In Wien ist es am Mittwoch zu einem tödlichen Badeunfall auf der Neuen Donau gekommen. Eltern versuchten ihr Kind zu retten, daraufhin ging der Vater unter und tauchte nicht mehr auf. Das Rote Kreuz warnt erneut vor Kreislaufzusammenbrüchen, aber auch speziell vor Ertrinken bei Kindern: Es ist die zweithäufigste Todesursache.
Wien, 30. Juni 2022 | Am Mittwoch ist es zu einem schweren Badeunfall in Wien gekommen. Eine Familie soll laut Polizeiaussendung mit einem Mietboot auf der Neuen Donau unterwegs gewesen sein. Der 43-jährige Familienvater soll neben dem Boot hergeschwommen sein, als der fünfjährige Sohn vom Boot ins Wasser gesprungen sein soll. Das Kind konnte nicht schwimmen und drohte unterzugehen, woraufhin auch die 38-jährige Mutter ins Wasser gesprungen sein soll, um ihren Sohn zu retten.
Den Eltern soll es jedoch nicht aus eigener Kraft gelungen sein, das Kind bzw. sich selbst ins Boot zu rückzubringen. Fremde Personen sprangen zur Hilfe ins Wasser und konnten die Frau und das Kind retten.
Vater ging unter
Doch dann der nächste Schreck: Der 43-jährige Vater ging unter und tauchte nicht mehr auf. Taucher der Berufsfeuerwehr bargen den Mann aus dem Wasser. Er wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen, wo er jedoch im Zuge des Rettungseinsatzes verstarb. Auch die Mutter, das Kind und ein Helfer wurden mit Erschöpfungs- und Unterkühungssymptomen in ein Krankenhaus gebracht.
Ertrinken zweithäufigste Todesursache bei Kindern
Immer wieder warnt das Rote Kreuz vor der Ertrinkungsgefahr – insbesondere bei Kindern. Allein in Wien könne die Hälfte der Achtjährigen nicht schwimmen. Diese Zahl habe sich auch aufgrund pandemiebedingter Schwimmkurs-Absagen verschärft. „Leider unterschätzen viele das Element Wasser“, so Rettungsschwimmexpertin Elisabeth Kellner vom Roten Kreuz in einer Aussendung.
Kellner weiter: „Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kinderunfällen. Kleinkinder ertrinken meist lautlos, weil sie den Kopf nicht über Wasser halten können und dann einfach untergehen“. Doch nicht nur offene Gewässer, auch Planschbecken oder Badewanne könnten zur tödlichen Falle werden. Die Rettungsschwimmexpertin warnt: „Dafür reicht eine Wassertiefe von 10-15 Zentimetern. Eltern sollten ihre Kinder daher jede Sekunde im Auge haben, wenn Wasser in der Nähe ist. Auch Schwimmhilfen schützen nicht vor dem Ertrinken.“
Achtung: Kreislaufversagen
Aber auch ältere Menschen und Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen seien gefährdet. Ein Sprung ins kalte Wasser bringt zwar rasche Abkühlung, belastet aber den Kreislauf. Ist der Unterschied zwischen Luft- und Wassertemperatur zu groß, kann durch den plötzlich stark ansteigenden Blutdruck ein Herzinfarkt ausgelöst werden. Der Tipp des Roten Kreuzes: sich vor dem Gang ins Wasser mit einer lauwarmen Dusche abkühlen, um den Körper an den Temperaturunterschied zu gewöhnen.
Was im Notfall zu tun ist
Sollte es dennoch einmal zu einem Badeunfall kommen, zähle jede Sekunde, warnt das Rote Kreuz, denn bereits nach wenigen Minuten unter Wasser kommt es zum Kreislaufstillstand. Rettungsschwimmerin Kellner: „Wichtig ist, sofort zu handeln, den Notruf zu wählen und andere Personen aufmerksam zu machen. Den Ertrinkenden rasch aus dem Wasser ziehen, eventuell mithilfe eines Gegenstandes. Und wenn der Betroffene nicht mehr atmet, an Land sofort mit der Wiederbelebung beginnen – immer abwechselnd 30 Mal Herzdruckmassage und 2 Mal Beatmung.“
(red)
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