Donnerstag, April 25, 2024

»Ein Albtraum«: Noch immer 13 Vermisste in den Dolomiten

Mit Drohnen und Wärmebildkameras: Die Rettungsaktion in den Dolomiten dauert an. Doch die Hoffnung, Opfer der Lawine noch lebend zu finden, schwindet. Sieben Menschen sind tot, die Zahl wird wahrscheinlich noch weiter steigen.

Trient, 5. Juli 2022 | Die italienischen Rettungskräfte suchen nach der tödlichen Gletscher-Lawine in den Dolomiten weiter nach 13 Vermissten. Dabei handelt es sich um zehn Italiener und drei Tschechen. Ein als vermisst gemeldeter Niederösterreicher war am Montag vom österreichischen Konsulat kontaktiert worden und ist wohlauf. Sieben Todesopfer und acht Verletzte – die vorläufige Bilanz des Unglücks.

Von den Toten wurden bisher drei Italiener aus der norditalienischen Provinz Vicenza identifiziert, darunter ein 52-jähriger Bergführer. Er soll eine der beiden Seilschaften geführt habe, die dann verschüttet wurden. Die Hoffnungen, die Vermissten noch lebend zu finden, seien äußerst gering, hieß es von den Rettungseinheiten. Sie sprechen vor Reportern von einem “regelrechten Albtraum”.

Der Berg Marmolata ist 3.340 Meter hoch. Dort, an der Grenze der Regionen Trentino-Südtirol und Venetien, waren am Sonntag mehrere Bergsteigerinnen und Bergsteiger in Massen aus Eis und Geröll verschüttet worden. Autogroße Trümmer seien mit 300 Kilometer pro Stunde in die Tiefe gestürzt. Mehrere Seilschaften wurden mit immenser Wucht mitgerissen. Die Hoffnung, noch Überlebende zu finden, ist äußerst gering.

Besitzer der geparkten Autos werden gesucht

Acht Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. Unter ihnen sind ein 67 Jahre alter Mann und eine 58-jährige Frau aus Deutschland, die in eine Klinik in der Provinz Belluno gebracht wurden, wie das Krankenhaus mitteilte. Die Behörden suchten am Montag weiter nach den Besitzern von vier Autos mit ausländischen Kennzeichen. Diese parkten auf dem Stellplatz, den in der Regel die Bergsteiger nutzen, die Richtung Marmolata-Gipfel (alternativ: Marmolada) wandern.

Mit Wärmebildkameras ausgestattete Drohnen, die auch im Dunkeln eine Person aufspüren können, durchkämmten die Rettungseinheiten den Marmolata-Gletscher auf der Suche nach den Vermissten. In der Nacht wurde das vom Einsturz des Gletschers betroffene Gebiet mit großen Scheinwerfern beleuchtet. Die Suche wird in den nächsten Tagen in der gleichen Weise fortgesetzt, da die Gefahr weiterer Gletscherbrüche den Einsatz vom Boden aus unmöglich macht.

Großes Risiko für die Bergretter

“Wir setzen die Suchaktion mit Drohnen und Hubschraubern fort, um das Leben der Rettungseinheiten nicht aufs Spiel zu setzen. Wir können das Leben von Menschen nicht gefährden”, sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

“Die Suche muss weitergehen. In den nächsten Tagen werden wir weiterhin mit Drohnen arbeiten. Wir überwachen den Hang Tag und Nacht. Wir können nicht mehr graben, die Schneemasse hat sich so sehr verfestigt, dass man sie nicht einmal mehr mit einer Spitzhacke durchschneiden kann”, erklärte der Präsident des Nationalen Alpenrettungskorps, Maurizio Dell’Antonio.

Klimawandel begünstigt solche Katastrophen

Auf Erdrutsche spezialisierte Techniker erklimmen die Marmolata, um Radare zu installieren, die in der Lage sind, sehr schnelle Bewegungen, wie Lawinen, und langsamere, wie Erdrutsche, zu erkennen. Die Spezialisten werden von Nicola Casagli, Professor für angewandte Geologie an der Universität Florenz, angeleitet. Laut Casagli sei die Katastrophe “auf den anomalen Temperaturanstieg zurückzuführen, ein Ereignis, das nicht jeden Tag eintritt und nicht leicht vorherzusagen ist”.

(apa/red)

Titelbild: APA Picturedesk

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8 Kommentare

    • Lieber ManFromEarth, danke für den interessanten Artikel. Spannend auch die Wechselwirkung von Licht mit Albedo und selbige Auswirkungen. Ich denke das durch den schmelzenden Permafrost bedingte Zerbröseln unserer Berge wird vermehrt auftreten und leider weitere Opfer fordern. Ich selbst war in der Schweiz Augenzeuge einer solchen Naturkatastrophe. Vom sicheren “Gegenberg” in Zernetz, konnte ich mit einigen Freunden einen gewaltigen Felssturz mit ohrenbetäubendem Lärm mitverfolgen. Glücklicherweise kam damals niemand zu Schaden. Beeindruckend aber der schweizer Katastrophenschutz. Binnen 15 Minuten waren 5 Rettungshubschrauber vor Ort…
      Es muss immer heller werden!

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