Dienstag, April 30, 2024

Nach Plakat-Protest: Russische TV-Mitarbeiterin muss Geldstrafe zahlen

Nach Plakat-Protest

Millionen von Russen waren Montagabend Zeugen, als Marina Owsjannikowa mitten in der Hauptabendsendung gegen den Krieg protestierte. Sie ist nun zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Moskau, 16. März 2022 | Nach ihrem Protest im russischen Staats-TV gegen den Ukraine-Krieg ist Marina Owsjannikowa in Moskau zu 30.000 Rubel (226 Euro) Geldstrafe verurteilt worden. Die Urteil erging, weil sie in einem Video zu Protesten gegen den Krieg aufgerufen habe, wie das Bürgerrechtsportal OWD-Info am Dienstag meldete. Zunächst war befürchtet worden, dass die TV-Journalistin nach dem umstrittenen neuen russischen Mediengesetz angeklagt werde. Dabei hätten ihr bis zu 15 Jahre Haft gedroht.

“No War”-Plakat während Live-Sendung

Der prominente russische Journalist Alexej Wenediktow hatte zuvor ein Foto der Redakteurin mit ihrem Anwalt Anton Gaschinski in einem Gerichtsgebäude veröffentlicht. Die Redakteurin des Ersten Kanals des russischen Staatsfernsehens hatte am Montagabend in den Hauptnachrichten ein Protestplakat gegen den Krieg in der Ukraine in die Kamera gehalten. Auf dem Plakat war auch zu lesen, dass die Zuschauer “hier belogen” werden. Owssjannikowa bezeichnete den russischen Angriff auf die Ukraine zudem in einem Video als Verbrechen.

Owsjannikowas Protest-Aktion im Video:

In den russischen Staatsmedien ist es untersagt, von einem Krieg zu sprechen. Die Staatsführung nennt das Vorgehen im Nachbarland eine “militärische Spezialoperation” zur “Entmilitarisierung” und zur “Entnazifizierung”. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der jüdische Wurzeln hat, bedankte sich bei Owssjannikowa.

Zunächst war befürchtet worden, Owssjannikowa könnte nach einem umstrittenen neuen Gesetz wegen Diffamierung der russische Armee verurteilt werden. Dabei drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Macron bot Journalistin Schutz an

Noch am Dienstag bot Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der TV-Journalistin Schutz an. “Wir werden selbstverständlich diplomatische Schritte einleiten, um Ihrer Kollegin Schutz zu gewähren, entweder in der Botschaft oder im Asyl”, so Macron auf die Frage eines Journalisten. Er werde diese Lösung sehr direkt und konkret in seinem nächsten Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin vorschlagen. “Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass wir so schnell wie möglich vollständige Klarheit über ihre persönliche Situation und ihre Möglichkeit, ihre Arbeit fortzusetzen, erhalten.”

(apa/mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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8 Kommentare

  1. Unsere moralisch ach so überlegenen Medien und Politiker hätten lieber gesehen
    wenn sie zu 125.000 Jahren schweren Kerker verurteilt worden wäre.

  2. Im Internet wurde phantasiert, die Frau wäre “verschwunden” ( soll heißen: von der politischen Polizei verschleppt).
    Rührend, wie Macron um die Meinungsfreiheit besorgt ist (nur RT darf man nicht weiterverbreiten, weil Feindsender)

    • nicht weil feindsender

      sondern weil die scheisse schreiben und es ein haufen idioten gibt die diesen scheiss glauben

      XD

  3. Überrascht wohl viele, wie mich auch, dass man sie auf freien Fuß belässt. Sie dürfte dies wirklich gut durchgeplant haben mit dem vorgeschaltenen Video das um die Welt ging. Plan B ist nun wahrscheinlich sie umfangreich zu diskreditieren und sie als Beispiel zu handeln für Personen die bezahlt werden (vom Westen) um fake news in die Welt zu setzen, oder sie gleich als verrückt zu erklären. An ihrer Stelle würde ich trotz erster Entwarnung versuchen mich samt Familie abzusetzen (um politisches Asyl ansuchen so lange es noch möglich ist) denn diese Demütigung wird das Regime nicht auf sich sitzen lassen. Hat sich der erste Rauch mal verzogen und vieles andere wieder im Vordergrund steht wird sicher versucht ihr die Rechnung dafür zu präsentieren.

    • Ich hoffe Du hast recht…trotzdem bin ich such dafür, dass diese mutige Frau Russland verlassen sollte.

  4. Da hat die Dame nochmal Glück gehabt, dass aufgrund der medialen Aufmerksamkeit Putin jetzt mit ihr seine liberale Einstellung demonstrieren wollte/konnte. Andernfalls hätte sie sonst (oder wird noch?) eine Versetzung zum Sibirischen Rundfung bekommen. Als Mutter zweir kleiner Kinder ist so ein Aktivismus aber prinzipiell etwas fahrlässig. Trotzdem, Hochachtung, lässige Aktion!

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