Mittwoch, Dezember 11, 2024

Die Schande von Butscha

Brutale Verwüstung nach dem Massaker durch russische Truppen vor Kiew. Etwa 340 Leichen sind bereits geborgen, die Suche nach Opfern mutmaßlicher Kriegsverbrechen geht weiter. EU-Staaten kündigten Sanktionen an.

 

Butscha/Irpin, 04. April 2022 | Der Rückzug russischer Truppen aus Kiewer Vororten (Butscha, Irpin) hinterlässt eine brutale Blutspur. Medienberichten zufolge sollen bereits bis zu 340 Leichen geborgen worden sein. Die Suche nach weiteren Opfern der Verwüstung geht unterdessen weiter. Zeugen berichten von Hinrichtungen, Schändungen, gezielter Tötung. Journalisten, die vor Ort waren, bestätigen das.

Es gibt verstörende Video- und Fotoaufnahmen, einige davon sind ZackZack zur Verfügung gestellt worden. So sind etwa gefesselte Leichen zu sehen, die die Straßen der Kiewer Vorstadt Butscha säumen. Am Sonntag war schon von einem Massengrab mit etwa 280 Toten berichtet worden.

Bilder des Grauens. Credits: Oleksandr-Ratushnyak (1.), zVg (2.).

Selenskyj spricht von Genozid

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft will jetzt Obduktionen durchführen und die mutmaßlichen Kriegsverbrechen aufklären. Die „Hölle“ müsse dokumentiert werden, „damit die Unmenschen, die sie geschaffen haben, bestraft werden“, so Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa auf Facebook. Vielfach ist bereits die Rede von Kriegsverbrechen. Laut US-Außenminister Antony Blinken sei dies eine “Realität, die sich jeden Tag abspielt, solange Russlands Brutalität gegen die Ukraine anhält. Deshalb muss es ein Ende haben.”

Damit Russland zur Rechenschaft gezogen werden kann, muss der Internationale Strafgerichtshof (ICC) ein Muster der Gräueltaten an Zivilisten in der Ukraine nachweisen. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht derweil von Genozid und warnt, dass in umkämpften Städten wie der Hafenstadt Mariupol ähnliche Massaker drohen könnten. Russland selbst streut Desinformation und verbreitet entgegen aller bisheriger Erkenntnisse die Erzählung, in der Zeit der russischen Besatzung habe angeblich kein einziger Ukrainer unter Gewalttaten gelitten. Die Aufnahmen seien inszeniert.

Westen kündigt Sanktionen an

Für Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist die Sache klar, er sieht klare Hinweise auf Kriegsverbrechen. Angesichts der Bilder aus Butscha sprach er sich für neuerliche Sanktionen aus und bekam dafür unter anderem Unterstützung von der deutschen Bundesregierung. Um welche Sanktionen es sich genau handelt und ob dabei der Energiesektor berücksichtigt wird, ist derzeit noch unklar. Zumindest Litauen kündigte für April schon einen nationalen Importstopp für russisches Gas an.

Neben Human Rights Watch und zahlreichen weiteren NGOs meldete sich auch UN-Generalsekretär António Guterres zu Wort. Er sei “zutiefst geschockt”. Zudem sei es essenziell, “dass eine unabhängige Untersuchung zu effektiver Rechenschaft führt.”

Der Rückzug russischer Truppen bedeutet gleichzeitig, dass noch mehr Putin-Militär in den Osten der Ukraine verlagert wird. Das Ziel des Kremls ist dem Vernehmen nach die gesamte Eroberung des Donbass, einer Region, die seit 2014 de facto von Russland belagert wird. Erstmals wurde auch die südwestliche Hafenstadt Odessa stark bombardiert.

(wb)

Titelbild: zVg

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