Das ist ein Unterüberschrift
Volkshilfedirektor Erich Fenninger hat den ersten LKW-Konvoi mit Hilfsgütern in die Ukraine begleitet. ZackZack hat er von seinen Eindrücken vor Ort erzählt.
Wien/Czernowitz, 12. März 2022 | Medikamente, Lebensmittel, Hygieneartikel und Schlafsäcke – das wird im Kriegsgebiet Ukraine momentan am dringendsten gebraucht. Vergangene Woche startete die Volkshilfe mit Hilfstransporten in die Ukraine. Mittlerweile machen sich jeden Tag ein bis drei LKWs aus Ober- und Niederösterreich mit jeweils 40 Tonnen Fassungsvermögen auf den Weg nach Budapest, weiter nach Rumänen über die Karpaten bis zur Grenze und dann ins ukrainische Czernowitz.
Die Stadt knapp hinter der Grenze ist bisher kein Kampfgebiet. Derzeit sind rund 18.000 Geflüchtete in der Stadt und es werden jede Stunde mehr. Volkshilfedirektor Erich Fenninger begleitete den ersten Volkshilfe-Hilfsgüter-Transport, der vergangene Woche Donnerstag in Traiskirchen in Niederösterreich losfuhr, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Geschafft! 💪🏽 Lebensmittel, Hygieneartikel, Schlafsäcke & Iso-Matten werden beim Versorgungszentrum in Czernowitz ausgeladen. Es sind so viele Helfer*innen vor Ort, die mit Menschenketten Hilfsgüter ordnen & zur weiteren Vergabe schlichten. Eure Spenden kommen an! #UkraineHilfe pic.twitter.com/cMA5EQQWUc
— Erich Fenninger (@erichfenninger) March 5, 2022
Besonders bewegt habe ihn die Situation an den Grenzen: „Man sieht wie die Männer die Frauen zur Grenze bringen und dann stellen sich die Frauen in der Nacht weinend mit ihren Kindern und Kinderwägen an und treten ins Nichts. Es ist unerträglich, was den Menschen von wenigen machtbesessenen Figuren angetan wird, die nur ihrer eigenen Macht wegen Millionen von Menschen bedrohen und töten.“
Sichere Route, Transporte gehen weiter
Von den Kriegshandlungen selbst habe Fenninger zum Glück nicht viel mitbekommen. 60 Kilometer von der Stadt entfernt sei am Abend ihrer Ankunft eine Rakete detoniert. Er habe gesagt bekommen, dass es am selben Abend auch eine kleine Schießerei mit wenigen Verletzte in der Nähe gegeben habe. „Ich war dankbar, dass wir auf der Hinfahrt mit dem Jagdkommando und dem dortigen Gouverneur in Verbindung standen, die uns Informationen zum Risiko gegeben haben.“
So sei auch genau klar gewesen, was vor Ort gebraucht werde. Normalerweise sei es besser in den betroffenen Regionen selbst einzukaufen und lange Transporte zu vermeiden um die lokale Wirtschaft zu unterstützen, doch in dem Fall habe sich herausgestellt, dass Lieferungen von außen kommen müssen.
In einer Sporthalle in Czernowitz werden die Hilfsgüter sortiert und in kleinere Portionen eingeteilt, rund um die Uhr stehen dort Helfende zur Verfügung. Die ukrainische Volkshilfeorganisation, sowie die Partnerorganisation Narodna Dopomoha fahren damit zu diversen Flüchtlingshäusern und versuchen die Hilfsgüter auch in die Gemeinden zu bringen, die zum Teil unter Beschuss stehen.
Große Hilfsbereitschaft
Es sei „grandios“ wie viele Österreicher in den Gemeinden Spenden sammeln, das Ganze sei logistisch allerdings sehr Herausfordernd. Die Volkshilfe nimmt auch nur jene Produkte, die wirklich gebraucht werden. Viele Supermarktketten hätten Lebensmittel gespendet, Fenninger hofft, dass das weiterhin anhält. Toll se auch, wie viele Speditionsunternehmen und LKW-Fahrer sich freiwillig für den Transport melden.
Die Volkshilfe ist seit 2006 in der Ukraine tätig, vor allem seit der Annexion der Krim 2014 habe sich die Lage stark geändert, so Fenninger. Durch die bewaffneten Konflikte im Osten arbeitet die Volkshilfe seither mit Binnenflüchtlingen, was in der Ukraine vorher kein Thema war. Jetzt habe es noch einmal eine Zäsur gegeben, weil plötzlich Tausende kommen und sie mit Wohnraum und Essen versorgt werden müssen.
Fenningers Einschätzung zu den Hilfsgüter-Konvois: „Die Transporte haben bis jetzt funktioniert, wenn es zu gefährlich wird, dann würden wir bis zur Grenze fahren und die Organisationen vor Ort würden die Hilfsgüter von dort holen. Aber das Projekt hat kein Ablaufdatum. Selbst wenn es in einer Woche oder zwei Wochen wieder Frieden geben sollte, werden die Produkte nach wie vor nötig sein.“
Wer spenden möchte, kann das hier tun.
(sm)
Titelbild: Screenshot ZackZack/Twitter-Account Erich Fenninger