Freitag, April 19, 2024

Zivilschutzexperte: »Man muss sich auf Katastrophen vorbereiten«

Die jüngsten Extrem-Wetterereignisse haben das Thema Katastrophenschutz wieder in den Fokus gerückt. Wie gut die österreichische Bevölkerung auf einen Katastrophenfall oder Blackout vorbereitet ist, hängt derzeit allerdings stark von Region und Alter ab. 

Wien, 27. Juli 2022 | Experten gehen davon aus, dass sich Naturkatastrophen wie jüngst Murenabgänge in Tirol durch heftige Unwetter aufgrund des Klimawandels immer stärker häufen werden. Außerdem müsse man davon ausgehen, dass wir früher oder später mit einem Blackout konfrontiert sein werden. Wie gut sich Österreicher und Österreicherinnen auf Katastrophenfälle vorbereiten, ist derzeit allerdings sehr stark davon abhängig, wie alt sie sind und in welcher Region sie leben, sagte Josef Farda, Bundesgeschäftsführer des Zivilschutzverbandes, gegenüber ZackZack. Die Vorbereitungen auf einen Ernstfall sähen grundsätzlich stets sehr ähnlich aus. Wichtig sei vor allem, dass sie getroffen werden.

Große regionale und generationsmäßige Unterschiede

Während ältere Generationen dazu neigen, eine stets gefüllte Speisekammer zu haben, sei das bei Jüngeren eher selten der Fall, so Farda. In Gebieten, in denen die Menschen aufgrund von Lawinen oder Muren immer wieder abgeschnitten würden, seien gewisse Vorbereitungshandlungen vollkommen normal. „Für die Menschen dort ist das selbstverständlich, weil sie täglich damit zu tun haben. Für andere ist es oft ein bisschen abstrakt“, so Farda.

Aufzeichnungen darüber, wie gut die österreichische Bevölkerung in der Breite auf Katastrophen oder einen Blackout vorbereitet ist, gibt es offiziell nicht. Ab dem kommenden Jahr soll das laut Farda in regelmäßigen Abständen erhoben werden.

Proben für den Ernstfall

Zuletzt gab es im November 2021 auf Bundesebene eine große Übung für einen möglichen Blackout – unter dem Titel „Energie 21“. Ein Garant dafür, dass im Ernstfall alles glatt läuft, sind solche Übungen nicht, so der Experte. Selbst bei der besten Vorbereitung sei zu erwarten, dass sich im Ernstfall etwas zeige, das nicht funktioniert, so Farda. „Eine Übung ist auch dann ein Erfolg, wenn man auf Fehler stößt und draufkommt, dass Annahmen möglicherweise falsch sind“, sagt er. Man könne immer daraus lernen und Abläufe verbessern.

Aber nicht nur auf öffentlicher Ebene sei es wichtig, regelmäßig für den Ernstfall zu proben. Auch privat soll man regelmäßig überprüfen, ob man wirklich gerüstet ist. Als Erinnerung und Anlass dafür schlägt Farda den jährlichen Zivilschutzprobealarm Anfang Oktober vor. „Ich sollte vielleicht einmal überprüfen, ob die Gulaschdose noch geht oder ob ich vielleicht eine nachkaufen sollte, aber auch so etwas wie den Feuermelder, den Kohlenmonoxidmelder. Ganz banale Dinge, die nicht nur für eine Krise relevant sind, sondern für meine allgemeine Sicherheit.“ Eine Checkliste für einen solche Stresstest steht im Zivilschutz-Shop kostenlos zum Download bereit. Dort kann auch ein Aufkleber bestellt werden, auf dem die wichtigsten Notfallnummern vermerkt und Warn- und Alarmsignale erklärt sind.

