Bedrohte Ärztin:
Auf Wunsch von Angehörigen ist die Leiche von Lisa-Maria Kellermayr am Mittwoch nun doch obduziert worden. Das vorläufige Ergebnis ändert die Verdachtslage nicht.
Seewalchen am Attersee/Wels, 04. August 2022 | Die Leiche der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die am Freitag der Vorwoche in der Ordination gefunden worden war, ist am Mittwoch doch obduziert worden. Das vorläufige Ergebnis brachte laut Staatsanwaltschaft Wels keinerlei Hinweise auf das Einwirken Dritter. Man gehe weiter von Suizid aus.
Wunsch von Angehörigen
Die Obduktion erfolgte auf Wunsch von Angehörigen. Am Sachverhalt habe sich nichts geändert, sagte ein Sprecher. Angehörige haben das Recht dazu, eine solche zu verlangen. Die Staatsanwaltschaft Wels hat diese daraufhin beim Gericht beantragt und jenes habe sie veranlasst.
An der Verdachtslage habe sich nichts verändert. Man gehe weiterhin von Suizid aus. Es gebe keine neuen Hinweise oder Erkenntnisse, die anderes nahelegen würden.
Chemisch-toxikologischer Befund steht noch aus
Auch das vorläufige Obduktionsergebnis unterstützt diese Ansicht offenbar: Es gebe keinerlei Hinweise auf das Einwirken Dritter, teilte die Staatsanwaltschaft Wels am Mittwochnachmittag mit. Das schriftliche Gutachten und die chemisch-toxikologischen Untersuchungsergebnisse würden allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Suizid nach monatelanger Bedrohungslage
Lisa-Maria Kellermayr hatte seit November 2021 zahlreiche und teils sehr konkrete Drohungen von Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern erhalten. Um sich und ihre Patienten zu schützen, hatte sie weitreichende Sicherheitsmaßnahmen für ihre Ordination ergriffen, wodurch ihr mehrere Zehntausend Euro an Kosten entstanden waren. Ende Juni sah sie sich vor dem Ende ihrer Existenz.
Sie hatte sich mehrfach an Polizei, Politik und Ärztekammer gewandt auf der Suche nach Unterstützung, hatte diese aber kaum bis nicht nachhaltig erhalten und fühlte sich nicht ernstgenommen. Nachdem Kellermayr ihre Ordination Ende Juni bis auf Weiteres geschlossen hatte, war der Sprecher der Polizei Oberösterreich mit der Äußerung aufgefallen, die Ärztin habe ihren Fall dramatisch geschildert und wolle mit der gesamten Geschichte ihr eigenes Fortkommen fördern.
In Österreich gibt es zahlreiche, kostenlose Einrichtungen und Telefonnummern, die bei Suizidgedanken und in Krisensituationen ihre Hilfe anbieten:
Telefonseelsorge: 142 (Notruf) rund um die Uhr erreichbar
Kriseninterventionszentrum: 01/406 95 95 Mo-Fr von 10-17 Uhr erreichbar
Rat auf Draht: 147 rund um die Uhr für Kinder und Jugendliche erreichbar
Psychosozialer Dienst (PSD) Wien: 0/ 31330 rund um die Uhr erreichbar
Männernotruf: 0800 246 247 rund um die Uhr erreichbar
Frauenhelpline: 0800 222 555 rund um die Uhr erreichbar
(red/apa)
Titelbild: VERENA LEISS / APA / picturedesk.com