Sonntag, Mai 5, 2024

Londons Bürgermeister will Geflüchtete in Oligarchen-Residenzen unterbringen

Ukraine

Londons Bürgermeister Sadiq Khan will im russischen Krieg gegen die Ukraine “poetische Gerechtigkeit”. Aktivisten hatten am Montag eine Villa besetzt, die dem Oligarchen Oleg Deripaska zugeordnet wird.

Kiew/Moskau/London, 15, März 2022 | Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan möchte, dass ukrainische Flüchtlinge in Residenzen russischer Oligarchen untergebracht werden. Unter anderem beklagte er in einem Fernsehinterview in der Sendung „Good Morning Britain“, dass London viel zu lange von Putin-nahen Oligarchen zur Geldwäsche genutzt worden sei. Sie investierten ihr Geld vor allem in Immobilien und Unternehmen. Khan nannte die meist leerstehenden Wohnungen „goldene Backsteine“.

“Ich finde, die Regierung sollte sie beschlagnahmen und bevor sie verkauft werden, sollten sie dazu verwendet werden, Ukrainer unterzubringen”, sagte Londons Bürgermeister über die luxuriösen Anwesen. Das sei eine Art der “poetischen Gerechtigkeit”.

Aktivisten besetzten Oligarchen-Villa, Regierung prüft Beschlagnahmung

Es ist weithin bekannt, dass London seit Ende der Sowjetunion ein offener und sicherer Hafen für russisches Geld ist. Sogar ein eigenes „Investorenvisum“ wurde eingeführt, für jene, die mindestens zwei Millionen Pfund investieren – anfangs waren es eine Million. Der Moderator der Sendung „Good Morning Britain“ hatte London gegenüber Khan „Little Russia“ und „Hauptstadt von Villen in russischem Besitz“ genannt. Andere Spitznamen für die britische Hauptstadt sind „Londongrad“ und „Moskau an der Themse“.

Mehrere pro-ukrainische Aktivisten besetzten am Montag bereits eine Villa, die dem Putin-Vertrauten Oleg Deripaska zugeordnet wird. Der Multimilliardär steht inzwischen auf der britischen Sanktionsliste. Die Hausbesetzer erklärten, die Immobilie gehöre nun ukrainischen Flüchtlingen. Deripaska ist in den britischen Grundbucheinträgen nicht als Eigentümer des Anwesens im vornehmen Stadtteil Belgravia aufgeführt. Als Eigentümer wird stattdessen ein Unternehmen mit Sitz auf den britischen Jungferninseln genannt.

Ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson bestätigte am Montag, dass die Regierung entsprechende Pläne prüft. Zuvor hatte auch  Kabinettsmitglied Michael Gove die Option ins Spiel gebracht, jedoch von einer “hohen gesetzliche Hürde” gesprochen. Auch Gesundheitsminister Sajid Javid hatte zuvor gewarnt, dass die Villen aufgrund rechtlicher Hürden “nicht der erste Ort” sein sollten, der für die Unterbringung von Flüchtlingen infrage käme. Darauf entgegneten ein Aktivist: “Sie sagen, es könnte bis zu sechs Monate dauern, um ihr Eigentum zu beschlagnahmen. Das ist doch lächerlich.“

FC-Chelsea-Inhaber Abramowitsch sanktioniert

Lange wurde die britische Regierung für ihren laschen Umgang mit russischen Oligarchen kritisiert. Nun möchte sie härter durchgreifen. Noch in dieser Woche soll ein neues Gesetz in Kraft treten, das Geldwäsche erschweren soll. Superreiche aus dem Ausland sollen sich bei Investitionen nicht mehr so leicht hinter Briefkastenfirmen und Strohmännern verstecken können. Es soll auch leichter werden, Sanktionen gegen einzelne Personen zu verhängen.

Vergangene Woche wurde bereits Roman Abramowitsch auf die Sanktionsliste gesetzt: Sein Vermögen wurde eingefroren und es wurde eine Einreisesperre gegen ihn verhängt. Der russische Milliardär ist Inhaber des englischen Topligisten FC Chelsea.

Oligarchen-Immobilien auch in Wien

Medienberichten nach besitzen Oligarchen auch in Österreich und in Wien Luxus-Anwesen, wenn auch oft nicht direkt, sondern eben über Briefkastenfirmen oder Strohmänner. Im Juni 2020 berichtete der ORF, dass die 81-jährige Mutter von Oleg Deripaska in Österreich mehrere Gesellschaften besitzt und über diese unter anderem ein Luxushotel in Lech am Arlberg. Das “Waldschlössl” am Attersee soll über eine Liechtensteiner Stiftung dem ehemaligen russischen Vize-Premierminister Igor Schuwalow gehören.

Außerhalb von Wien liegt der Wohnpark Oberwaltersdorf, in dem zahlreiche Oligarchen wohnen sollen. Das See-Gelände am Wohnpark gehört Investor Siegfried Wolf. Roman Abramowitsch hat 2007 am Wiener Kohlmarkt ein Haus um 27 Millionen Euro gekauft – ebenfalls über eine Liechtensteiner Firma. In Hietzing residiert der Russland-nahe ukrainische Milliardär Dmytro Firtasch in einer Villa, die dem ÖVP-Großspender Alexander Schütz gehört, und wehrt sich seit 2014 gegen eine Auslieferung in die USA wegen Verdacht auf Bestechung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Firtaschs Nachbar Wolfgang Rosam, ÖVP-naher Kommunikationsberater und “Falstaff”-Herausgeber, zeigt sich besorgt über die aktuellen Entwicklungen. Er befürchtet “eine aufkommende Hetzjagd gegen ALLE Russen”. Rosam ist Kenner der Villenszene: sein Schloss-ähnliches Anwesen liegt ein paar Meter Luftlinie von der Firtasch-Villa entfernt.

(pma/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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6 Kommentare

  1. Stellt sich nun die Frage in welche Richtung Wolfgang Rosam den “Mob” (den er nun als unsteuerbar einstuft) gesteuert haben wollte. Wird Zeit dass auch bei diesem feinen Herrn untersucht wird was er so alles zur Geldwäsche seiner russischen Freunde beigetragen hat. Vielleicht könnte man dann auch mal in seine Villen ukrainische Flüchtlinge unterbringen?

  2. Rosam der abgehoben Ungustl mit seinen Fake Politumfragen beim Fake Fellner, wundert mich nicht, dass der mit den Oligarchen kann. Alles wegnehmen und fertig, wenns danach zum AMS müssen auch egal

  3. Little Russia und Lodongrad, lool.
    Ja, alle Mulitmilliardäre sollten enteignet werden.
    Das Geld kann nur unredlich erworben worden sein.
    Das ist ein perverser Reichtum und nicht der Sinn einer Gesellschaft und Gemeinschaft.
    Für Reichtum sollte es eine Obergrenze geben.

      • Ja, sollen sie …
        Aber solange es Schaft gibt, die davon träumen, selbst mal reich zu werden …
        Die leiden alle am Stockholmsyndrom. Die Reichen beuten aus und akkumulieren das Geld. Das war sicher nie im Sinne der Gemeinschaften, die notwendig waren, sodass die Menschen überhaupt überleben konnten seit Anbeginn.

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