Samstag, Juli 27, 2024

ÖVP-Wien: »Wien kam besser durch die Krise als der Rest«

Wird Köstinger nicht gefallen

Der großen Wien-Kritikern Elisabeth Köstinger dürfte das ganz und gar nicht gefallen. Im “Kurier”-Interview lobten der Wiener Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck und der designierte ÖVP-Wien-Chef Karl Mahrer das rot-pinke Wien.

Wien, 15. April 2022 | Es war in der Pandemie wie das Amen im Gebet: wenn Wien eine Entscheidung zu Corona-Maßnahmen traf, konnte man am nächsten Tag mit einer Presseaussendung der Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die darin die Bundeshauptstadt kritisierte, rechnen. Die Verstimmungen zwischen Wien und Köstinger reichen bis zum Beginn der Pandemie zurück, als die Landwirtschaftsministerin die Bundesgärten in Wien geschlossen gehalten hatte.

Am Donnerstag gaben die beiden hochrangigen ÖVP-Vertreter Walter Ruck (Wirtschaftskammer Wien-Präsident) und der designierte ÖVP-Wien-Obmann Karl Mahrer dem “Kurier” ein Interview. Deren Aussagen über das Coronamanagement der Hauptstadt dürften Köstinger wohl gar nicht gefallen.

Wenn’s sogar die ÖVP sagt

Die beiden attestierten nämlich der rot-pink regierten Stadt, dass sie besser durch die Krise gekommen sei als der Rest Österreichs. So antworte Ruck auf die Frage, ob der vorsichtigere Wien-Kurs noch zeitgemäß sei: „Die Entscheidungen hat zweifelsfrei der Bürgermeister getroffen, nicht ich. Nicht alles war in meinem Sinne. Aber insgesamt ist Wien – etwa mit Blick auf das Bruttoregionalprodukt – deutlich besser durch die Krise gekommen als der Rest Österreichs. Ich kann diesen Zahlen also nicht entnehmen, dass wir in den vergangenen Jahren eine fehlgeleitete Wirtschaftspolitik der Stadt erlebt hätten.“

Der zukünftige ÖVP-Wien-Chef stimmte zu: „Das stimmt. Der Blick ins Ausland zeigt, dass Österreich den Weg gut gemeistert hat. Und ja, auch Wien hat ihn insgesamt gut gemeistert.“

Testlimitierung: Minister konnten es nicht erklären

Auch beim Wiener PCR-Test-Konzept setzte es Lob von den beiden. Der ehemalige Nationalratsabgeordnete Mahrer dazu: „Die Wiener Testinfrastruktur ist österreichweit ein Vorbild. Klar ist, dass man das nicht einstellen und irgendwann im Herbst plötzlich wieder hochfahren kann. Aber wir müssen auf die Kosten schauen.“

Ruck antwortete, dass er die Deckelung der Testanzahl durch die Bundesregierung nicht verstehe, denn die Tests seien in Wien deutlich billiger als im Rest Österreichs: „Warum also sollen die Wiener nicht mehr Tests erhalten, wenn Sie dabei nicht mehr Kosten erzeugen? Weder Gesundheits- noch Finanzminister konnten mir das so erklären, dass ich es verstehe.“

Blümel weg – Achse ÖVP-WKW funktioniert wieder

Zwischen der ÖVP Wien und der Wiener Wirtschaftskammer dürfte sich das Verhältnis mit dem Abgang des Ex-Finanzministers Gernot Blümel wieder gebessert haben. Ruck gab an, dass er keine gemeinsamen Interviews mit Mahrers Vorgänger Gernot Blümel gegeben habe. Er freue sich über die Zusammenarbeit mit Mahrer: “Viel wichtiger ist jetzt, dass ich Karl Mahrer seit einer gefühlten Ewigkeit kenne und wir gemeinsam vieles erfolgreich umgesetzt haben. Ich darf sagen, dass ich eine tief empfundene Freundschaft verspüre.”

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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