem Netztwerk noch immer drinnen und seine Frau, Fuchs oder seine erfindung die er beim abgang noch reinbrachte halten das Netzwerk am laufen…
      Der zieht die Strippe weiter….

    • Doch, ein Minister kann alles umkrempeln. Ausgerechnet Kneissl hat als AM das Werbebudget um 90 % gekürzt.

    • Lieber unmask the cheater, wie Sie sich ja schon richtig nennen, Betrüger gehören entlarvt…
      Es muss heller werden Österreich!

      • Das ist es mir Wert, besser als würde sie frei sein und im Café sitzen und das Leben geniessen…

        • “das Leben geniessen”:
          So viel Unverschämtheit als Ministerin? Was wohl sagt uHBP was er uns da umhängte mit seinen Angelobungen und entgegengenommenen Schwüren am laufenden Band?
          Ich bin überzeugt, er wird froh sein das Amt in ein paar Monaten zurück zu legen?

  10. Ich möchte niemanden Verletzen, aber könnte unser toller Sportminister bei den behinderten Sportlern mitmachen. Der Wurstkranz wäre ihm auf alle Fälle sicher und er braucht keine Meinungsumfragen oder Studien mehr in Auftrag geben.

      • Er sollte einmal einen längeren Aufenthalt andenken. Es wäre für UNSERE Gesundheit!

        • Lieber Summa summarum, Ihren berechtigten Wunsch, möchte ich auf die gesamte Hasskorruptionskoalitionsregierung ausweiten…
          Es muss heller werden Österreich!

      • Man könnte auch Winzerkanzler sagen, was meinen Sie als Beobachter der Szenerie?

  11. Es ist beruhigend zu wissen, dass Karmasin jetzt in bester Lage im 8. Bezirk in unmittelbarer Nähe zur City untergebracht ist :-)))

  12. Ein weiterer Absatz im Sideletterl, extra für die gut steuerbare Sophie, die für ihre tadellose Leistung, noch ein bisserl belohnt werden musste…
    Die DabeiInnen sind, wie immer, dabei.
    Es muss heller werden Österreich!

  13. Was sagt der grüne Veltliner dazu….er ist verantwortlich….auf a Rauschgeschichte kann er sich nicht rausreden…obwohl…

    • Wenn die Studie im April 2020 abgerechnet worden ist, dann wird der Kogler, der im Jänner 2020 vereidigt worden ist, nicht viel dazu beigetragen haben. Die ist in diesem Fall und angesichts der üblichen Vorlaufzeiten wohl noch unter seinem Vor(vor)gänger Strache beauftragt worden.

      • Ähnliches soll sich im Zusammenhang mit der Studie “Frauen im Vereinssport” wiederholt haben, die Karmasin im Juli 2021 abrechnete.

        Das heißt es war in seiner Zeit…

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Weiss in Dubai

Denn: ZackZack bist auch DU!