Montag, April 29, 2024

Aus für umstrittenes Ski-Projekt in Tirol

Ein Ergebnis, das für manche überraschend kam: Knapp mehr als die Hälfte lehnten in St. Leonhard die geplante Gletscherehe der Skigebiete Pitztal und Ötztal ab. Jetzt nehmen die Grünen die ÖVP in die Pflicht.

Innsbruck/Imst/St. Leonhard im Pitztal, 18. Juli 2022 | Nach dem Aus für den Zusammenschluss der Pitztaler und Ötztaler Skigebiete durch das Nein der Bevölkerung von St. Leonhard im Pitztal bei einer Volksbefragung haben die Tiroler Grünen auf Änderungen im Raumordnungsprogramm gedrängt. Dort sollen laut Landtagswahl-Spitzenkandidat Gebi Mair die als “Erweiterungsflächen” ausgewiesenen Gletscher-Flächen herausgenommen werden. Umgesetzt werden soll diese Änderung noch durch die bestehende schwarz-grünen Koalition, drängte Mair.

Damit nahm er Koalitionspartner ÖVP in die Pflicht. “Der Sinneswandel der Bevölkerung in Sachen Gletscherschutz ist jetzt da und die Landespolitik soll diese Signale hören”, meinte Mair am Montag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Aktuell bestehe die generelle Chance, “in neue Zeiten zu gehen” und die ÖVP hätte die Möglichkeit, “dabei mitzugehen”, so der grüne Klubobmann.

Richtung “klimaneutral” diskutieren

Man dürfe die Verantwortung jedenfalls nicht nur auf die Einwohner von St. Leonhard im Pitztal abschieben, die das seit 2016 geplante und schließlich stillgelegte Projekt endgültig zu Fall brachten. “Es gibt eine gesamtpolitische Verantwortung, auf dieses Stimmungsbild zu reagieren”, so Mair. Neben den notwendigen Änderungen in Raumordnungsprogramm, um den “Gletscherschutz außer Frage zu stellen”, will man mit dem Koalitionspartner auch baldigst etwa über das Seilbahn- und Skigebietsprogramm diskutieren und generell in Richtung “klimaneutraler Tourismus” vorstoßen, kündigte Mair an.

“Nicht überraschend”

Neben den Tiroler Grünen reagierte auch die oppositionelle “Liste Fritz” auf das “Gletscherehe”-Aus. Für diese kam das “Nein der Pitztaler Bevölkerung nicht wirklich überraschend”. Das Votum reihe sich in ein in eine “Grundstimmung in Tirol, die Menschenschutz und Naturschutz vor Wirtschaftsmacht und Lobbyinteressen stellt”, erklärte Klubobmann Markus Sint in einer Aussendung.

Vor dem “Gletscherehe”-Aus und der Volksbefragung hatte es jedenfalls bereits eine Petition “Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal” mit rund 170.000 Unterschriften gegeben. Deren Initiator sprach am Montag erneut davon, dass die Zerstörung durch den Skigebiet-Zusammenschluss “massiv” gewesen wäre.

Auf die Frage “Soll der Skigebiet Zusammenschluss Pitztal-Ötztal gebaut werden?” antworteten am Sonntag 353 Stimmberechtigte in St. Leonhard mit “Nein” (50,36 Prozent), 348 (49,64 Prozent) waren dafür (Wahlbeteiligung: 59 Prozent). Gleich darauf erklärten die Verantwortlichen der Pitztaler Gletscherbahn, das Interesse an der Fortführung des Projektes verloren zu haben. “Die Zustimmung der Standortgemeinde war für uns von Anfang an die Grundvoraussetzung dafür, einen Zusammenschluss mit dem Ötztaler Gletscher bzw. mit dem Skigebiet Sölden anzudenken und zu planen”, hieß es seitens der Bahn.

Großes Bündnis gegen die “Gletscher-Ehe”

Der Gegenwind gegen die “Gletscher-Ehe”war jedenfalls massiv gewesen. Eine Allianz bestehend aus WWF, Alpenverein und WWF hatte sich vehement gegen die Fusion gewehrt. Bei einem Investitionsvolumen von 130 Millionen Euro wären beim Zusammenschluss drei neue Seilbahnen und 60 Hektar zusätzliche Pisten vorgesehen gewesen. Die “Gletscher-Ehe” lag allerdings bereits seit Jahren auf Eis. Eine für Anfang 2020 anberaumte mündliche Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) war zuletzt vertagt worden. Die UVP war ruhend gestellt, aber – weil einige Unterlagen nicht mehr dem neuen Stand entsprächen – nicht abgeschlossen worden, hatte Landesumweltanwalt Walter Tschon auf eine APA-Anfrage im April mitgeteilt.

(apa/red)

Titelbild: APA Picturedesk

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7 Kommentare

  1. Ja genau, wegen 353 Stimmen haben die Liftkaiser das Projekt eingegraben? oder dem WWF, Alpenverein, etc.?? Träum weiter. Es ist schlicht und ergreifend unrentabel und die Hanseln hätten drum gestritten wo der Gast 35,00 für seinen Kaiserschmarren zahlt, in dem Tal oder dem Anderen.

    • Sinnerfassend lesen muss sehr schwer sein für manche! Ich hab nicht behauptet dass wegen WWF, Alpenverein etc. das Projekt eingestellt wurde, sondern dass von der BI Feldring, WWF, Alpenverein etc. das NIEMAND ERWARTET hätte. kapiert?
      Die Bürgerinitiativen und diese Organisationen haben aber sicher einen Anteil daran, denn ohne Gegenwehr (damals schon gegen den Zusammenschluss Hochötz – Küthai über die Feldringer Böden), ohne 168.000 gesammelte Stimmen auf aufstehn.at und ohne auf diesen Wahnsinn an Bauprojekten aufmerksam zu machen wäre das Ganze schon 2019 genehmigt und umgesetzt worden. Soviel Realismus sollte jeder haben. Gegenwehr lohnt sich, alles geht nicht durch, das Land und die Natur gehört allen!

    • In der Tat! Es hätte wohl keiner von der Bürgerinitiative Feldring http://www.feldring.at/ samt WWF, Alpenverein etc. erwartet, dass es in der Heimatgemeinde dieses Projektes nicht ein klares Votum FÜR das Projekt geben wird. 1. kommt es anders 2. als man denkt. Dass der Bürgermeister von St. Leonhard weiterhin “auf Grund eines aufrechten Gemeinderatsbeschlusses” am Projekt festhalten möchte klingt spannend, wo doch die Pitztaler Gletscherbahnen das Projekt bereits ein paar Minuten nach Bekanntwerden des Abstimmungergebnisses zu Grabe getragen haben. Mal sehen wie er das anstellen möchte.
      Die Anrainergemeinden im Anreisegebiet von Reutte bis ins hintere Pitztal können aufatmen – die Verkehrslawine bleibt wie sie ist und wird nicht anwachsen. Die Gletscher sind massiv am Schwinden, und der massive Schaden, der hier angerichtet hätte werden sollen, konnte dank engagierter Bürger abgewendet werden.

  2. Ist ja erstaunlich. In Tirol baut man normalerweise sofort und macht die Umweltverträglichkeitsprüfung erst im Nachhinein….

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