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Österreich: klein, aber stinkt wie ein Großer

Österreich taucht in einer neuen UNICEF-Studie zur Umweltzerstörung zwar nur im Mittelfeld auf, gilt aber als elftgrößter globaler Umweltsünder. Würden alle Menschen so leben wie hierzulande, bräuchten wir drei Erden.

Köln/New York/Wien, 30. Mai 2022 | In den reichsten Ländern der Welt wachsen Kinder nach einem UNICEF-Bericht zwar in einer vergleichsweise gesunden Umgebung auf, gleichzeitig trägt die Mehrheit dieser Länder jedoch unverhältnismäßig viel zur weltweiten Umweltzerstörung bei. In harten Worten ausgedrückt: Wenn alle Menschen so viel konsumieren würden wie die Bevölkerung in den untersuchten EU- und OECD-Ländern, wären 3,3 Planeten wie die Erde nötig, folgern die Wissenschafter vom UNICEF-Forschungszentrum Innocenti.

Österreich im Mittelfeld, trotzdem besorgniserregend

Österreich liegt insgesamt im Mittelfeld (Platz 19 von 39). Ein relativ hoher konsumbasierter CO²-Ausstoß, viel Elektroschrott und starker Ressourcenverbrauch macht das Land dennoch zum elftgrößten „globalen Sünder“ unter den 39 untersuchten Ländern. Diese Zerstörungswucht ist doch bemerkenswert, bedenkt man, dass Österreich auf der Liste der bevölkerungsreichsten Staaten mit knapp neun Millionen Einwohnern nur auf Platz 96 rangiert.

Würde zum Beispiel jeder Mensch so viele Ressourcen wie die Einwohner von Kanada, Luxemburg und den USA verbrauchen, wären mindestens fünf Erden erforderlich, teilte UNICEF vergangene Woche in Köln mit. Auch in Deutschland sei der Ressourcenverbrauch zu hoch: Für die Lebensweise der Deutschen würden im Weltmaßstab 2,9 Erden benötigt.

39 Länder wurden untersucht

Für den UNICEF-Bericht wurden Daten aus 39 Ländern der OECD und der Europäischen Union erhoben. Den Forschern ging es darum, herauszufinden, wie gut es den jeweiligen Ländern gelingt, eine gesunde, kindgerechte Umgebung zu schaffen. Der Bericht enthält Indikatoren wie die Belastung durch schädliche Schadstoffe wie giftige Luft, Pestizide, Dämpfe und Blei, den Zugang zu Licht, Grünflächen und sichere Straßen sowie den Beitrag der Länder zur Klimakrise, zum Ressourcenverbrauch und zur Entsorgung von Elektroschrott.

An der Spitze des so zustande gekommenen Länderrankings stehen Spanien, Irland und Portugal. Diese drei Länder bieten den dort lebenden Kindern im Vergleich eine gute Umgebung und tragen weniger zu globalen Umweltproblemen bei. Einige der reichsten Länder der Welt – darunter Australien, Belgien, Kanada und die USA – haben den Angaben zufolge gemessen an den CO2-Emissionen, der Produktion von Elektroschrott und dem Ressourcenverbrauch pro Kopf schwerwiegende Auswirkungen auf die globale Umwelt. Gleichzeitig liegen sie bei der Aufgabe, ihren eigenen Kindern eine gesunde Umgebung zu schaffen, am Ende des internationalen Vergleichs. Sie schneiden demnach also besonders schlecht ab.

Weitere Ergebnisse des UNICEF-Reports:

  • Mehr als 20 Millionen Kinder in dieser Ländergruppe haben erhöhte Bleikonzentrationen in ihrem Blut. Blei ist eine der gefährlichsten Umweltgifte.
  • In Island, Lettland, Portugal und dem Vereinigten Königreich ist jedes fünfte Kind zu Hause Feuchtigkeit und Schimmel ausgesetzt; in Zypern, Ungarn und der Türkei ist es mehr als jedes vierte Kind. In Österreich sind es ca. 10% aller Kinder, also jedes zehnte Kind.
  • Viele Kinder atmen sowohl außerhalb als auch innerhalb ihrer Wohnungen giftige Luft ein. In Mexiko ist die Zahl der durch Luftverschmutzung verlorenen gesunden Lebensjahre mit 3,7 Jahren pro tausend Kinder am höchsten, während sie in Finnland und Japan mit 0,2 Jahren am niedrigsten ist.
  • In Belgien, der Tschechischen Republik, Israel, den Niederlanden, Polen und der Schweiz sind mehr als 1 von 12 Kindern einer hohen Pestizidbelastung ausgesetzt. Pestizidbelastungen werden mit Krebs, einschließlich Leukämie bei Kindern, in Verbindung gebracht und können das Nerven-, Herz-Kreislauf-, Verdauungs-, Fortpflanzungs-, Hormon-, Blut- und Immunsystem von Kindern schädigen.

(red/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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