Uns geht es gut. Gestern haben wir eine Belohnung erhalten. 5,7 Prozent Reichweite, damit sind wir im letzten Jahr wieder um die Hälfte gewachsen. Vor einem Jahr waren wir noch Nummer 28 unter den Online-Medien. Jetzt gehört uns Platz 14. ZackZack ist ein Erfolg.
Peter Pilz
Wien, 22. Juni 2022 | Der ZackZack-Erfolg hat einige Eltern. Ich zähle sie gerne auf, zuerst die, die sich mit ihrem Kind freuen. Da ist unsere Redaktion, in der Thomas Walach als Gründungs-Chefredakteur mit Ben Weiser, Benni Faast und Thomas Nasswetter einen beachtlichen Grundstock gelegt hat. Mit dem Favoritner Blick über Wien ist im 6. Stock am Reumannplatz ein ganz besonderes Team entstanden: mit Steffi Marek, Markus Steurer, Pia Miller-Aichholz, Nura Wagner, Daniel Pilz und natürlich Anja Melzer, die mit Ben jetzt chefredigiert.
Zwei ZackZacklerinnen sind uns schon von ORF und Puls 4 abgeworben worden. Beim 3 Jahres-Fest waren sie wieder da, haben mit uns gefeiert, sich gemeinsam mit uns von Thomas Walach verabschiedet und sich gefreut, dass Ben es mit Mutter Melzer genauso gut machen wird wie mit Vater Walach.
Uns geht es gut, weil es allen bei uns gut geht.
Totschweigen und totklagen
Uns geht es auch gut, weil es der Pressefreiheit schlecht geht. Sicher, es ist immer noch besser als in Ungarn oder der Türkei. Wenn man alles schreibt, was wichtig und wahr ist, wird man bei uns nicht eingesperrt. Man bekommt nur ein paar Anrufe und den Hinweis von oben, dass die Zeitung das Regierungsinserat braucht. Für jede Geschichte, die abgewürgt wird, liefern die Abwürger Ersatz: ein Kanzlerfoto, zwei kriminelle Asylwerber und eine Schmutzgeschichte über die Opposition oder den Koalitionspartner.
Bei uns ruft niemand an, kein Kanzlersprecher, kein Regierungsinserent. Für die ÖVP sind wir ein hoffnungsloser Fall. Zuerst hat man versucht, uns totzuschweigen. Aber unsere Geschichten sind durchgedrungen. Immer öfter hat das bei uns gezündet, was bei anderen bereits abgedreht war. Wenn die ÖVP glaubt, dass alles abgemauert ist, kommen wir, bohren ein Loch und zünden drin etwas, das für einen ausreichenden Dammbruch sorgt. Spätestens mit den BMI-Chats war klar, dass die ÖVP den Zack-Stachel im Parteihintern nicht aussitzen kann.
Der zweite Versuch war „Totklagen“. Eine Salve von Klagen sollte uns finanziell zerstören. Wir wurden vorgewarnt, dass eine ÖVP-nahe Kanzlei mit der professionellen Vorbereitung begonnen habe. Kurz darauf ging es los. Die Kurz-Spezis Martin Ho und Renée Benko setzten zwei Millionenklagen drauf, die besonders unseren damaligen Chefredakteur Thomas Walach treffen sollten. Der Kampf ums Überleben in der SLAPP-Justiz ist noch nicht vorbei. Aber wir stehen das durch, so, wie die WKStA den ÖVP-Anschlag auf ihre Existenz überstanden hat.
Ob es ihr passt oder nicht – auch die ÖVP steht an der ZackZack-Wiege und ärgert sich, was ihr da wieder passiert ist. Ich weiß das zu schätzen. Danke, Sebastian, danke, Karl.
