Samstag, Juli 27, 2024

Köstinger und Rauch: Aus für Kükenschreddern – Vollspaltenboden bleibt

Köstinger und Rauch:

Mehr Bewegungsfreiheit für Rinder, das Aus für Küken-Schreddern, Einschränkungen bei Tiertransporten – das sieht u.a. das am Mittwoch präsentierte Tierschutzgesetz vor. Kritik kommt vom VGT, denn der Vollspaltenboden und die Ferkelkastration ohne Schmerzausschaltung bleiben erhalten.

Wien, 04. Mai 2022 | Mit dem vorliegenden Paket soll die ununterbrochene, ganzjährige Anbindehaltung von Rindern ab 2030 beendet werden. Die lange Frist komme deshalb, weil dafür in rund 4.700 Betrieben weitreichende Umbauten notwendig würden, so Rauch. Die AgrarMarkt Austria (AMA) stellt bei ihrem Gütesiegel allerdings schon 2024 um.

Kückenschreddern verboten, strengere Tiertransportegeln

Außerdem wird künftig das sinnlose Töten von Küken verboten – mit Ausnahme der Verfütterung in Zoos. Bei Tiertransporten sind Verschärfungen vorgesehen, etwa durch strengere Bestimmungen, höhere Strafen und kürzere Transportzeiten. Der Transport von Kälbern wird erst ab einem Alter von drei bzw. vier Wochen gestattet. Der Export von erwachsenen Zuchtrindern darf künftig nur noch in wenige Drittstaaten erfolgen.

Des weiteren werden die Tierschutzombudspersonen der Länder juristisch gestärkt. Sie erhalten Parteistellung in Verfahren nach dem Tiertransportgesetz. Eine weitere Neuerung betrifft die Qualzucht: Hier wird es ein Verbot der Werbung mit Tieren mit Qualzucht-Merkmalen geben.

Das Gesetz soll noch diese Woche in Begutachtung gehen und Ende Juni im Parlament beschlossen werden. Anfang 2023 können die meisten Bestimmungen in Kraft treten.

Im Pressefoyer nach dem Ministerrat betonte Rauch, dass auch bei der Schweinehaltung Anreize geschaffen würden, mehr Platz für die Tiere zu schaffen. Konkret sprach er von plus 20 Prozent Platz in neu- und umgebauten Ställen. Ein weiterer Punkt sei eine verpflichtende Kühlung. “Das ist ein erster Schritt, das ist nicht weitgehend genug, das reicht vielen nicht aus. Das war jedenfalls der Kompromiss, den wir da erzielt haben”, räumte er ein.

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) unterstrich, dass Tierwohlbemühungen nur funktionierten, wenn man sie gemeinsam mit den bäuerlichen Familienbetrieben umsetze. Österreichs Schweinebauern produzierten im Moment im Minus, die Teuerung schlage auch bei den Futtermittelkosten durch, und deutsches Schweinefleisch werde um rund ein Drittel billiger produziert, argumentierte sie. Tierwohl koste rund ein Drittel mehr, Bio das Doppelte. Es brauche daher auch die Konsumenten, die zu den entsprechenden Produkten greifen müssten.

Tierschützer-Kritik: Kein Vollspaltenboden-Ende

Tierschützern ist das nicht genug. Vor dem Bundeskanzleramt demonstrierten sie wie so oft gegen die Schweinehaltung auf Vollspaltenböden. Auch ins Kanzleramt schaffte es ein Aktivist, kam beim Pressefoyer aber nicht zu Wort. “Das gibt es ja echt nicht”, rief er, während die Regierungsmitglieder abgingen: “Die Schweine leiden, die Menschen würden mehr zahlen, und da kann man nicht einmal eine Frage stellen beim Ministerrat.” In einer Aussendung kritisiert VGT-Campaigner Georg Prinz vorallem die ÖVP und “Agrarlobbyisten”: “Seit Jahren wurden wir als Tierschutzbewegung von der Regierung damit abgespeist, dass es doch ohnehin bald ein großes Tierschutzpaket geben würde, das dann schlagartig alle Tierschutzprobleme des Landes lösen würde. Es zeigt sich wieder einmal – die ÖVP verteidigt knallhart die Interessen der Tierindustrie und fährt über die Zivilgesellschaft, die Wissenschaft und die Bevölkerung gnadenlos drüber. Leidtragende sind wieder Österreichs sogenannte Nutztiere.” Auch, dass die Ferkelkastration ohne Schmerzausschaltung und das EU-rechtswidrige Schwanzabschneiden bei Ferkeln weitergeht stößt auf Kritik.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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