Samstag, Juli 27, 2024

Transparenz-Ranking: Österreichs Finanzströme weiterhin undurchsichtig

Transparenz-Ranking:

Finanzströme und Unternehmensstrukturen in Österreich sind laut „Schattenfinanzindex 2022“ immer noch sehr undurchsichtig – trotz leichter Verbesserung seit 2020. Die USA führen das Negativ-Ranking erstmals an.

Wien, 17. Mai 2022 | Österreich liegt in Sachen Finanzstrom-Transparenz weltweit weiterhin im schlechtesten Drittel. Im “Schattenfinanzindex 2022” steht Österreich auf Platz 44. An der Spitze des Negativ-Rankings finden sich erstmals die USA, gefolgt von der Schweiz und Singapur. Alle G7-Staaten sind unter den am schlechtesten bewerteten Ländern.

Insgesamt wurden 141 Länder anhand ihres Geheimhaltungswerts sowie der Größe des Finanzplatzes analysiert. Österreich gilt dabei als kleiner Finanzplatz, was eine höhere Platzierung im Negativ-Ranking zur Folge hat. Der Schattenfinanzindex wird alle zwei Jahre gemeinsam von den Interessengemeinschaften Tax Justice Network, Attac und dem Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC) erstellt. Er setzt sich aus den vier Bereichen “Registrierung von Eigentum”, “Transparenz von Unternehmensinformation”, “Internationale Standards und Zusammenarbeit” sowie “Steuersystem und -verwaltung” zusammen.

Viel Zusammenarbeit, aber wenig Transparenz

Zwar habe sich Österreich seit 2020 um acht Plätze verbessert und sei weiterhin gut aufgestellt bei der internationalen Zusammenarbeit, also etwa wenn es um automatischen Datenaustausch und Lockerung des Bankgeheimnisses geht. Dennoch orten die globalisierungskritische NGO Attac und das VIDC Mängel bei der Transparenz von Eigentum und Unternehmen.

Firmen- und Grundbuch seien öffentlich, aber nicht gratis. Auch Auskünfte über Eigentümer von Unternehmen, Stiftungen und bestimmten Treuhandschaften seien nicht kostenlos, was den Zugang erschwere. Das Nachbarland Slowenien gehe hier mit gutem Beispiel voran: Informationen über die wirtschaftlichen Eigentümer von Unternehmen und Jahresabschlüsse sind dort im Open-Data-Format gratis zugänglich.

G7-Staaten ernten Kritik

Tadel erntete nicht nur Österreich, sondern vor allem die G7-Staaten in Anbetracht des Ukrainekrieges. “Jahrzehntelang haben Industriestaaten Milliardäre, Oligarchen und Konzerne mit Intransparenz angelockt und umworben – auf Kosten der Allgemeinheit und ärmerer Länder. Nun ist es ihnen selbst fast unmöglich, das Vermögen der von ihnen sanktionierten russischen Oligarchen im Ausland aufzuspüren. Auch Österreich gehört zu diesen Staaten”, kritisieren Martina Neuwirth vom VIDC und David Walch von Attac Österreich. Die Studienautoren fordern die Einrichtung eines international verknüpften Vermögensregisters, das allgemein zugänglich ist.

(apa/pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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