Samstag, Juli 27, 2024

Russland-Affäre: Ex-OMV-Chef Seele droht Ungemach

Der Anlegerverband IVA will Ex-OMV-Chef Seele nicht entlasten. Man fordert volle Aufklärung der „Ungereimtheiten der Seele-Ära“. Es geht um eine millionenschwere Sondervereinbarung, Gaslieferverträge mit Russland und Sponsoring mit russischen Fußballclubs.

 

Wien, 01. Juni 2022 | Am kommenden Freitag könnte es bei der OMV-Hauptversammlung ordentlich scheppern. Der Interessenverband für Anleger (IVA) hat angekündigt, dem im Vorjahr zurückgetretenen Ex-Chef des Öl- und Gaskonzerns, Rainer Seele, die Entlastung zu versagen. Als Grund wurden „Ungereimtheiten der Seele-Ära“ genannt, die der Aufklärung bedürften. Der neue OMV-Chef Alfred Stern und der Aufsichtsrat sollen dazu die Gelegenheit bekommen, so der IVA.

“Einige Seele-Aktionen waren in der roten Zone. Erst jetzt erkennt man ihre Tragweite. Hier muss für Transparenz gesorgt werden – wenn nötig mit einer Sonderprüfung oder einer Strafanzeige,” sagte IVA-Vorstand Florian Beckermann in der Aussendung vom Dienstag.

25 Mio. Fußball-Sponsoring

Unter anderem führte der IVA die Hinweise auf eine millionenschwere Sondervereinbarung mit dem Ex-Compliance-Chef der OMV Robert Eichler an, die am Vorstand und Aufsichtsrat vorbei getroffen worden seien sollen. Das Magazin „Dossier“ hatte zuletzt Ende April über das Thema berichtet. „Das ist ein schwerwiegender Verdacht und muss dringend aufgeklärt werden“, so Beckermann.

Die Verantwortung für Milliardenabschreibungen aus Unternehmenskäufen, Nord Stream 2 oder russischen Gasfeld-Geschäften falle ebenso in die Regentschaft von Seele, „wie ein jahrzehntelanger Gasliefervertrag mit Russland ohne Ausstiegsklausel oder ein kaum nachvollziehbares Sponsoring für den russischen Fußballclub Zenit St. Petersburg in Höhe von insgesamt 25 Mio. EUR.“

Im Jahr 2018 verlängerte Seele den Liefervertrag mit Gazprom – unter Anwesenheit des Gazpromchefs Alexej Miller, des russischen Tyrannen Wladimir Putin und des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz. „In 20 Jahren Russland-Erfahrung habe ich gelernt: Man soll nur auf einer Hochzeit tanzen“, sagte Seele damals.

Druck für ÖBAG-Chefin

Der IVA fordert ÖBAG-Chefin Edith Hlawati auf, sich für eine Aufklärung der Vorwürfe einzusetzen. Hlawati wird sich bei der Hauptversammlung der Wahl in den Aufsichtsrat stellen. Die ÖBAG hält derzeit einen Anteil von rund einem Drittel (31,5 Prozent) an der OMV.

Hlawati gilt als Vertraute des ehemaligen Alleinvorstands Thomas Schmid. Ihn und das Finanzministerium beriet sie bei der Gründung der ÖBAG, außerdem unterstützte sie die Novomatic beim Kampf um die Casinos. Die Hauptversammlung der OMV findet am Freitag, dem 3. Juni, ab 14 Uhr statt.

(apa/red)

Titelbild: APA Picturedesk

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