Samstag, Juli 27, 2024

Bombe ins Moskauer Herz – Tochter von Putin-Berater getötet

Tochter von Putin-Berater getötet

Bei einer Autobombe nahe Moskau wurde die Tochter des rechtskonservativen Kriegshetzers Alexander Dugin getötet. Wer hinter dem Anschlag steckt, ist noch unklar.

Moskau, 22. August 2022 | Alexander Dugin ist kein Unbekannter. Weder in Russland, noch über dessen Grenzen hinaus. Der einflussreiche Meinungsmacher steht für eine rechtsnationale russische Ideologie und gilt als Scharfmacher gegenüber dem Westen. Die Familie Dugin, die zum Moskauer Machtzirkel gezählt werden kann, ist seit dem Wochenende kleiner geworden. Dugins Tochter, Darja Dugina, fiel am Samstag nach dem Besuch eines nationalistischen Festivals einer Autobombe zum Opfer.

Der Anschlag hatte wohl eigentlich ihrem Vater gegolten. Beide sind für das Schüren von Hass verantwortlich. So sagte Darja in der Vergangenheit: „Ukrainer sind Unmenschen.“

Moskau beschuldigt Ukraine

Obwohl die Ermittlungen wegen des mutmaßlichen Mordanschlags noch laufen, beeilten sich kremltreue Stimmen „ukrainischen Terroristen“ das Attentat anzulasten. Russlands Inlandsgeheimdienst FSB berichtet fast täglich von Festnahmen mutmaßlicher Terroristen, die im ukrainischen Auftrag Anschläge geplant haben sollen. Immer wieder veröffentlichten die Agenten dazu auch nicht überprüfbare Fotos und Videos von selbst gebauten Sprengsätzen und angeblichen Geständnissen der Verdächtigen. Bei einem zuvor vereitelten Anschlag auf einen hochrangigen russischen Propagandisten sprach Russlands Präsident Vladimir Putin allerdings von der CIA: „Uns sind die Kuratoren der westlichen Geheimdienste namentlich bekannt, eine CIA-Gruppe in erster Linie, die mit den Sicherheitsorganen der Ukraine zusammenarbeitet”, sagte er.

Ukraine dementiert

In Kiew betonte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak, dass die Ukraine mit dem Anschlag nichts zu tun habe. Im Fernsehen meinte er, dass Russland dieser Vorfall auch gelegen kommen könne, um eine Mobilmachung für den Krieg zu rechtfertigen. Außerdem kämpften in Russland inzwischen viele Gruppierungen untereinander um die ideologischen Positionen auf dem innenpolitischem Feld. Der Experte Ruslan Trad verbreitete bei Twitter die These, dass es sich bei dem Anschlag auch um einen Racheakt des FSB gegen Dugin handeln könnte. „Besonders da Dugin, wie Gerüchte flüstern, Putin erzählt, dass der FSB die Schuld trägt an den schlechten Ergebnissen in der Ukraine.”

Trügerische Sicherheit

Bisher war vom Krieg und dessen Folgen in den Machtzentren Russlands weniger zu bemerken. In St. Petersburg, der Heimatstadt Putins, und in Moskau sind auch kaum Soldaten für gefährliche Einsätze rekrutiert worden. Die meisten Kriegstoten stammen aus entlegeneren Gebieten Russlands, in denen ärmere Menschen mit der vergleichsweise guten Bezahlung in der russischen Armee in den Krieg gelockt werden. Da die Einkommen in Moskau und St. Petersburg viel höher sind, als in ärmeren Regionen, zahlt sich für die meisten Männer in den beiden Großstädten ein militärischer Einsatz kaum aus.

Mit dem Anschlag ist der Krieg nun wieder stärker im Herzen Russlands angekommen. Beobachter meinten am Sonntag, dass die Schockwelle der Autobombe zumindest die bequeme Welt der Propagandisten, die sich bisher in Sicherheit wähnten, erschüttert. Dass eine in der Öffentlichkeit stehende Befürworterin des Kriegs gegen die Ukraine nun auf russischem Gebiet in der Nähe von Moskau demonstrativ getötet wird, gilt als beispiellos.

(dp/apa)

Titelbild: HANDOUT / AFP / picturedesk.com

Autor

  • DanielPilz

    Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.

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