Mittwoch, April 24, 2024

Kaufhaus Österreich: Mega-Flop wird endgültig abgedreht

Kaufhaus Österreich:

Mit 1. Juli findet das Schramböck-Desaster sein endgültiges Ende, dann wird die Plattform “Kaufhaus Österreich” abgedreht. Das Pannen-Projekt verschluckte fast eine Million Euro.

Wien, 24. Juni 2022 | Das unter der früheren Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) lancierte Pannen-Projekt “Kaufhaus Österreich” wird beendet. Ursprünglich handelte es sich dabei um ein gescheitertes Onlinehändler-Verzeichnis, das heimischen Unternehmen in der Pandemie Geschäfte bringen sollte.

Dann wurde die Seite ob ihres Flops in eine Infoplattform für Händler umgemodelt. Das nun zuständige Digital-Staatssekretariat bezeichnet die Gesamtkosten gegenüber der APA mit 946.068,54 Euro.

Am 1. Juli ist endgültig Schluss

Der frühere Generalsekretär des Wirtschaftsministeriums, Michael Esterl, bezifferte die Kosten erst vor wenigen Tagen im ÖVP-U-Ausschuss gar mit 1,2 Millionen Euro. Die SPÖ spricht von 1,8 Millionen.

Die Plattform schließt mit 1. Juli. Das Projekt habe den eigentlichen Nutzen nicht erfüllt, heißt es. Die letzten Instandhaltungskosten von knapp 2.200 Euro im Monat (26.235,40 Euro pro Jahr) werden dem Steuerzahler künftig erspart.

Zuständige Politiker gestehen: Ziel verfehlt

Das digitale heimische Kaufhaus sollte unbedingt vor Weihnachten 2020 in Betrieb gehen. So sollte ein Ausfall des Weihnachtsgeschäftes für kleine Handelsunternehmen ohne Erfahrung im E-Commerce in Zeiten von Corona-Lockdowns abgefedert werden. Nur funktioniert hat das nicht, wie die nun zuständigen Politiker eingestehen.

“Das Kaufhaus Österreich war ein Projekt, das zwar einer sehr guten Intention folgte, sich aber aus Kosten-Nutzen-Sicht als nicht wirklich zielführend herausgestellt hat”, so ÖVP-Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher. Wegen der weiterlaufenden Kosten und weil “die angepeilten Ziele nicht erreicht werden”, gehöre der Kostenaufwand für den Steuerzahler gestoppt.

“Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein Kaufhaus Österreich nicht notwendig ist”, so Staatssekretär Tursky. Das Ziel, sich unabhängiger von globalen Handelsplattformen zu machen, sei richtig. Diese Unabhängigkeit könne aber nicht erzwungen und müsse im europäischen Kontext gesehen werden.

FPÖ wirft Regierung “völliges Versagen” vor

Von der Opposition kam am Freitag nach Bekanntwerden des Endes der Plattform Häme wie seit Beginn. “Dieses Projekt ist wohl so typisch für diese Bundesregierung, wie kaum ein anderes. Viel Tamtam, hohe Kosten zulasten der Steuerzahler mit dunklen Wegen und ein völliges Versagen – das ist die gemeinsame Schnittmenge dieser schwarz-grünen Regierung”, so FPÖ-Generalsekretär und Abgeordneter zum Nationalrat Michael Schnedlitz. “Eine schöne Leich wird das wohl nimmer.”

NEOS: Steuerzahler die großen Verlierer

“Und wieder einmal müssen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für einen kapitalen Bauchfleck dieser Bundesregierung teuer bezahlen”, kommentierte NEOS-Generalsekretär und -Digitalisierungssprecher Douglas Hoyos. “Das Projekt war von Anfang an zum Scheitern verurteilt – und dennoch haben ÖVP und Wirtschaftskammer daran festgehalten und dafür mit beiden Händen in den Steuertopf gelangt.”

Schramböck: “Nur Suchfunktion war nicht gut gestaltet”

Schramböck hatte das Projekt mit Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (ÖVP) ursprünglich als eine Art österreichische Antwort auf Onlineriesen wie Amazon präsentiert. Kritik an den Kosten wies sie zurück, selbst kritisierte sie aber das “Twitter-Tribunal” wegen des vielen Spotts für die Plattform, wo man als Kunde oft ganz andere Dinge fand als das, wonach man suchte. Es sei nur die Suchfunktion nicht gut gestaltet gewesen, meinte die Ex-Politikerin.

