Samstag, Juli 27, 2024

Experte: »Institutionen sind wenig auf Internet-Blackout vorbereitet«

Experte:

Einzelpersonen wie Institutionen in Österreich sind schlecht auf den Fall vorbereitet, dass das Internet eine Zeit lang ausfällt. Das Projekt „Isidor“ der BOKU erarbeitet Handlungsempfehlungen.

Wien, 12. Juli 2022 | Sollte es zu einem vollkommenen Internet-Ausfall kommen, sind nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Organisationen und Regionen nur schlecht darauf vorbereitet. Das könnte im Ernstfall weitreichende Folgen haben, weiß Manfred Gronalt vom Institut für Produktionswirtschaft und Logistik der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Gronalt leitet das Projekt „Isidor“, das Handlungsempfehlungen erarbeiten soll. Ende September werden die Ergebnisse bei einem Abschlussworkshop präsentiert. Das Projekt ist nach dem Schutzpatron des Internets benannt worden.

Unmittelbarer Einfluss auf tägliches Leben

Ein Internet-Blackout würde “auf ganz viele Faktoren unseres täglichen Lebens sofort einen unmittelbaren Einfluss haben”, erklärte Gronalt im Gespräch mit der APA. Bei einer vernetzten Krise – wie der Internet-Blackout eine ist – seien viele Sektoren betroffen. Im Gegensatz etwa zu einem Hochwasserereignis würden diese Krisen nicht linear verlaufen. Expertise im Umgang damit braucht auch das Innenministerium, dessen Anfrage das Projekt im Jahr 2020 eingeleitet hat. Gefördert wird es im Rahmen des Österreichischen Sicherheitsforschungsförderprogramms KIRAS.

Es stellen sich Fragen wie: Wie sind bestimmte Sektoren auf die Krise vorbereitet? Wie könnte sich der Ausfall bemerkbar machen? Relevant sei jedenfalls nicht bloß die Frage, ob das Internet erreichbar sei. Beispielsweise können auch Daten, die man aus dem Internet bekommt, nicht mehr vertrauenswürdig sein, digitale Zahlungsprozesse nicht mehr funktionieren oder Kommunikationskanäle eingeschränkt werden. Im Gesundheitssektor könnten etwa Patientendaten nicht mehr übertragen werden.

Jede Institution muss mit Hacker-Angriffen rechnen

Wie ein Internet-Blackout überhaupt zustande kommt, ist für das “Isidor”-Projekt nicht relevant. Der Ausgangspunkt ist: “Es ist passiert, das Ereignis hat stattgefunden.“ Denn: Man müsse damit rechnen, dass das Internet irgendwann für eine bestimmte Zeitspanne für mehrere Services nicht zur Verfügung stehen werde. Jede Institution solle außerdem davon ausgehen, dass Hacker sich bereits Zutritt zu ihren Systemen verschafft haben, sagte Gronalt mit Verweis auf die jüngsten Angriffe auf die Medizinische Universität Innsbruck und das Land Kärnten.

Die betroffenen Institutionen wären in den meisten Fällen nicht ausreichend vorbereitet, berichtete der Projektleiter. “Es ist immer schwierig, wenn man die gewohnte Situation verlassen muss.” Die „gewohnte Situation“ ist unsere zumindest teilweise Abhängigkeit vom Internet. Back-ups, redundante Systeme, etwa ein lokaler Datenpuffer oder die Möglichkeit, auf analoge Strukturen zurückzugreifen, seien Maßnahmen, die einen Weg durch die Krise ermöglichen, sagte der Forscher.

(apa/pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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