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ÖVP-Großspender nach saftiger Dividende: »Vier-Tage-Woche wird’s nicht spielen«

ÖVP-Großspender nach saftiger Dividende:

ÖVP-Großspender Pierer, der während der Corona-Krise 11 Mio Staatshilfen für sein Unternehmen kassiert und sich infolge selbst eine 7-Mio-Dividende ausgeschüttet haben soll, machte in einem Interview seinen Standpunkt zu einer Arbeitszeitverkürzung klar.

Mattighofen, 01. Juli 2022 | Der Chef des oberösterreichischen Motorradherstellers und nunmehrige Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich, Stefan Pierer, hat sich in den letzten Jahren vor allem als ÖVP-Großspender einen Namen gemacht. Allein 2017 hat er die Kurz-ÖVP mit fast einer halben Million Euro unterstützt.

Rekorddividende während Krise

Sein Konzern, der auch in Krisen-Zeiten Milliardenumsätze schreibt, bekam dabei immer wieder üppige Finanzhilfen vom Staat. Der Konzern erhielt für seine “Motohall”, ein als Museum verkauftes Marketing-Projekt des Weltkonzerns, im Jahr 2019 Subventionen vom Land Oberösterreich in der Höhe von saftigen 5,2 Millionen Euro, davon 1,8 Millionen Euro an Kulturförderung.

Auch satte 11 Millionen Euro an Corona-Hilfen soll der KTM-Mutterkonzern Pierer Mobility AG erhalten haben, wie Recherchen von “kontrast.at” im Jahr 2021 ergaben. Während der Unternehmer über 3.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit schickte, schüttete er sich und den anderen Aktionären eine Rekorddividende in ähnlicher Höhe wie die Corona-Hilfen selbst aus. Er selbst kassierte demnach 7 Millionen.

Keine Vier-Tage-Woche, Menschen sollen noch mehr arbeiten

Jetzt machte Pierer in Interviews mit “Krone” und “Kleine Zeitung” klar, was er von einer Arbeitszeitverkürzung, die in immer mehr Pilotprojekten schrittweise eingeführt wird, hält. Nämlich nichts: “Vier Tage arbeiten und für fünf verdienen, das wird’s nicht spielen.”

“Der Wohlstand, den zwei Generationen nach dem Krieg aufgebaut haben, ist durch Leistung entstanden. Und Leistung ist Arbeit pro Zeit. Wir müssen jungen Leuten Freude an der Leistung vermitteln, und das muss sich auch im Entgelt niederschlagen. Es muss sich auch steuerlich auszahlen, mehr zu arbeiten”, so der 65-jährige Pierer, der auch Bedarf bei der Pensionsregelung sieht: “Wir haben den frühesten Pensionsantritt mit 62 Jahren. Schauen Sie mich an, laut Statistik bin ich seit drei Jahren in Pension.”

Pierer will mehr steuerliche Arbeitsanreize für Junge und Alte, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzutreten. So sollten “junge Leute bis 30 nur den halben Steuersatz zahlen”, so Pierer. Alte Menschen sollen hingegen länger arbeiten. “Wenn jemand mit 65 eine neue Vereinbarung macht, keine Pension bezieht, dafür aber keine Lohnsteuer zahlt, entlastet er das Pensionssystem und verdient netto gut. Grundsätzlich muss es sich rechnen, mehr zu arbeiten.” Ein Anreiz für mehr Arbeit könnte auch, so Pierer, die Steuerfreistellung von 20 Überstunden im Monat sein.

Pierer gegen Vermögenssteuern und Aus für Verbrennungsmotoren

Der ÖVP-Großspender spricht sich im Interview auch gegen das Ende von Verbrennungsmotoren aus. Zu deren Aus ab dem Jahr 2035, wie von den EU-Umweltministern vorgestern beschlossen, hat Pierer eine klare Meinung: “Das wird nicht so kommen. Als gelernter Europäer weiß ich, dass die Überschriften der europäischen Kommission nicht viel wert sind.”

Befürchtungen, das bei den Lohnrunden im Herbst eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt werden könnte, teilt er nicht. “Das wird übertrieben. Alle sitzen in einem Boot und werden eine vernünftige Lösung erreichen. Die Maßnahme der Regierung, dass bis zu 3.000 Euro steuerfrei bezahlt werden können, ist ein gutes Instrument für einen Ausgleich”, erklärte Pierer.

Zum Thema Vermögens- oder Erbschaftssteuer hält er fest: “Ich bin ein Fan der Finanztransaktionssteuer und einer Besteuerung der Finanzindustrie und von Krypto-Assets. Da sage ich: Her mit den Steuern! Vermögen, das in Familienunternehmen gebunden ist, zu besteuern, zerstört unweigerlich Arbeitsplätze.”

Zu den zuletzt stetig steigenden Corona-Fallzahlen sagte Pierer: ” Wir brauchen Lösungen mit Hausverstand, daher sollte man auch die Quarantäne abschaffen.” Ob denn ein Lockdown wieder eine Option sei? “Völlig sinnlos, ich sage ja, wir müssen mit Hausverstand vorgehen”, so Pierer.

(mst/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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