Mitterlehner über Begegnung mit Fellner
Nostradamus Fellner? Im „Salon Pilz“ erinnerte sich Mitterlehner an einen Abend im Jahr 2015, an dem ihn „Österreich“-Herausgeber Fellner mit einer Umfragen-Prophezeiung überrascht haben soll. Fellner widerspricht.
Wien, 28. Juni 2022 | Am 29. Mai 2022 sitzt Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) auf der Bühne bei Peter Pilz. Nach Ex-Kanzler Christian Kern (SPÖ) ist er der zweite Gast im „Salon Pilz“ in der Wiener Kulisse. Im Gespräch kommen Mitterlehner und Pilz auf Umfragen und spekulieren, wer sie für wen „frisiert“ haben könnte.
Nostradamus Fellner?
Plötzlich fällt Mitterlehner etwas ein: „Opernball 2015. Meine Umfragen waren bis zu diesem Zeitpunkt wirklich sehr gut.“ Beim Ball soll es dann zu einem interessanten Zusammentreffen gekommen sein: „Ich geh in einem Gang mit meiner Frau, da waren andere Leute auch noch dabei, und triff (sic) den Herausgeber der Zeitung ‚Österreich‘, Fellner.“ Wolfgang Fellner soll den Vizekanzler dabei über die Zukunft informiert haben: „Fellner sagt, ganz freundlich und alles, zu mir: Ihre Umfragen werden in den nächsten Wochen zurückgehen.“
Mitterlehner erinnert sich an die empörte Reaktion seiner Frau: „Wieso weiß der das? Die sind ja noch gar nicht gemacht!“. Natürlich könne das auch lediglich eine Einschätzung von Fellner gewesen sein.
„Wieso weiß der das“ – Am Opernball wissen jedenfalls weder Mitterlehner noch seine Frau von den später bekannt gewordenen Umfrage-Deals mit Fellner, vom „Beinschab-Tool“ und vom ÖVP-Plan, Mitterlehner mittels passender Umfragen gegen Kurz zum Verlierer abzustempeln.
Die weitere Geschichte ist bekannt: Umfragen sollen offenbar bestellt und finanziert worden sein, sodass Kurz zur Zukunftshoffnung der ÖVP aufsteigen konnte. Im Mai 2022 ist nicht nur Mitterlehner klüger: „Da weißt du dann im Nachhinein, wie Österreich läuft – nicht nur die Zeitung.“ Gegen Fellner, der eine Involvierung in die Inseratenaffäre bestreitet und sich als „Opfer“ sieht, wird ermittelt. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
„Nie auf einem Opernball gesprochen“
Konfrontiert mit den Aussagen Mitterlehners betont Fellner zunächst, die ZackZack-Anfrage sei ihm zu „wirr“. Dann antwortet er trotzdem: „Ich habe sicher nie mit Herrn Mitterlehner am Opernball über Umfragen gesprochen, meiner Erinnerung nach habe ich mit ihm überhaupt nie auf einem Opernball gesprochen.“
Er habe außerdem sicher „nie“ im Vorhinein Daten der „Österreich“-Umfragen gekannt. Diese seien ihm immer erst dann vorgelegen, „wenn sie aus dem Computer gekommen sind und an mein Büro übermittelt wurden. Das war – natürlich wegen dem Druckschluss (sic) – immer am Vorabend vor Erscheinen der Zeitung.“
Bis 2017 seien die Umfragen von Gallup, dann von Research Affairs durchgeführt worden. Darüber hinaus könne er sich nur an ein „sehr amikales Gespräch“ mit Mitterlehner kurz nach seinem Antritt als Vizekanzler in seinem Büro erinnern, „wo wir über den von mir ‚erfundenen‘ Spitznamen Django und seine damals sehr guten Umfragewerte gesprochen haben – und wo er gemeint hat, auf Umfragen gibt er nichts, weil die werden sehr rasch wieder nach unten gehen. Das war’s.“
(red)
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