Der scheidende britische Premierminister Boris Johnson hat sich mit einem lautstarken Auftritt bei seiner letzten Fragestunde im Parlament verabschiedet.
Wien, 20. Juli 2022 | “Wir haben unsere Demokratie umgebaut und unsere Unabhängigkeit wiederhergestellt”, sagte Johnson am Mittwoch im Hinblick auf sein politisches Vermächtnis mit dem Brexit.
“Hasta la vista, Baby”
Er endete mit einem Zitat aus der Terminator-Filmreihe: “Hasta la vista, Baby” (Auf Wiedersehen, Baby), bevor er mit tosendem Beifall von seinen Parteifreunden gefeiert wurde. Unklar war, ob er mit dem Filmzitat eine mögliche Rückkehr in die Politik andeuten wollte.
Zuvor hatte der Premier seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger noch einige Ratschläge an die Hand gegeben: “Halten Sie sich eng an die Amerikaner, stehen Sie ein für die Ukrainer, halten Sie Demokratie und Freiheit überall hoch, senken Sie Steuern und deregulieren Sie, wo Sie können (…)”, so der konservative Politiker.
Dem Applaus für den Premier nicht angeschlossen hatte sich Johnsons Vorgängerin Theresa May. Sie stand mit verschränktem Armen zwischen den jubelnden Tory-Abgeordneten.
Heißes Rennen um Nachfolge
Um die Nachfolge von Johnson geht es indes heiß her. Als Favorit ist Ex-Finanzminister Rishi Sunak im Rennen, der bisher in jeder Wahlrunde die meisten Stimmen erhielt. Dahinter kämpfen Handels-Staatssekretärin Penny Mordaunt und Außenministerin Liz Truss um den zweiten Platz. Bisher lag Mordaunt vorne – doch Truss konnte deutlich aufholen. Sie dürfte darauf hoffen, die Stimmen des rechten Parteiflügels auf sich zu vereinen, nachdem die Abgeordnete Kemi Badenoch am Dienstag ausgeschieden war. Badenoch hatte sich am rechten Rand der Partei positioniert.
Zwar ist der Einzug in die Downing Street bald nur noch einen Schritt entfernt. Doch dürfte ein Sieg nur kurz die Probleme überschatten, die auf “Number 10” zukommen.
Vor allem der Druck durch die explodierende Inflation ist immens. Die Teuerungsrate liegt mit 9,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren, für den Herbst wird erneut ein deutlicher Anstieg der Heizkosten erwartet. Das künftige Kabinett wird keine Zeit zum Einarbeiten haben, zumal aktuell keine Entscheidungen mehr getroffen werden. Ausgerechnet inmitten einer Lebenskostenkrise werde Großbritannien von einer “Zombie-Regierung” geführt, klagte die Vize-Oppositionschefin Angela Rayner von der Labour-Partei.
(apa/bf)
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