Blackout unwahrscheinlich, aber nie ausgeschlossen

Im Oktober 2021 startete das Verteidigungsministerium eine Info-Kampagne zum Thema Blackout. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sagte damals: “Österreich ist keine Insel der Seligen, sondern liegt mitten im Herzen Europas. Das heißt, auch wir müssen in nächster Zeit mit einem Blackout rechnen.“

Als Blackout wird laut Zivilschutz “ein längerdauernder, großflächiger Stromausfall bezeichnet, der mehrere Staaten gleichzeitig betreffen kann und dessen Auswirkungen weitreichend sind, konkret aber, aufgrund der fehlenden Erfahrungswerte, schwer abschätzbar sind.” Ein Blackout ist nicht gleichzusetzen mit einem lokalen Stromausfall. Wie wahrscheinlich ein solches Ereignis ist, lässt sich laut Farda nicht seriös sagen: „Zu 99,9 Prozent werden Sie morgen aufwachen und es ist alles so wie gestern. Aber es ist halt nie auszuschließen.“

Die Versorgungssicherheit sei laut Farda in Österreich sehr hoch, aber auch die beste Infrastruktur sei in manchen Fällen nutzlos. Auf bestimmte Faktoren, von menschlichem Versagen über Einflüsse von außen – etwa Fehler im europäischen Stromnetz – bis hin zu Sabotage, könne man keinen Einfluss nehmen. Es sei auch nicht vorherzusagen, ob ein Blackout nur wenige Minuten oder sogar mehrere Tage dauern würde.

Altbewährtes in jeder Situation

Die Regierung informiert online darüber, wie man sich auf Katastrophen und einen möglichen Blackout vorbereiten kann. „Die Mittel, mit denen man sich vorbereitet, sind meistens die gleichen“, sagt Farda. Empfohlen wird etwa, Dinge wie eine Taschenlampe, ein batteriebetriebenes Radio, Reservebatterien, Erste-Hilfe-Utensilien und wichtige Dokumente stets griffbereit zu haben. „Überlegen Sie sich als Haushalt grundsätzlich immer, was sind Szenarien, die mich betreffen können“, empfiehlt der Experte.

Man sollte jedenfalls immer einen Vorrat zu Hause haben, um zehn bis 14 Tage autark überleben zu können – ausreichend Wasser, lang haltbare, hochwertige und leicht verdauliche Lebensmittel, Spezialnahrung für Babys oder etwa Haustiere.

Gute Koordination wichtig

Kommt es tatsächlich zu einer Katastrophe oder einem Blackout, soll man erst einmal einen für die Situation sicheren Ort aufsuchen. „Wenn Hochwassergefahr herrscht, werde ich nicht in den Keller gehen“, so Farda, und weiter: „Koordinieren Sie sich so gut es geht mit Ihrer Familie, Ihrem Haushalt, Ihren Liebsten.“ Im Idealfall soll schon im Vorfeld besprochen worden sein, wer im Ernstfall welche Aufgaben übernimmt und wie man sich organisiert.

Farda appelliert außerdem an Betroffene: „Hören Sie auf das, was die Behörden Ihnen sagen.“ Landeswarnzentralen und die Bundeswarnzentrale würden entsprechend Alarm schlagen und in den Gemeinden lägen Pläne für die unterschiedlichen Szenarien auf, erklärt Farda. „Da wird dann entschieden, was das Sinnvollste ist, das Sie zu tun haben.“

(pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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7 Kommentare

  1. Baugenehmigungen in heiklen Bereichen, wie Schwemmwasser, bestimmte Hanglagen, etc., Waldrodung, Landumwiedmung, Versiegelung, Flussbegradigung… wir haben genug Vorbereitungshandlungen im Negativen gesetzt.

  2. Zig Jahre kein Thema und nach dem wir uns eigentlich weiterentwickelt haben sollten nun ein neuer Dauer Fokus?
    Ein weiterer Beweis dass in diesem Land, in Europa und vor allem der westlichen Welt etwas gewaltig stinkt

    • Nichts stinkt. Die Agenda 2030 der UNO wird implementiert.
      Können Sie überall ganz offen nachlesen.

      17 SDGs MÜSSEN umgesetzt werden.
      “Demokratisch” selbstverständlich.

      Sie schweigen = Demokratie.
      Sie sprechen = Verschwörungstheorie.

      Dazwischen gibt es bald nichts mehr. 😉

  3. Blackout? Das war doch lange eine Verschwörungstheorie und Preppern war nur was für extremistische Staatsverweigerer.

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