Samstag, Juli 27, 2024

Ungarns Wetterdienst-Chefs nach falscher Vorhersage gefeuert

Das ist eine Unterüberschrift

Für das Wochenende sagte Ungarns Wetterdienst ein Gewitter voraus, das dann nicht kam. Das traditionelle Feuerwerk zum Nationalfeiertag am Samstag war deswegen abgesagt worden. Am Montag gab es Entlassungen. 

Budapest, 24. August 2022 | Dass das Wetter macht was es will, ist nichts Ungewöhnliches, dass sich Wettervorhersagen nicht erfüllen, auch nicht. Dass Wetterdienste deswegen plötzlich keine Leiter mehr haben, allerdings schon.

Wie die ungarische staatliche Nachrichtenagentur MTI berichtete, hat der Minister für Technologie und Industrie am Montag die Leiterin des ungarischen Wetteramtes (OMSZ) und ihren Stellvertreter mit sofortiger Wirkung entlassen – ohne Angabe von Gründen. Jedoch war kurz zuvor das traditionelle Feuerwerk zum Nationalfeiertag am 20. August in Budapest abgesagt worden und zwar wegen einer Wetterprognose, die sich schlussendlich nicht bewahrheitete. Oppositionsmedien vermuten darin den Grund der Entlassungen.

Gewitter blieb aus

Am 20. August feiern die Ungarn den Tag des ersten Staatsgründers, König Stephan (um 975-1038). Unwetter hatten im Jahr 2006 beim traditionellen Feuerwerk in Budapest zu einem schweren Unglück geführt: Fünf Menschen starben und mehr als 300 wurden verletzt, als während des pyrotechnischen Spektakels ein Gewitter ausbrach und unter den eineinhalb Millionen Zuschauern Panik ausbrach. Deswegen entscheidet seitdem die Regierung aufgrund der Wettervorhersagen darüber, ob das Feuerwerk stattfindet.

Der Wetterdienst hatte vorhergesagt, dass es am Samstagabend mit 75- bis 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit in Budapest ein heftiges Gewitter geben werde. Deswegen sagte Zoltan Kovacs, Staatssekretär für internationale Kommunikation und zugleich Leiter des für den Feiertag zuständigen operativen Stabs, das Feuerwerk wenige Stunde vor dem geplanten Spektakel ab. Jedoch blieb das Gewitter aus.

Keine Knaller: Rechte Medien wittern Verschwörung

Daraufhin warfen Medien, die der rechtspopulistischen Regierung nahestehen, dem Wetterdienst vor, das Feuerwerk durch “falsche” Informationen verhindert zu haben und Wetterdienst-Chefin Kornelia Radics und ihr Stellvertreter Gyula Horvath verloren ihre Arbeit.

Zur falschen Vorhersage schrieb der Wetterdienst auf Facebook, dass es sich beim tatsächlichen Wetter am Samstag um das unwahrscheinlichste Szenario in ihren Vorhersagen gehandelt habe. Unsicherheit sei ein Teil ihrer Arbeit, dies sei aber ignoriert worden, obwohl man das mitgeteilt habe. Der Wetterdienst habe sein Bestes getan, um mit den verfügbaren Informationen und Modellen zu arbeiten. Er sei außerdem keine politische Institution, sondern eine unabhängige Zentralstelle und professionelle Hintergrundinstitution, hielt man den Vorwürfen entgegen. Man habe sein Fachwissen nach bestem Wissen und Gewissen zur Verfügung gestellt.

Ob Feuerwerk oder nicht, Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán ließ sich am Nationalfeiertag, anders als in vorangegangenen Jahren, jedenfalls nicht blicken. Er nahm an keiner der Feiern teil, verlieh keine Staatsorden und postete auch nichts dazu in den Sozialen Medien. Medien spekulierten, der Regierungschef sei im Urlaub in Kroatien.

(apa/red)

Titelbild: FERENC ISZA / AFP / picturedesk.com

Autor

  • Stefanie Marek

    Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.

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