Samstag, Juli 27, 2024

Studie: Medizinische Akutversorgung während Corona gesichert

Studie:

Die akute medizinische Versorgung in Österreich war laut neuer Studien während der Pandemie laufend gesichert. Dass die Regelversorgung während der Wellen zurückgeschraubt wurde, führte allerdings dazu, dass die Menschen das Gefühl hatten, weniger gut versorgt zu sein.

Wien, 18. Mai 2022 | Die medizinische Akutversorgung in Österreich war auch während der Corona-Wellen gesichert, auch wenn es punktuelle Auslastungsspitzen gab. Das geht aus einer Analyse der Gesundheit Österreich GmbH hervor, die im Auftrag des Gesundheitsministerium erstellt worden ist.

Demnach gab es in den Pandemiejahren 2020 und 2021 im Vergleich zu vor der Pandemie weder weniger Spitals-Aufenthalte aufgrund von Herzinfarkten und Herzkatheter-Eingriffen noch aufgrund von Schlaganfällen. Die Ausnahme ist ein kurzzeitiger Rückgang in ersteren Fällen während des ersten harten Lockdowns. Krebsbehandlungen lagen 2020 zeitweise sogar über dem Niveau der Vorjahre.

Versorgungssicherheit subjektiv gesunken

Erhoben wurde in einer Studie von Gesundheitsökonomin Andrea Schmidt und Kollegen, inwieweit die Menschen in Österreich das Gefühl hatten, medizinisch schlechter versorgt gewesen zu sein. Befragt wurden Erwachsene in erwerbsfähigem Alter.

Traditionell fühlten sich die Österreicher medizinisch sehr gut versorgt, sagt Schmidt. In der Corona-Pandemie stieg die Unzufriedenheit aber, besonders unter Menschen zwischen 50 und 64 Jahren. Als Grund wurde vor allem Corona angegeben. Besonders geschlossene Ordinationen und verschobene Eingriffe waren für den subjektiven Eindruck verantwortlich, der Behandlungsbedarf sei nicht gedeckt. Und: Wer ohnehin schon in schlechtem gesundheitlichen Zustand ist, hat auch eher das Gefühl , nicht nach Bedarf behandelt worden zu sein. Wichtig für ein resilientes Gesundheitssystem sei jedenfalls, dass nicht jene Menschen in Krisen zusätzlich unter Druck gerieten, die ohnehin gesundheitlich, sozial oder ökonomisch mehrfach belastet seien.

Regelversorgung war eingeschränkt

Die Regelversorgung war während der Corona-Wellen allerdings eingeschränkt, weil etwa Personal und Platz für die Versorgung von Corona-Patienten abgestellt wurden. Hüft- und Knie-Prothesen mussten warten. Die Daten zeigen aber: Nach einem starken Einbruch während des ersten Lockdowns stiegen die OPs im Sommer über das Vor-Corona-Niveau an. Die aufgeschobenen Operationen wurden also möglichst nachgeholt, wenn die Infektionslage es erlaubte.

“Flexibilität ist auch in den kommenden Wellen das Zauberwort“, sagt Eglau. Wobei der limitierende Faktor dabei das Gesundheitspersonal sei. Ein Intensivbett und ein Monitor seien schnell zu bekommen, der Mangel an entsprechend ausgebildetem Personal nun von der Politik zu lösen. Besonders der Pflegeberuf müsse wieder attraktiv gemacht werden, damit nachhaltig Nachwuchs gefördert würde.

Gleichzeitig ging die Zahl der Spitalsaufenthalte aufgrund von Unfällen zurück, ebenso wie jene aufgrund schwerer Infektionen bei Kindern. Gesundheitssystem-Expertin Karin Eglau führt das darauf zurück, dass weniger risikoreiche Sportarten betrieben wurden und auch auf die Kontaktreduktionen: „Österreich im internationalen Durchschnitt.”

Subjektive Versorgungssicherheit im internationalen Mittelfeld

Im internationalen Vergleich lag Österreich bei der subjektiven Versorgungssicherheit in der Gruppe der 55- bis 79-Jährigen im europäischen Mittelfeld. Das geht aus Daten des Survey on Health, Ageing and Retirement (SHARE) hervor, welcher für Österreich zwischen Juli und September 2020 durchgeführt wurde. Generell, merkt Eglau an, seien Gesundheitssysteme verschiedener Länder nicht direkt vergleichbar. Die Versorgungsarten in verschiedenen Staaten seien zu verschieden.

Auch die Versorgungsdaten der kommenden Wellen sollen analysiert werden. Spannend werden laut Eglau noch die Analysen der Zahlen aus dem ambulanten Bereich von 2021 und jene von 2022 mit den Omikron-Wellen. Denn 2022 hätten Krankenstände und Quarantäne unter dem Gesundheitspersonal das System zusätzlich unter Druck gebracht.

(pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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