Lügen sind Tatsachen
Pressefreiheit ist weit mehr als „ZackZack“. Wir sind zum Glück nicht allein. Stefan Kappacher im ORF, Michael Nikhbakhsh im profil, Renate Graber im Standard, die können das genauso gut wie wir. Den Unterschied machen bei ihnen die „anderen“, die Graslnowakrainerbudins, die für das Geschäft mit der Regierung sorgen. Diese „anderen“ gibt es bei uns nicht. Deshalb sind wir so „anders“, dass sich vom Falter bis zum ZiB2-Ankermann viele den Kopf zerbrechen, ob wir eigentlich „Journalisten“ seien.
Darauf gibt es eine einfache Antwort: Wir sind Journalisten, weil ihr das immer weniger seid. „Objektivität“ heißt für uns nicht, den Propagandalügen der Regierung dasselbe Gewicht zu verleihen wie den Tatsachen, von denen sie ablenken sollen. Für uns sind Lügen, Bestechung und Postenschacher Tatsachen, über die wir so berichten wie über die neuen Wellen der Frauenmorde und der Armut.
Auch im ORF weiß man: Wer über Politik berichtet, macht Politik. Wenn man abseits steht, steht man trotzdem auf einer Seite. Wir unterstützen keine Partei, sondern einen Systemwechsel, raus aus der gekauften und rein in die freie Republik, in der sich Umwelt, Rechtsstaat und Pressefreiheit erholen.
Ich bin mir ziemlich sicher: Wir wachsen viel schneller als alle anderen, weil wir das Richtige machen und weil wir es meistens ganz gut machen. Die ÖVP wird schlechter, wir werden besser. Unser Ziel war Gegenverkehr am Boulevard, als Tageszeitung, für alle, verständlich und klar. Jetzt fahren wir auf der Überholspur. Die Richtung stimmt, das Tempo auch.
Die 10 Euro-Freiheit
Wir sind frei, weil wir unabhängig sind. Bis heute haben wir kein einziges Regierungsinserat bekommen. Jetzt wollen uns ÖVP und Grüne von der Digitalförderung ausschließen. Wir werden sie um nichts bitten, sondern unser Recht einklagen.
Unsere Freiheit hat eine Basis: die Menschen, die uns ihr Geld geben. Vieles davon kommt als Spende, immer mehr als Mitgliedsbeitrag im ZackZack-Club. Rund 2.800 Mitglieder überweisen uns Monat für Monat 10 oder 20 Euro, einige auch deutlich mehr. Sie erwarten dafür nur eines: dass wir noch besser, noch genauer und noch wirksamer werden.
Das kann ich jetzt schon versprechen, weil ich nächstes Jahr etwas Besonderes feiern will: Da werden wir größer als „Die Presse“ online. Zur Feier lade ich Rainer Nowak jetzt schon ein. Falls er kommt, kann passieren, dass er nicht mehr zurückwill.
Tortenverschmiert
Zum Schluss bedanke ich mich als Herausgeber bei denen, die uns zu etwas Besonderem gemacht haben:
- bei unserem Kreativteam mit Leah Singer und Steffi Steinmaurer, und bei Patryk Olipra an der Webmaschine;
- bei Ruzica Čubela Bajramović, die alles zusammenhält;
- bei Daniel Wisser, Julya Rabinowich und Fritz Rabensteiner nicht nur für ihre Kolumnen;
- bei Renée Schröder, Karl Amon und Fritz Hausjell, die uns in Bildungsverein und Beirat vorher sagen, wie es geht und nachher, warum es gegangen ist;
- bei Bernd Nussbaumer, meinem Co-Herausgeber, ohne den es ZackZack nicht geben würde.
Und bei Othmar Wicke, unserem Cartoonisten.
Immer wenn ich bei mir an der Wand den Cartoon mit den dicken, tortenverschmierten Walach-, Weiser- und Pilz-Gesichtern sehe, tröste ich mich mit einem Blick auf das, was er anderen antut. Zurecht, selbstverständlich.
Titelbild: APA Picturedesk