Eigentlich sollte – organisiert von Wirtschaftskammer (WKÖ) und Ministerium – eine Online-Einkaufsplattform entstehen. Die gefloppte Shop-Suchfunktion wurde nach zwei Monaten eingestellt. Die staatliche Austria Wirtschaftsservice (aws) übernahm dann im Auftrag des Wirtschaftsministeriums den Betrieb der Website als Händlerplattform, wo etwa Förderungen vergeben wurden und bei der Digitalisierung beraten werden sollte.

Die Wirtschaftskammer zog sich aus dem Projekt zurück. Diese sorgt jetzt mit einer ähnlich teuren Lernplattform für Unternehmen für Aufregung.

(mst/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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14 Kommentare

  1. Dieses “Geldwäsche-Projekt” macht mich hellhörig. Ich hoffe, dass die 210 Mio Werbebudget genauestens unter die Lupe genommen werden, bevor die Regierung unschuldsvermutet mit diesen Geldern die Parteikassen saniert via einschlägig vorbelastete “Berater”, “Consulting-Firmen”, “Visagisten”, “Hair-Groomer”, “Bauernbundzeitungen”, “Landjugend-Zeltfeste” undsoweiterundsofort.

  2. Eine MioEur unseres Geldes in die Parteikasse der schwarzen Borgata umgeleitet. Ein Informatikstudent im 1. Semester erstellt in 3 Stunden eine bessere (auch funktionsfähigere) Website. Kosten 2 Wurstsemmeln und eine Cola.
    In jedem Falle aber wird jetzt Jeff Bezos aufatmen, selbiger hat sich nach Bekanntwerden dieses Konkurrenzunterfangens schon nach anderen Einnahmsquellen umgesehen…
    Es muss dringend heller werden!

    • ‘Kosten 2 Wurstsemmeln und eine Cola.’

      Vü z’teia.
      Manche zahn bereits fia a Schmoizbrot au wie die Waglhund.

        • Beste Summa, Betaversionen funktionieren bereits und erledigen ihre Aufgabe für ausgewählte Tester, ist aber der Öffentlichkeit nicht zugängig.
          Meiner Ansicht nach war das ein VorAlpha Version, also die Idee dazu…😉

          • In diesem Bereich vertraue ich selbstverständlich auf Ihre Expertise! Mit “erledigen Aufgaben für ausgewählte Tester” haben Sie allerdings genau den Casus Knacksus angesprochen, handelt es sich bei den Testpersonen doch um die liebe “Familie”. Wenn das gut funktioniert, muss man den Pöbel gar nicht erst mitnehmen…

  3. Nur zur Erinnerung – die war bei A1 “Managerin”….
    Und als Wirtschaftsministerin eine Totalversagerin. Und das bleibt ohne Konsequenz

  4. Und gibt es irgend welche Konsequenzen für diesen Bauchfleck?
    Nein, sicher nicht – denn die ca. 2 Million haben halt jetzt Andere – aber die Richtigen!

    Und jetzt von ALLEN Projektbeteiligten Schadenersatz einfordern!
    Alle Beteiligten, die ihren Sanktus unter dieses Projekt gesetzt haben, gehören auf Schadenersatz geklagt – wenn es sein muß, bis zum Existenzminimum!

  5. Das kommt dabei heraus, wenn Politiker Unternehmer spielen. Wenn diese verhassten Politiker irgend etwas von Wirtschaft verstehen würden, wären sie ja Unternehmer und keine Politiker. Es ist ein absoluter Skandal, dass hier Steuergeld weger der Blödheit dieser Politiker wieder mal für nichts vergeudet wurde. Wann wird den zuständigen Politikern der Prozess gemacht? Ach, ‘tschuldigung, wir sind ja in Österreich, da kommt diese Brut ja anscheinend ungestraft davon.

  6. Es geht um viel Geld. Es geht um unser Steuergeld. Der kleine Maxi aus dem Gemeindebau, der durch politischen Zufall oder Unfall da in eine verantwortungsvolle Position hineinstolpert, ist in der Regel ob der schieren Grösse der Beträge und der volkswirtschaftlichen Auswirkungen heillos überfordert. Das Ergebnis sind dann solche Blüten wie das Kaufahaus, oder gleich schamlose Korruption.

    Bitte zukünftig wichtige finanzpolitische Positionen nur mit ausgewiesenen Profis besetzen! Allerdings, noch sehr viel teurer wird der aktuelle Kurs der Grünen in Deutschland.

  7. Was kostet die Welt?
    Is ja eh nur Steuergeld gewesen.
    Die Dame müsste das der Republik zurückzahlen.
    Aber zack zack zack..

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