Das ZDF hatte seine Berichterstattung aus Moskau kurzzeitig ausgesetzt, nachdem der Kreml ein Zensurgesetz für Medien verabschiedet hatte. Auch weiterhin wird von Moskau aus nicht über den Krieg in der Ukraine berichtet werden.
Kiew/Moskau/Mainz, 14. März 2022 | Seit Montag hat das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) einen neuen Chef: Norbert Himmler. Eine seiner ersten Amtshandlungen war, den vorübergehenden Bericht-Stopp des öffentlich-rechtlichen ZDF aus Moskau zu verteidigen. Nachdem der Kreml im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine ein neues Mediengesetz – de facto ein Zensurgesetz – erlassen hatte, stellten verschiedene Medien die Berichterstattung von dort ein, neben BBC, CNN auch das ZDF. Inzwischen berichtet das ZDF wieder aus Russland, allerdings werden von dort aus keine Berichte über den Krieg in der Ukraine kommen.
Der ORF hat sein Team in Moskau verkleinert. Neben Korrespondentenbüro-Leiter Paul Krisai ist auch Korrespondentin Carola Schneider nach wie vor in Moskau. In einer Live-Schaltung zur Sendung „Europastudio“ wählte sie ihre Worte sehr bedacht, um sich nicht nach dem neuen Mediengesetz strafbar zu machen. Das Gesetz verbietet unter anderem, Informationen zu verbreiten, die nicht der offiziellen russischen Linie entsprechen. Wer gegen das Zensurgesetz verstößt, muss mit hohen Geldstrafen und bis zu 15 Jahren Haft rechnen.
Keine ZDF-Berichterstattung aus Kiew
Aus der Ukraine wird das ZDF aber auch weiterhin nicht berichten. Live-Sendungen direkt vom Ort des Kriegsgeschehens in der Ukraine hält Himmler nicht für die beste Wahl. “Wir sind insgesamt gut vertreten und entscheiden verantwortlich und in enger Abstimmung, wer von wo berichtet”, sagte Himmler gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Zurzeit läuft in Deutschland eine Diskussion darüber, wie stark der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Kriegsgebieten präsent sein sollte. Himmler sagte auch: “Analysen und Einordnungen macht man besser mit kühlem Kopf aus Mainz oder Berlin.”
Der bisherige ZDF-Programmdirektor, der dem pensionierten Thomas Bellut folgt, ergänzte: “Es hat schon gute Gründe, dass es Nachrichtensendungen und Magazine gibt, die sich Zeit nehmen, um Ereignisse einzuordnen und für das Publikum aufzubereiten.“
Debatten um Kriegsberichterstattung
Nicht nur das ZDF beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie aus Kriegsgebieten berichtet werden soll. Ein Cover der „New York Times“ stieß eine Debatte darüber an, ob und inwiefern grausame Kriegsszenen und insbesondere Leichen gezeigt werden sollten. Der Geschäftsführer des Österreichischen Presserats, Alexander Warzilek, sagte gegenüber dem “Standard“, er halte es grundsätzlich für legitim, solche Fotos zu veröffentlichen. Er findet aber, dass nicht einfach eine Flut brutaler Bilder veröffentlicht werden sollte, sagte, dass die Aufnahmen in einen Kontext gesetzt werden und die Gesichter der Betroffenen verpixelt werden sollten.
„Umfassender“ Bildungs- und Informationsauftrag
Das ZDF ist neben der ARD die zweite öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland. Es gehört zu den größten öffentlich-rechtlichen Sendern in Europa. Wie auch der ORF, hat das ZDF einen gesetzlich festgeschriebenen Bildungs- und Informationsauftrag zu erfüllen. Nach den Richtlinien für die Sendungen und Telemedienangebote, die auf der Website des ZDF zu finden sind, muss dieser „umfassend“ erfüllt werden.
(pma/apa)
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